Robbers: Thriller (German Edition)
Abfall.
Deswegen zog er es vor, außerhalb der Stadt zu leben.
Der hochgewachsene Mann schritt quer über den asphaltierten Parkplatz auf die Eingangstür und den einzelnen Polizisten zu, der dort Wache hielt: Ein junger milchgesichtiger Kerl mit der Andeutung eines Schnurrbarts, ein grüner Bursche, der sich um ein aufmerksames Aussehen bemühte. Der große Mann nickte dem Polizisten zu und ging an ihm vorbei ins Gebäude. Er sah niemanden, hörte aber Geräusche hinter der Theke. Einen Ellbogen auf die Resopaloberfläche gestützt, beugte er sich hinüber und musterte die Leiche, die bäuchlings auf einer Gummimatte lag. Ein schwerer Mann im Anzug kniete daneben.
»Also, wen haben wir da?«
»Abraham Krishna.«
»Verdammt, wie kommt er an so einen Namen?«
»So wie wir alle an unsere Namen kommen«, sagte Bernie Rose von der APD-Mordkommission. »Jemand hat ihn für ihn ausgesucht.«
Rule Hooks berührte die Krempe seines Stetsons und erklärte, das habe er sich schon gedacht. So sei es schließlich in den meisten Fällen. Keiner hatte die Chance, über seinen Namen selbst zu entscheiden, so wie auch keiner darüber entscheiden konnte, ob er geboren werden wollte. Und wahrscheinlich sei das der Grund, warum der Kerl auf dem Boden seine Heimat verlassen habe. Mit so einem Namen ging man besser gleich außer Landes.
»Keine Ahnung«, erwiderte Rose. »Ich kann nicht hellsehen.« Der übergewichtige Detective seufzte, zog seine Hosenbeine hoch und kniete sich auf den Boden. Tief über den Toten geneigt, untersuchte er das Loch in der Stirn des Mannes. Eine kleine runde Öffnung, gefüllt mit einem purpur-schwarzen blutwurstartigen Klumpen. Er grunzte. »Kleines Kaliber, wahrscheinlich zweiundzwanzig oder fünfundzwanzig.«
Der Detective bückte sich noch tiefer hinunter, und seine breiten Wangen liefen rot an. Rule rückte den Colt an seiner Hüfte zurecht. »Pass bloß auf, dass du keinen Schlaganfall kriegst, Bernie. Irgendeine Idee, wer’s getan hat?«
»Tja, dem Beweismaterial nach zu urteilen, würde ich sagen, ein schmaler Kerl, vielleicht eins siebenundsiebzig, eins achtzig. Er trägt ein T-Shirt mit Taschen, Bluejeans und einen mittelgroßen Ring im linken Ohr. Glattes dunkles Haar mit einem Pferdeschwanz.«
»Was du nicht sagst, Sherlock. Und wie heißt er?«
Rose schaute auf. »Gottverdammt, ich sag doch, dass ich nicht hellsehen kann.«
»Nein«, sagte Rule. »Aber du hast diesen versonnenen Blick. Mach einfach die Augen zu und summ ein bisschen vor dich hin, Bernie. Und dann sagst du, was dir als Erstes in den Kopf schießt.«
Der Detective lächelte. »Weiß nicht, irgendwie ähnelt er einem von diesen Rockband-Typen, Mick Jagger mit den dicken Lippen vielleicht, oder dieser Kerl von Aerosmith, der ständig mit dem Arsch wackelt.«
Rule starrte den Detective an, als würde er in fremden Zungen sprechen.
Rose zuckte mit den Schultern. »Ich hab diese Typen ständig vor der Nase, weil meine Tochter gerade zu Besuch ist und pausenlos MTV läuft.« Er balancierte bedenklich auf einem Arm und zeigte rückwärts über seine Schulter hinweg nach oben. Rule folgte dem Fingerzeig zu einer Video-Überwachungskamera, die hoch in einer Ecke des Raumes installiert war.
Rule zupfte an seiner Unterlippe.
»Alles drauf, was?«
Rose senkte wieder den Kopf und betastete die Haut rings um das Einschussloch. »Entweder hat er es nicht bemerkt, oder es war ihm egal. Er hat sich nicht versteckt. Sein Partner auch nicht. Der Schütze geht raus, und kurz darauf taucht der Komplize auf, schnappt sich eine Stange Marlboros und plündert die Kasse. Ist alles auf dem Band.«
»Woher weißt du, dass sie Partner sind?«
Der Detective zuckte mit den Schultern, erhob sich und wischte sich über die Hosenbeine. »Verdammt noch mal, schau dir das an.«
Er deutete auf ein Stück Kaugummi, das an seinem Knie klebte. »Der Anzug ist neu.«
Er humpelte an Rule vorbei, hielt sein Hosenbein unter den Wasserspender und drückte den Knopf für Eis. Als die Würfel geräuschvoll aus dem Automaten fielen, griff er sich eine Handvoll und presste sie – praktische Tipps für Ihren Haushalt – gegen den Kaugummi.
»Genau weiß ich es nicht«, erklärte er. »Vielleicht gehören sie auch nicht zusammen. Jedenfalls glaub ich nicht, dass Raub das ursprüngliche Motiv war. Alles, was wir haben, sind diese Schwarzweißbilder. Ohne Ton. Scheint aber ein Streit zwischen Täter und Opfer gewesen zu sein. Möglicherweise wegen einem
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