Robbers: Thriller (German Edition)
und fragte Melinda, was ihr Liebesleben mache. Sie erzählte, dass ihr Freund Larry Lee oben in Fort Wort einen Job als Bauarbeiter gekriegt habe und dass sie sich noch nie so gut verstanden hätten wie jetzt, wo er in einer anderen Stadt arbeitete. »Und wisst ihr auch, warum?«
»Warum denn?«, fragte Mrs. McFaddin.
»Weil er dann nicht in meiner Nähe rumhängt und mich ständig daran erinnert, was für ein Arschloch er ist.«
Sie lachten, und Della erklärte, dass sie und Rufus diesen Punkt noch nicht erreicht hatten. Sie sprach den Namen Ru-fas aus, denn sie war sich immer noch nicht sicher, wie man es richtig betonte, allerdings klang es so oder so bescheuert.
»Das sind nicht seine Jungs, oder?«, fragte Susie.
»Nein, Ma’am, sie sind von meinem ersten Mann. Nur dass Rufus ein doppelt so guter Vater ist. Wisst ihr, dass er mit ihnen angeln gefahren ist? Ihr leiblicher Vater hätte so was nie getan. Der hatte immer nur Jack Daniels und die Glotze im Sinn.«
»Männer«, sagte Mrs. McFaddin.
»Ich hab noch keinen kennengelernt, der mir nicht irgendwann auf die Nerven gegangen ist«, witzelte Della und fügte hinzu: »Das ist nur so ein Spruch von einer Freundin. Ich bin da nicht unbedingt ihrer Meinung.«
»Na ja, Sie sind noch jung«, sagte Mrs. McFaddin.
»Danke. Übrigens, Rufus hat erzählt, dass die Jungs auf dem Boot nicht einmal am Daumen gelutscht hätten. Sie haben ein echtes Problem damit, wisst ihr? Darum haben wir dieses bittere Zeug gekauft, mit dem man sich das Nagelkauen abgewöhnt. Das klappt auch ganz gut, aber er hatte vergessen, es draufzutun. Doch das war offenbar egal. Seine Theorie ist: Solange sie beschäftigt sind, haben sie gar keine Zeit, nervös zu werden. Nur dann tun sie es nämlich.«
»Was?«, fragte Mrs. McFaddin.
»Tja, ich werd dir was sagen«, mischte sich Melinda ein, »ich steh total auf seine Musik. Bubba Bear ist davon überzeugt, dass er absolut echt klingt.«
»Auf jeden Fall«, sagte Della. »Er ist mit Leib und Seele dabei. Wir denken daran, wieder nach LA zu ziehen, wisst ihr, sobald er noch mehr Songs geschrieben hat. Dort gibt es einfach mehr Möglichkeiten, wenn’s darum geht, entdeckt zu werden und so weiter. Das ist sein großer Traum.«
Mrs. McFaddin erklärte daraufhin, Träume seien zwar eine schöne Sache, aber wenn man dafür an einem Ort wie Kalifornien leben müsse, sei das ein hoher Preis. Della gab zu, dass sie womöglich recht habe, doch dass man für den Erfolg eine Menge Opfer bringen müsse. Als Mrs. McFaddin wissen wollte, welchen Preis sie bereit sei zu zahlen, deutete Susie mit dem Kamm in den Spiegel und sagte zu ihr: »Ich glaube, wir sind fertig, na, ist doch schnuckelig geworden.«
Während sie sich im Spiegel beäugte, runzelte die dicke Frau die Stirn. »Ich weiß nicht, ob ich dieses Wort dafür verwenden würde.«
Nachdem sie gegangen war, stieß Susie zischend einen Schwall Luft aus. »Die Gute, es ist jedes Mal eine Strafe mit ihr.« Und dann war Melinda ebenfalls verschwunden, und Susie und Della fingen an, aufzuräumen. Die Besitzerin erklärte, sie sei froh, dass Della für sie arbeitete. »Es ist nicht ganz einfach hier unten, qualifizierte Schönheitspflegerinnen aufzutreiben«, sagte sie, »das hier ist nicht gerade ein Leben auf der Überholspur.«
»So übel ist es gar nicht«, erwiderte Della. »Man kann hier gut entspannen, die Batterien wieder aufladen.« Sie lächelte nervös. »Und weißt du was?«
»Was denn?«
Susie musste über Dellas Benehmen lächeln.
»Kannst du ein Geheimnis für dich behalten?«
»Darauf kannst du wetten, Süße.«
»Ich glaube, ich bin schwanger.«
Es war früh am Abend, und der Strand lag ruhig da, während am Himmel die ersten Sterne aufgingen. Im Zwielicht des Sumpfes stimmten die Frösche nach und nach ein Lied an, und Eddie machte sich gerade bereit für seinen Auftritt, als Della erklärte, sie müsse noch mal schnell zum Laden, Milch für die Jungs holen.
Sie fuhr mit dem Truck hinunter zum Gulf Coast Market, kaufte zwei Liter Milch und wechselte fünf Dollar in 25-Cent-Stücke. Dann rief sie vom Telefon draußen die Auskunft in Houston an und fragte nach der Nummer des Holiday Inn am Interstate 10, in der Nähe des Highway 6, wählte die Nummer und verlangte den Empfangschef. Es meldete sich ein junger Mann.
»Guten Abend«, sagte Della, »mein Name ist Mrs. Green, ich rufe aus Kalamazoo an.«
Lügen, Lügen, Lügen. Sie hasste das, aber wie sollte sie sonst die
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