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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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Fußball wurde für den Vater
     das Band zu seinem Sohn.
    Seit er ausgezogen war, versuchte er zu jedem Spiel zu kommen. Er beobachtete die anderen Väter, er sah, wie manche ihre Kinder
     bei Fehlern anbrüllten, und wenn den Kindern eine Aktion gelang, brüllten sie schon wieder, jetzt schieß doch, pass den Ball,
     schneller, schieß doch! Dirk Enke saß still, aufmerksam am Spielfeldrand. Er fand, er machte es richtig. »Dirk war ein toller
     Vater«, sagt die Mutter. »Aber nach der Trennung hatte er es schwer mit den Kindern.«
    Nach den Spielen redeten Vater und Sohn.
    Stark gehalten.
    Danke.
    Wie du den einen Ball aus dem Winkel holst.
    Fast wäre ich nicht mehr drangekommen, mir hat es die Fingerspitzen weggehauen, so fest war der Schuss.
    Und der Torsten, der Ziege wieder, Wahnsinn!
    Du weißt doch, wie er ist.
    Ich dachte am Ende, Mensch, Ziege, bist du verrückt? Ein Gegner will an ihm vorbei – und der Ziege rennt den Kerl einfach
     um, rennt frontal in den Gegner rein. Und das macht er dreimal! Normal sieht er drei Rote Karten.
    Papa, ich muss in die Umkleidekabine.
    Sie lächelten sich an im angestrengten Versuch so vieler Väter und Söhne, über den Sport dem anderen seine Nähe zu versichern;
     mit dem Gespräch über Fußball die Sprachlosigkeit zwischen ihnen zu übertünchen. »Dirk und Robert haben viel zu selten wirklich
     geredet«, sagt die Mutter. »Ich war ja auch nicht in der Lage, in der Familie zu streiten, mal etwas Negatives zu sagen. Und
     ich denke, Robert konnte das auch nicht. Da war immer so eine vornehme Zurückhaltung in unserer Familie.«
    |28| Wenngleich ihm gelegentlich die Worte fehlten, so besaß der Vater ein Auge. Während die Mutter ihrem älteren Sohn Gunnar noch
     tagelang gutmütig glaubte, er habe ihre Gitarre bei einem Freund vergessen, bemerkte der Vater die Verdruckstheit des Sohnes.
     Er fand heraus, dass Gunnar die Gitarre verkauft hatte.
    Der Vater erkannte Roberts gehetzten Gesichtsausdruck, als er erstmals in der A-Jugend, bei den 18-Jährigen, spielen musste.
     Er war noch immer 16. Die Trainer schickten ihn in die höhere Altersklasse, damit er einmal richtig gefordert wurde; für die
     Gleichaltrigen sei er doch zu gut. Er hielt auch in der A-Jugend tadellos. Aber er nahm es nicht so wahr.
    Für einen 16-Jährigen sind 18-Jährige die Großen. Die meisten 16-jährigen Torhüter, die bei den Älteren spielen müssen, haben
     Angst. Denn der Torwart wird in letzter Instanz immer nur an seinen Fehlern gemessen, und wie kann er keinen Fehler machen,
     wenn die gegnerischen Stürmer so groß und kräftig sind? Wie werden die Großen, Starken in seinem Team auf ihn herabschauen,
     wenn er versagt?
    Robert Enke weinte, als er nach dem Spiel mit seinem Vater alleine war, und sagte, er wolle nicht mehr in der A-Jugend spielen.
     »Papa«, sagte er, »du wärst mir doch nicht böse, wenn ich mit dem Fußball aufhören würde?«
     
    Die Freunde kennen diesen Robert nicht. »In den Jugendteams gab es immer Verrückte, die auf die Schwächsten eingedroschen
     haben, da hat der Enkus sicher auch mal die Pfeile und Spitzen abbekommen«, erzählt Torsten, »aber ihn konntest du nicht runterziehen,
     im Gegenteil. Wir hatten damals den Eindruck, den Enkus bringt nichts aus der Ruhe. Er war schon als 17-Jähriger im Tor so
     souverän wie andere nach zehn Jahren als Profi.«
    Die Mutter erlebte in der Episode mit der A-Jugend einen ganz anderen Robert als der Vater. »Ich erinnere mich noch, wie er
     nach einem Abendessen aufstand und zu mir sagte: ›Mutter, ich muss was klären.‹« Er nahm die Straßenbahn zum Ernst-Abbe-Sportfeld
     und sagte Ronald Prause, dem A-Jugend-Trainer, dass er wieder in der B-Jugend spielen wolle. Ein Junge von |29| 16 Jahren, selbstbewusst und charmant genug, dem autoritären Trainer zu erklären, was er wollte.
    Doch Dirk Enke ist Psychotherapeut. Er hat einen anderen Blick. Zu Hause, sagt die Mutter, habe sie schon einmal gerufen:
     »Scheiß Psychos!«, wenn die Schwägerin und der Schwager zu Besuch waren, beide auch Psychologen, »und sie mir zu dritt erklären
     wollten, wie ich war. Aber«, sagt sie, »der Dirk hatte schon einen Riecher.«
    Der Vater legt Messer und Gabel beim Mittagessen am Marktplatz von sich, er reibt die flachen Hände über die Oberschenkel.
     Dann sagt er: »Ich dachte mir, was passiert da gerade? Hat er Probleme mit seinen Mitspielern? Nein, es wurde schnell klar,
     es findet etwas in ihm statt: Die Angst vor

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