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Risiko!

Risiko!

Titel: Risiko! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Kent
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zurückzuziehen, was den armen Jess sichtlich verwirrte. Dafür tönte er umso lauter, wie toll er sich hier amüsierte und wie wunderbar er es fände, keine Frau “an den Hacken” zu haben. Sydney bezweifelte, dass ihm irgendjemand glaubte.
    Dass Ray die lebhafte Vierergruppe begleitet hatte, konnte Sydney sich schwerlich vorstellen. Er hatte zwar ungefähr zur selben Zeit heute Morgen das Haus verlassen, war aber beim Frühstück auffallend schweigsam gewesen. Genau genommen hatte er gar nicht richtig mitgefrühstückt.
    Der Tag an der Lagune schien die Dinge zwischen ihnen beiden nachhaltig verändert zu haben. Dabei fiel Sydney kein triftiger Grund für den Wandel ein.
    Ray hatte sich heute Morgen einen Kaffee eingeschenkt, eine Banane aus der Obstschale genommen und war auf den Pier unterhalb der Villa gegangen. Er trug orangefarbene Segelshorts und ein ärmelloses schwarzes T-Shirt. Sydney hatte ihn von der Verandatür her beobachtet, während sie im Stehen ihren Kaffee trank. Sie hatte sich gefragt, was wohl in ihm vorgehen mochte.
    Sie kannte ihn zu wenig, um sein Verhalten deuten zu können, und das ärgerte und verunsicherte sie. Aber vor allem bestärkte es sie in ihrem Entschluss, ihre Beziehung zu ihm auf einen heißen Urlaubsflirt zu beschränken. Sie wollte Sex und keine wirkliche Intimität. Nolan hatte ihr immer gepredigt, dass das Geschäft an erster Stelle stehen musste, wenn man erfolgreich sein wollte. Und von ihm hatte sie gelernt, Entscheidungen niemals aus dem Bauch heraus zu treffen, sondern sich einzig und allein von ihrem Verstand leiten zu lassen.
    Diesem Rat ihres Vaters war sie gefolgt – meistens. Ihr Unternehmen war der unwiderlegbare Beweis dafür, wie gut sie darin war, ihren Verstand ein- und ihr Herz auszuschalten.
    Im letzten Jahr hatte sie ihre selbst gesteckten Grenzen allerdings überschritten. Sie war zu Nolan gegangen und hatte in einer persönlichen Angelegenheit um seine finanzielle Hilfe gebeten. Das war ein Fehler gewesen. Hinterher hatte sie sich von ihm verraten gefühlt und war sich selbst furchtbar schäbig vorgekommen, weil sie ein Versprechen nicht halten konnte, das sie einer guten Freundin gegeben hatte.
    Ein dicker Regentropfen klatschte ihr auf die nackte Schulter. Gleich darauf folgte der zweite, dann der dritte. Bis zur Pagode waren es noch ungefähr fünfzig Meter. Obwohl es ihr nichts ausmachte, vom warmen Regen durchnässt zu werden, begann sie zu rennen. Der Wettlauf mit den Sommerstürmen war ein Spiel, das sie schon als kleines Mädchen mit ihrer Mutter auf der Insel gespielt hatte.
    Viel zu lange hatte sie nicht mehr an die glücklichen Zeiten zurückgedacht, die sie hier verbracht hatte. Sie lachte, als sie schließlich die Pagode erreicht hatte und die Bambusrollos im hinteren Teil herunterließ. Ihr Lachen verstummte jedoch schlagartig, als sie Ray erblickte, der sich im Laufschritt dem Unterschlupf näherte.
    Er kam herein, tropfnass und ein wenig außer Atem. Sydney wollte nicht darüber nachdenken, welch ungeheurer Zufall sie beide zur selben Zeit an diesen Ort geführt hatte. Sie war einfach nur überglücklich.
    “Hallo”, sagte sie und schüttelte sich das Wasser von den nackten Armen. Ein Handtuch oder wenigstens ein halbwegs trockenes T-Shirt wären jetzt schön gewesen, aber sie hatte weder das eine noch das andere. Sie trug nur ein leuchtend gelbes Bikinioberteil und grün-gelbe Shorts, und beides war durchnässt. Also musste sie sich damit begnügen, das Wasser mit den Händen fortzureiben. “Ich dachte, du wärest mit den anderen zum Schnorcheln gegangen.”
    Als er den Kopf schüttelte, flogen Tropfen aus seinem Haar. Er strich es mit den Fingern zurück und antwortete: “Ich war heute Morgen bei den Brutplätzen der Pelikane. Von da bin ich immer weiter gegangen, bis ich irgendwann den größten Teil der Insel abgelaufen hatte. Nolan hat hier wirklich ein beeindruckendes Fleckchen Erde für sich – mit eigenem Naturreservat und allem.”
    “Tja, ich bin mehr oder minder auf der Insel aufgewachsen. Ich habe all das für viel zu selbstverständlich gehalten, statt mein Glück zu begreifen.” Sie blickte durch den offenen Eingang aufs Meer hinaus. “Wusstest du, dass ich meinen sechzehnten Geburtstag hier gefeiert habe?”
    “Gerüchteweise. Ich habe vor allem gehört, dass du nach der Party eine Menge Ärger bekommen hast.”
    Sie waren sechs Mädchen gewesen und hatten eine tolle Party gefeiert. Leider war am nächsten Tag

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