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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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innerhalb einer Viertelstunde vollziehen - mehr Zeit blieb ihm nicht!
    Natürlich konnte man etwas dagegen tun. Es gab Prokaine, Antibiotika und Antihistamine - falls sein geschwächtes Herz sie aushielt. Aber selbst wenn es ihm gelang, sich noch bis ins Haus zu schleppen, selbst wenn er Dr. Greaves erreichte, und wenn der die modernen Medikamente sofort zur Hand hatte - der Arzt konnte frühestens in einer Stunde hier draußen sein. Die erste Schmerzwelle durchzuckte Major Smythe. Er krümmte sich stöhnend zusammen. Eine zweite und dritte Woge der Pein raste durch seinen Magen, seine Glieder. Auf der Zunge hatte er einen trockenen, metallischen Geschmack. Seine Lippen juckten. Er ächzte und stürzte von der Bank in den Sand. Neben ihm zappelte etwas. Da fiel ihm der Skorpionfisch wieder ein. Seine Schmerzen ließen vorübergehend nach. Sein ganzer Körper brannte in einem wütenden Feuer, aber der Verstand funktionierte wieder glasklar. Das Experiment - natürlich!
    Octopussy mußte doch sein Mittagessen bekommen.
    »Octopussy, das ist die letzte Mahlzeit, die du von mir kriegst!« murmelte Major Smythe vor sich hin.
    Auf allen vieren kroch er zu seiner Atemmaske und zog sie mühsam über den Kopf. Dann packte er den Speer mit dem immer noch zuckenden Fisch, preßte die freie Hand gegen den Magen und erreichte kriechend und rutschend das Wasser. Bis zum Versteck des Octopus zwischen den Korallen waren es etwa fünfzig Meter. Major Smythe schrie laut in seine Atemmaske, und den größten Teil der Strecke legte er auf den Knien rutschend zurück. Aber er schaffte es. Kurz vor seinem Ziel wurde das Wasser tiefer. Er mußte sich aufrichten. Vor Schmerzen zuckten seine Glieder, als würden sie wie bei einer Marionette einzeln von dünnen Drähten dirigiert. Dann war er am Ziel. Mit äußerster Willensanstrengung beugte sich Major Smythe vor und ließ etwas Wasser in seine Atemmaske, um die Scheibe klar zu spülen. Aus seiner zerbissenen Oberlippe tröpfelte Blut. Vorsichtig beugte er sich vor und spähte unter das Versteck des Octopus.
    Die braune Masse war immer noch vorhanden. Sie zuckte erregt. Warum bloß? Major Smythe sah die feinen Blutschwaden, die sich sachte zu Boden senkten. Natürlich! Der liebe Kleine schmeckte sein Blut.
    Ein neuer Schmerzanfall riß Major Smythe fast von den Beinen. Er brabbelte sinnlose Wortfetzen in seine Atemmaske. Reiß dich zusammen, Dexter, alter Junge! Octopussy muß sein Essen bekommen!
    Er packte den Speer weiter vorn und senkte den kaum noch zuckenden Skorpionfisch langsam in das Loch, unter dem der Octopus lauerte.
    Würde er nach dem Köder schnappen? Nach dem giftigen Köder, der Major Smythe umbrachte, gegen den ein Octopus aber möglicherweise immun war? Wenn nur der alte Bengry jetzt hier wäre und alles beobachten könnte! Drei aufgeregt zuckende Tentakeln glitten aus dem Loch und umtanzten den Skorpionfisch. Vor den Augen des Majors wallten graue Nebel -die beginnende Bewußtlosigkeit! Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können.
    Dann zuckten die Tentakel vor! Aber sie packten nicht den Fisch, sondern Major Smythes Hand und Arm. Smythes zerbissene Lippen glätteten sich zu einem zufriedenen Lächeln. Nun hatte er seinem Octopussy doch die Hand geschüttelt! Aufregend war das. Und großartig - wirklich wunderbar. Dann zog ihn der Octopus langsam und unbarmherzig nach unten. Major Smythe dämmerte die schreckliche Erkenntnis. Er sammelte noch einmal alle schwindenden Kraftreserven und stieß mit dem Speer zu. Aber er drückte nur den Skorpionfisch in die weiche Masse des Octopus hinein und gab seinen Oberarm dem Zugriff der Fangarme preis. Die Tentakel ließen ihn nicht mehr los.
    Zu spät riß sich Major Smythe die Atemmaske vom Gesicht. Ein gequälter Schrei hallte noch über die menschenleere Lagune, dann versank sein Kopf. Blasen stiegen an die Wasseroberfläche empor, Major Smythes Beine tauchten auf und bewegten sich sanft in der leichten Dünung, während der Octopus die rechte Hand in den gähnenden Schlund zog und mit seinen schnabelgleichen Zähnen einen ersten, zögernden Biß in den Zeigefinger riskierte.
    Zwei junge Fischer aus Jamaika fanden die Leiche. Sie speerten den Octopus mit der Harpune des Majors und töteten ihn auf die traditionelle Art und Weise, indem sie ihn umkrempelten und ihm den Kopf abbissen. Dann schafften sie die drei Leichen an Land.
    Major Smythe wurde der Polizei übergeben, der Octopus und der Skorpionfisch wanderten in

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