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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Fruchtbarkeit ausgezeichneten Gebieten umherirrten.
    Während vierundzwanzig Stunden entrollte sich die ganze zwischen dem Meridian Null und dem zweiten Grade der Länge zwischen dem Knie des Stromes gelegene Gegend unter dem »Albatros« gleich einem Wandelpanorama.
    Ja, wenn ein Geograph einen solchen Apparat zur Verfügung gehabt hätte, wie leicht wäre es ihm dann nicht gewesen, eine topographische Aufnahme des Landes auszuführen, die höchsten Punkte zu messen, den Lauf der Ströme und ihrer Nebenflüsse zu bestimmen und die Lage der Städte und Dörfer festzusetzen. Dann gäbe es in den Karten von Inner-Afrika nicht mehr so viel leere Stellen, so viel nur mit blassen Farben markirte Länder – und keine punktirten Linien und unsicheren Abgrenzungen mehr, welche die Kartographen zur Verzweiflung bringen.
    Am Morgen des 11. überschritt der »Albatros« die Berge des nördlichen Guinea zwischen dem Sudan und dem Golf, der dessen Namen trägt. Am Horizont erhoben sich schon in undeutlicher Linie die Kong-Berge des Königreichs Dahomey.
    Seit der Abfahrt von Timbuktu hatten Onkel Prudent und Phil Evans beobachten können, daß sie stets die Richtung von Norden nach Süden eingehalten hatten. Sie schlossen daraus, daß sie, wenn hierin keine Aenderung eintrat, sechs Grade weiter die Aequinoctiallinie erreichen mußten. Sollte der »Albatros« sich wirklich vom Festland ganz wegwenden und hinaus, nicht auf das Behrings-Meer, den Kaspi-See, die Nordsee und das Mittelmeer, sondern auf den Atlantischen Ocean wagen wollen?
    Diese Aussicht war für die beiden Collegen, welche damit jede Gelegenheit, zu entfliehen, verloren, keine besonders angenehme.
    Der »Albatros« bewegte sich jetzt jedoch nur langsam vorwärts, als zögerte er noch, das afrikanische Gebiet zu verlassen. Der Ingenieur dachte indeß keineswegs an eine Umkehr, nur fesselte das Land, über welches sie kamen, seine Aufmerksamkeit im höchsten Grade.
    Es ist allgemein und war ihm nicht minder bekannt, daß das Königreich Dahomey an der Westküste Afrikas eines der mächtigsten ist. Stark genug, um sich mit dem benachbarten Reiche der Aschantis im Kampfe messen zu können, sind seine Grenzen doch sehr beschränkt, denn es mißt nur fünfundzwanzig (englische) Meilen von Nord nach Süd und gegen sechzig Meilen von Ost nach West; seine Einwohnerzahl beläuft sich jedoch auf sieben-bis achthunderttausend Seelen, seitdem es die bisher unabhängigen Gebiete von Ardrah und Wydoch annectirt hat.
    Wenn dieses Königreich Dahomey also auch nicht groß ist, so hat es doch recht oft von sich reden gemacht. Es wurde zeitig berühmt durch die entsetzlichen Grausamkeiten, welche daselbst beim Jahreswechsel begangen werden, durch die Menschenopfer, die furchtbaren Hekatomben, welche gewöhnlich dem verstorbenen und dem seine Stelle ersetzenden Könige dargebracht werden. Ja, es gehört so zu sagen zum guten Ton, daß der König von Dahomey, wenn er den Besuch einer hohen Person oder etwa eines Gesandten erhält, diesem zu Ehren einem Dutzend Gefangenen die Köpfe abschlagen läßt – abschlagen durch seinen Minister der Justiz, den »Minghan«, der sich seiner Aufgabe als Henker vortrefflich entledigt.
    Zur Zeit, als der »Albatros« die Grenze von Dahomey überschritt, war eben der König Lahadu verstorben und die ganze Bevölkerung schritt zur Feier der Thronbesteigung seines Nachfolgers. Daher herrschte im ganzen Lande eine große Aufregung und Bewegung, welche Robur nicht hatte entgehen können.
    Lange Züge von Landbewohnern Dahomeys drängten sich nach Abomey, der Hauptstadt des Reiches, hin, überall zeigte das Land wohlunterhaltene Straßen, welche durch weite, mit sehr hohem Grase bewachsene Ebenen verlaufen. Ungeheure Maniocselder, Wälder voll herrlicher Palmen, Cocosnußbäume, Mimosen, Orangen-und Mangobäume, deren Düfte bis zum »Albatros« hinaufstiegen, während Tausende von Papageien und Cardinälen aus dem dunklen Grün aufflatterten.
    Ueber die Reeling gebeugt und in Gedanken versunken, wechselte der Ingenieur nur wenige Worte mit Tom Turner.
    Es schien übrigens nicht, als ob der »Albatros« von vornherein die Aufmerksamkeit der sich fortbewegenden Menschenmasse erweckte, welche auch selbst unter den dichten Baumkronen meist nicht sichtbar war. Hauptsächlich kam das jedoch wohl daher, daß er sich in großer Höhe und zwischen leichten Wolken hielt.
    Gegen elf Uhr Vormittags erschien die Stadt mit ihrem Mauergürtel, den noch ein zwölf Meilen

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