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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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die feindlichen Gestade. Und er wurde zum ersten Opfer dieses neunjährigen Krieges. Laodamia, seine Gattin, raufte sich die Haare und war untröstlich. Doch die Götter erwiesen sich als gnädig. Sie ließen den Gefallenen aus der Unterwelt zurückkehren an den heimischen Herd – aber nur für drei Stunden. Protesilaos genoss diese kurze Frist zu einer letzten, hingebenden Liebesnacht mit seiner Frau.“
    Fulco lachte in sich hinein. „Und siehe da: Die Götter erwiesen sich auch mir als gnädig!“
    „Das heißt für mich, du musst bald wieder gehen. Auch deine Frist hat ein Ende, nicht wahr?“
    „Ja, bevor die Stadttore aufgemacht werden, muss ich wieder in der kleinen Herberge in der Nähe der Mandelpforte sein, wo mein Pferd untergestellt ist. Die Leute dort haben mich nicht erkannt, denn ich trage die Papiere eines Bruders bei mir. Er wird Angelo genannt - und er ist mein Freund. Ein guter Freund, der mir klargemacht hat, dass niemand auf Dauer eine Maske tragen kann, dass man nicht nur altern, sondern sich auch verändern darf. Ich hoffe inständig, dass mir nicht nur die Götter Ovids, sondern ein weiteres Mal auch die Wachen an der Porte Narbonnaise gnädig sind und mir nicht allzu genau ins Gesicht sehen. Denn ich kann es nicht leugnen: eine Ähnlichkeit mit diesem Hund Fulco von Saint-Georges, den man mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt hat, ist durchaus vorhanden, meinst du nicht auch, Liebste?“
    Rixende lachte verhalten, dann wurde sie ernst. „Werde ich dich wiedersehen, oder ist dies ein Abschied für immer?“
    „Wenn alles gutgeht, werde ich dich von jetzt an öfter besuchen. Irgendwann dann, eines nicht zu ...“
    „Eines nicht zu fernen Tages?“
    „Ja, ganz bestimmt. Gib mir noch ein wenig Zeit, Liebste. Ich werde einen Weg finden, damit wir für immer zusammenbleiben können. Doch sag, wo sind all die schönen Stoffe, die sich früher in den Warengestellen befanden?“
    Rixende erzählte ihm in knappen Worten von Ibrahims List.
    „Dieser ausgefuchste Sarazene!“ sagte Fulco schmunzelnd. „Ich hoffe nur, er hat dich nicht übers Ohr gehauen?“
    „Nein, nein, ganz bestimmt nicht“, beruhigte ihn Rixende. „Auf Ibrahim kann ich mich verlassen. Der Erlös liegt in Narbonne bei den Templern. Nur auf die Ländereien und Häuser hier in Carcassonne werde ich verzichten müssen. Um sie zu veräußern, bedarf es der Zustimmung des Seneschalls.“
    Nachdenklich sah Fulco Rixende ins Gesicht.
    „Bedeutet das heimliche Aufgeben des Tuchhandels, dass du ... dass du Carcassonne über kurz oder lang verlässt?“
    „Eines nicht zu fernen Tages“, wiederholte sie, „werde ich ganz gewiss Carcassonne verlassen. Und ich weiß auch schon, wohin ich gehen will. Ob du jedoch …?“ Rixende brach mitten im Satz ab. Es war nicht der Stolz der Frau, die zur Hüterin des großen katharischen Schatzes geworden war, nein es war der Stolz der Liebenden, der ihr verbot, das auszusprechen, was sie mit allen Fasern ersehnte.
    „Aber noch ist es nicht so weit. Ich muss, ob es mir gefällt oder nicht, des Königs Entscheid abwarten“, sagte sie statt dessen. „Hoffentlich kommt er im nächsten Jahr. Elias Patrice hat erzählt, dass er seine Reise hierher wegen des Friedensvertrages mit dem englischen König Eduard I. aufgeschoben hat.“
    „Und wenn sich Philipp gegen Fabri und somit gegen dich entscheidet?“
    „Dann fällt das leere Lager Abbéville in den Rachen.“
    „Aber dann bist du augenblicklich in Gefahr, Liebste!“ Fulco sprang auf. „Ich kenne ihn. Er wird wütend sein über deinen Streich. Und vergiss Guidonis nicht. Du darfst nicht so lange warten!“
    „Ich habe keine Angst. Sollte der König gegen mich entscheiden, was ich nicht glauben will, so wird er mir eine Frist einräumen, damit ich in Ruhe meinen Hausstand auflösen kann. Schließlich war nicht ich, sondern der alte Castel Fabri der Ketzerei angeklagt, nicht wahr? Ich werde also weit weg sein, wenn Abbéville das erste Mal über unsere Schwelle tritt.“

    Fulco hatte stärkste Zweifel. Er wusste, wie Abbéville über Rixende dachte, doch er wollte sie nicht ängstigen in der ersten Nacht, die sie seit langem zusammen verbrachten. Er musste vielmehr rasch einen Unterschlupf für sie beide finden, eine fremde Stadt, ein Land, wo sie unerkannt noch vor des Königs Besuch ihr gemeinsames Leben beginnen konnten. Er durfte nicht länger warten.
    „Wie steht es mit deinem Bruder?“
    „Er ist tot. Endura“, sagte

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