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Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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nicht darum bitten sollte, ihn in ein anderes Team zu versetzen. Ein Hundebiss, und so ein Theater!
    Ein Blitz spaltete den Himmel in zwei Hälften und tauchte das Kraussche Haus einen Augenblick lang in gespenstisches Weiß. Die dicken Regentropfen, die der Wind vor sich hertrieb, hörten sich wie Kullererbsen an. Von oben ergoss sich eine Flut Wasser in den Höhleneingang.
    Williams war für einen schwer Verwundeten erstaunlich schnell auf den Beinen. »Jetzt hab ich die Schnauze voll!«, verkündete er. »Ich gehe ins Haus und löse Rheinbeck ab. Soll er sich mal nasse Füße holen, während ich die alte Lady bewache!«
    »Das entspricht aber nicht unserem Auftrag.«
    »Der Auftrag kann mir gestohlen bleiben! Hazen und seine Leute wollten nach einer halben Stunde wieder da sein. Ich bin müde und nass bis auf die Haut. Du kannst ja, wenn du willst, hier bleiben. Ich verkriech mich jedenfalls im Haus!« Sprach’s und stapfte, schräg gegen den Wind gestemmt, los. Shurte starrte ihm mit finsterer Miene nach. Großer Gott, der Kerl war wirklich ein Arschloch!

77
    Auf einmal wurde das Gebrüll des Monsters von einem gewaltigen Abschussknall übertönt, dessen Echo sekundenlang in den Felsgewölben hin und her irrte. Corrie spürte, wie sie vom Gewicht ihres Peinigers regelrecht erdrückt wurde. Sein röhrendes Muhen hörte sich nun nach quälenden Schmerzen an. Sie erstickte fast an seinem nach faulen Eiern stinkenden Mundgeruch. Seine fleischige Pranke schloss sich so fest um ihren Hals, dass sie kaum noch Luft bekam. Für den Bruchteil einer Sekunde blickte sie in sein Gesicht. Es schien in die Breite zu verfließen, die Haut war unnatürlich glatt und bleich, die kleinen Augen waren unter der gewölbten Stirn fast nicht auszumachen.
    Wieder ein Abschussknall. Diesmal traf sie ein Regen aus winzigen Felssplittern. Jemand schoss von unten mit einer großkalibrigen Waffe auf das Ungeheuer. Er musste es getroffen haben, denn es brüllte wie ein verwundeter Bär, versuchte, Deckung zu nehmen, hielt aber weiter Corries Hals umklammert und zerrte sie mit sich fort.
    Aus vager Ferne hörte sie wie durch einen Schleier die Stimme des Agent. »Corrie!«, rief er ihr zu. »Jetzt!«
    Zuerst hatte sie Mühe, den Sinn seiner Worte zu entschlüsseln, doch endlich begriff sie, was Pendergast meinte. Sie reckte die Arme nach vorn, fand irgendwo Halt und zog die Beine nach. Von Schluchzen geschüttelt, versuchte sie keuchend, sich dem Ungeheuer zu entwinden. Aber sie hatte die Rechnung ohne ihren Peiniger gemacht, seine großen Pranken legten sich wie Stahlfesseln um ihre Fußgelenke. Schreiend versuchte sie, sich zu befreien, aber das Ungeheuer lockerte seinen Griff nicht. Es war, als wolle es Corrie mit sich in die Tiefe reißen. Sie grub die geschwollenen, blutenden Finger in den Fels und stieß vor Angst einen gellenden Schrei aus.
    Wieder brach ein Schuss. Ihr Peiniger lockerte seinen Würgegriff, er war offenbar verletzt. Corrie merkte, dass die umherfliegenden Felssplitter auch ihr an den Unterschenkeln Wunden gerissen hatten.
    »Feuer einstellen!«, hörte sie Pendergast dem unsichtbaren Schützen zurufen.
    Das Ungeheuer gab plötzlich keinen Laut mehr von sich, sein von Wut und Schmerzen zeugendes Gebrüll war verstummt. Zögerlich rang sich Corrie dazu durch, einen Blick nach hinten zu werfen.
    Und da sah sie ihren Peiniger liegen. Sein plumpes, breites Gesicht hatte sich in eine blutige, vor Schmerz verzerrte Maske verwandelt. Ein paar Sekunden lang starrte er sie mit leerem Blick an, dann wurden seine Pranken von einem spastischen Zucken geschüttelt, der Griff, mit dem er ihre Fußgelenke umklammert hielt, löste sich. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, ließ er sich nach unten rutschen, auf die Steilwand zu. Von Entsetzen geschüttelt, sah sie ihn an der Felswand immer näher zum Abgrund gleiten. Und weil sein Körper stark blutete, zog er eine gespenstische rote Spur hinter sich her.
    Unten zielte Sheriff Hazen genau auf den Kopf des Ungeheuers. Einen Augenblick lang klammerte sich Corries Peiniger mit vor Schmerz verzerrtem Kindergesicht an einen Felsvorsprung, dann ließ er sich erschlafft fallen. Corrie hielt den Atem an und lauschte, aber das platschende Geräusch, auf das sie gewartet hatte, hörte sie nicht. Anscheinend hatte er das tiefe Wasserloch verfehlt. Sie hörte aber auch keinen Aufprall. Es war, als habe der Abgrund das Ungeheuer lautlos verschlungen.
    Unten stand immer noch Sheriff

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