Rock-and-Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt
zurückgeblieben oder so?« Ihr Gesicht rötete sich vor Zorn. »Dein Vater glaubt doch nicht etwa, dass er dein matschiges Gehirn hier bei mir abladen kann. Ich setz dich sofort in einen Bus zurück zu ...«
Die Furche in ihrer Stirn vertiefte sich.
Sie bemerkte das Blut, das von der improvisierten Bandage am Unterarm des Jungen heruntertropfte. Tröpfchen um Tröpfchen besprenkelten die gestrichene Betonveranda.
Sie sah sich sein blasses Gesicht genauer an und zum ersten Mal regte sich so etwas wie Angst in ihr.
Zu spät.
Steve Wade knurrte und zog seine Mutter zu sich heran.
Carol Wade schrie auf, als sich die Zähne ihres Sohnes in ihren Hals bohrten.
Das Letzte, was sie als lebendiges Wesen zu Gesicht bekam, war der gefräßige Hunger, der in seinen toten Augen lag.
Epilog: Messianische Reprise
(Messianic Reprise; Zodiac Mindwarp and the Love Reaction, 1988)
Schlagzeile in USA TODAY , 21. November 1987:
HUNDERTE TODESOPFER IN ILLINOIS
BEHÖRDEN BRINGEN ZOMBIEPANIK
UNTER KONTROLLE
Wayne und Melissa flohen in den Westen nach Kalifornien und erreichten die sogenannte Stadt der Engel einige Wochen nach dem Brand der MUSI. Nach allem, was passiert war, hatten sie nicht einen Gedanken darauf verschwendet, in ihr früheres Leben zurückzukehren. Melissa konnte die Vorstellung, zu ihrem intoleranten Stiefvater und ihrer Mutter zurückzukehren, nicht ertragen. Wayne erschien es ebenso unerträglich, seinen Vater nach allem, was er getan hatte, wiederzusehen. Sie hatten sich unterwegs mit zahlreichen Handlangerdiensten über Wasser gehalten.
Kurz bevor sie Los Angeles erreichten, merkte Melissa, dass sie schwanger war.
»Unsere Gedanken sind bei den Familien der Opfer von Illinois. Wir können uns mit der Gewissheit trösten, dass die Verstorbenen den Weg hin zu einem besseren Ort angetreten haben und nicht länger leiden müssen. Ich versichere Ihnen, dass meine Regierung alles in ihrer Macht stehende unternehmen wird, um den Schuldigen ausfindig zu machen, der hinter diesem ruchlosen Angriff auf das Herz unserer Nation steckt.«
– Präsident Ronald Reagan in seiner Rede an die Nation,
22. November 1987
Melissa und Wayne hatten einige Wochen vor ihrer Ankunft in Kalifornien zum ersten Mal miteinander geschlafen, aber Melissa wusste, dass das Timing nicht stimmte. Mark Cheneys ekelhafter Samen hatte das Leben, das in ihr heranwuchs, befruchtet.
Obwohl sie der Gedanke anwiderte, konnte sie sich nicht zu einer Abtreibung durchringen. Das Baby kam zur Welt und wurde zur Adoption freigegeben. Aus purem Zufall zogen die Adoptiveltern kurz darauf nach Illinois um, sodass Melissas Kind nur wenige Meilen von den Spielplätzen ihrer Kindheit entfernt aufwuchs.
Das Mädchen hieß Melinda und ihre Kindheit verlief kaum weniger chaotisch als bei Melissa selbst. Ihre Adoptiveltern ließen sich scheiden und sie wurde von einem entfernten Verwandten zum nächsten weitergereicht. Darunter befand sich auch eine Tante, die sie schließlich nach Tennessee schickte, wo Melinda bei ihren Cousins lebte.
Melinda wuchs mit ganz eigenen Zombieproblemen auf.
»Kennen Sie die Geschichte mit den Zombies aus Illinois? Nein?«
( LANGE PAUSE )
( Das Foto eines völlig fassungslosen Infielders nach einem vermasselten Baseball-Spiel wird eingeblendet )
»Man kennt sie auch unter dem Namen Chicago Cubs.«
(HÖFLICHES GELÄCHTER, AUFBRANDENDER APPLAUS)
– Johnny Carson in einem Monolog seiner
Tonight Show auf NBC
Die Bürde der Schuld lastete so schwer auf Melissa und Wayne, dass ihr Abstieg in die Abgründe von Alkoholismus und Drogensucht vorhersehbar schien. Natürlich war ihnen bewusst, dass sie mit der spontanen Entscheidung, ihren sterbenden Freund auf der Türschwelle seiner entfremdeten Mutter abzusetzen, die zweite Zombiewelle in Gang gesetzt hatten. Der Abschluss der 80er lief schon schlimm für sie, in den frühen 90ern wurde es sogar noch schlimmer.
Schließlich trennten sie sich und Wayne irrte in den kommenden Jahren ziellos durch die Gegend. Seine letzten Monate verbrachte er in einem heruntergekommenen Apartment in der Nähe des Sunset Strip, wo er während eines Herointrips erstochen wurde. Sein Mörder wurde nie gefunden. Niemand interessierte sich für den Fall. Schon gar nicht die Polizei, für die er nur ein weiterer toter Junkie war.
Melissa hatte in den späten 80ern damit begonnen, eigene Songs zu schreiben. Dunkle, schwermütige, wütende Songs. Sie gründete eine Band und schlüpfte in die Rolle
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