Riley - Im Schein der Finsternis -
gerichtet, die im Zickzack durch die dichte Baumgruppe lief.
Er war ganz und gar gefesselt von diesem Mädchen, dessen langes Haar auf und ab wippte und wie ein schimmernder schwarzer Umhang um sie herumwirbelte.
Die wunderschönen dunklen Augen des Mädchens funkelten und blitzten. Ihre schimmernden, glatten Wangen glühten, und ihr ganzes Gesicht erhellte sich und strahlte vor Begeisterung, Liebe und freudiger Erwartung, als sie sich lächelnd umdrehte und ihm mit einer Geste bedeutete, näher zu kommen.
Er rief ihr etwas zu, und seine Stimme klang sanft. Es war kaum mehr als ein Flüstern, aber trotzdem unmissverständlich. Sein Tonfall war unverkennbar, und der Anklang von Sehnsucht und Verlangen war nicht zu überhören, als Bodhi stockend rief: »Nicole … bitte … geh nicht. Warte auf mich!«
Er rannte durch das verdorrte Gras und zwischen Grabfeldern hindurch. Er holte auf und kam ihr immer näher, bis sie schließlich neben einem besonders knorrigen Baum stehen blieb und ihren Blick von Bodhi abwendete und auf mich richtete.
Und dann sah ich es.
Sah, was sich hinter dieser zierlichen und hübschen Fassade befand.
Aber ich war die Einzige, die es sah.
Diese Enthüllung war nur für mich bestimmt.
Bodhi sah immer noch, was er vorher gesehen hatte, und das war etwas ganz anderes.
Und bevor ich ihm etwas zurufen konnte, bevor ich ihn einholen oder ihn irgendwie warnen konnte, war er schon weg. Mir blieb nichts anderes übrig, als dabei zuzuschauen, wie sie einen ihrer feingliedrigen Finger hob und damit Bodhi lächelnd auf die Schulter tippte.
Nur einmal.
Leicht und schnell.
Aber das genügte, um ihn einzusperren.
Um alles einzusperren.
Mir blieben nur Buttercups klägliches Gewinsel, Bodhis leiser werdende, sehnsuchtsvolle Bitten und die schreckliche Wahrheit darüber, was gerade vor meinen Augen passiert war.
Rebecca .
Das schreckliche, grässliche Geistermädchen Rebecca.
Sie hatte, ihren Höllenhund mit den glühenden Augen neben sich, meinen Führer und meinen Hund hereingelegt und mir beide gestohlen.
SIEBEN
I ch stand da und starrte auf den Fleck, der überhaupt nicht mehr so aussah wie noch vor einem Moment.
Außer einigen wenigen abseits gelegenen Bäumen und Felsen lag alles andere, also der Rest, im Inneren, in einer Art Hülle aus schimmerndem Glühen.
Es schimmerte.
So ähnlich wie der Schimmer, den ich vorher bereits gesehen hatte – der Schimmer, der sich von einem kleinen hüpfenden Lichtball in Rebecca verwandelt hatte.
Nur war dieser Schimmer größer.
Viel größer.
Wie eine riesige, glänzende Seifenblase, die sich ausweitete, bis sie beinahe den gesamten Friedhof einschloss. Der untere Teil verschmolz mit dem Boden, während die Wände und Seiten derart blendeten, dass ich kaum hinsehen konnte, ohne die Augen zusammenzukneifen.
Wie ein Spiegel reflektierten sie alles, was außerhalb lag, und verschleierten die Geheimnisse im Inneren.
Obwohl ich nur mein Spiegelbild sehen konnte, wusste ich, dass mein Führer und mein Hund auf die gleiche Weise in die Falle gelockt worden waren wie ich. Und wenn ihnen etwas Ähnliches blühte wie mir – tja, dann würden sie beide gleich ihre eigene persönliche Version der Hölle noch einmal erleben.
Ich starrte weiterhin auf diese Kugel, während ich mir den Kopf zermarterte und nach Antworten oder Anhaltspunkten suchte, nach irgendetwas, was Bodhi irgendwann über ein hübsches Mädchen namens Nicole erwähnt haben könnte. Aber mir fiel nichts ein.
Die Wahrheit ist, dass ich nicht viel über Bodhis Zeit auf der Erdebene wusste. Eigentlich nur, wann und wie er gestorben war und dass er professioneller Skater werden wollte. Mehr wusste ich nicht, wie ich mir beschämt eingestehen musste.
Ich hatte keine Ahnung, woher er stammte, wo er gelebt hatte und wer seine Eltern oder Freunde waren. Ob er Geschwister hatte und ob er jemals sein altes Leben so sehr vermisste wie ich manchmal meines.
Aber die Sehnsucht in seiner Stimme, mit der er ihren Namen gerufen hatte, beantwortete eigentlich den letzten Teil.
Er vermisste sie. Sehr sogar. So viel war klar. Doch ich wusste nicht, warum sie ihm fehlte, wer sie war und was sie ihm möglicherweise bedeutet hatte.
Ich ließ mich auf den Boden fallen, hin- und hergerissen zwischen tief sitzenden Schamgefühlen, weil ich mich so selbstsüchtig verhalten hatte und mir nicht einmal die Mühe gemacht hatte, etwas über das persönliche Schicksal meines Führers zu erfahren –
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