Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
ich noch eine persönliche Bitte aussprechen, Hoheit?“ fragte sie leise, nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte.
„Was habt Ihr auf dem Herzen, Frau?“
Jetzt, nachdem die Katze aus dem Sack war, sah Philipp ein wenig gütiger auf Rixende hinab.
„Ich bitte Eure Hoheit um Erlaubnis, nach der Übergabe meiner Güter Carcassonne mit wenigen Dienern auf immer verlassen zu dürfen.“
„Wo wollt Ihr hin?“ Verwundert hatte der König die Brauen hochgezogen.
„Nach Barcelona, Hoheit. Eine Tante lebt dort, hochbetagt.“
„Nach Aragon also …“ Philipp zögerte. Bei allen unvorhergesehenen Entscheidungen, die er zu fällen hatte, fehlte ihm Nogaret. „Unserethalben, so geht“, sagte er nach kurzem Nachdenken. Obwohl er dieser Frau gerade alles geraubt hatte, was sie besaß, entließ er sie nun mit einer huldvollen Handbewegung. Doch Rixende sah ihm erneut mutig ins Antlitz.
„Herr König, auf ein Wort noch. Was ist mir erlaubt, mitzunehmen?“ fragte sie mit aller Bescheidenheit, die sie aufzubringen imstande war.
Philipp musterte sie von Kopf bis Fuß. Er überlegte.
„Wir erlauben Euch“, sagte er nach einer Weile, „Eure Gewänder, Wäsche und … drei Stücke Eures Schmuckes mitzunehmen, dazu eine Livre Tournois als Abfindung.“
Einer seiner Berater, die dieser Unterredung beiwohnten, trat auf ihn zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der König lauschte, nickte. Dann fuhr er fort:
„Sobald Ihr Unserem Verweser die Geschäftsbücher, Besitzurkunden und den Lagerbestand übergeben habt und der Notar alles für recht befunden hat, wird er im Gegenzug Euren Kasten prüfen, bevor Ihr die Stadt verlasst“, sagte er edelmütig, so als ob er ihr soeben einen großen Gefallen getan hätte.
Dennoch war Rixende erleichtert. Ein weiteres Mal fiel sie vor ihm auf die Knie.
Beim Aufstehen wagte sie nicht, Patrice anzusehen, sie hörte nur, wie dieser noch immer sonderbar schnaufte, und sie sorgte sich um ihn.
Doch Elias Patrice atmete nicht nur hörbar, er bebte gewissermaßen vor Zorn. Sein schlohweißes Haar stand ihm zu Berge, und er konnte kaum seine wütende Stimme im Zaum halten.
„Mein Herr und König! In Eurer Hand liegen Macht und Reichtum, Ihr könnt beides, strafen und belohnen. Ehrerbietig haben wir auf Euer Kommen gewartet. Und nun weigert Ihr Euch Castel Fabri zu rehabilitieren“, rief er, „ja, Ihr beschlagnahmt obendrein die Güter dieser braven Frau! Eure Hoheit weigert sich ebenfalls, die unschuldig Inhaftierten freizulassen, sie auch nur ein einziges Mal anzusehen!“ Verzweifelt rang Elias nach Luft. „Ihr verschmäht unsere Geschenke, Sire, und räumt im Gegenzug der hiesigen Inquisition großzügig weitere Rechte ein – das alles betrachten wir als eine große Schande! Eine Schande, die Euch als König zur Schande gereicht!“
Dann machte er Philipp klar, dass er mit seinem Verhalten die Bürger der Stadt Carcassonne zwingen würde, sich nach einem anderen Herrn umzusehen, einem, der die Dominikaner endlich aus der Stadt jagte und Gerechtigkeit übte.
„Gott bestimmt zum König, wen er will. Carcassonne wird sich an den König von Mallorca wenden, dem auch Katalonien gehört! Schließlich haben nicht wir das Land empören wollen, sondern das unheilvolle Tun und Treiben der Inquisitoren, dieser Höllenteufel, hat uns dahin gebracht.“
Philipp erhob sich. Als er in seiner ganzen Größe vor Patrice stand, sagte er gefährlich leise:
„Wer Uns flucht, sei mit dem schlimmsten Fluche verflucht. Geht!“
Patrice war kreidebleich geworden. Seine Unterlippe zitterte. Er warf einen letzten Blick auf Philipp, dessen Augen gefährlich glitzerten. Dann drehte er sich um und verließ mit wackligen Knien den Saal.
Draußen warteten die anderen Konsuln. Als sie ihren Sprecher aschfahl und mit entsetztem Gesicht die Treppe herunterkommen sahen, schwante ihnen nichts Gutes.
„Aus! Vorbei! Der König ist von den Dominikanern gewonnen!“ stieß Patrice zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Das Recht welkt vor dem Richterstuhl dahin. Die Gefangenen bleiben im Loch, und Philipp hat soeben Johanna alle Güter des Hauses Fabri vermacht. Unsere jahrelangen Mühen waren vergeblich, Aimeric ist umsonst gestorben. Wir einfältigen Narren! Es stimmt eben nicht, dass man erst im Jenseits erkennt, wer auf Erden gelogen hat. Das ist das Ende für unsere Stadt! Und diese gute Frau, die bezeichnenderweise unter dem Baum der Gerechtigkeit steht“, er deutete auf Rixende, die
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