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Rockfords tödlicher Bluff

Rockfords tödlicher Bluff

Titel: Rockfords tödlicher Bluff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Jahn
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drehte auf der Straße und parkte ein paar hundert Meter unterhalb des Lastwagens. Er verließ den Wagen, zog sein Sportjackett aus und warf es auf den Rücksitz. Dann öffnete er den Kofferraum und entnahm ihm eine Angelrute sowie eine Schultertasche mit Angelgerät.
    Der Strand war recht hübsch. Er bestand aus niedrigen, rollenden Dünen, vor denen sich ein schmaler Streifen weißen Sandes hinzog, der gelegentlich von Felsen unterbrochen wurde. Diese Felsen und die Abgeschiedenheit machten den Strand zu einem Paradies für FKK-Freunde, und Zusammenkünfte von Menschen mit derartigen Neigungen fanden häufiger statt. Vor einem Jahrzehnt, als die Jugend Kaliforniens noch so viel ernsthafter war, hatte eine Gemeinde von Hexen hier schwarze Messen abgehalten. Aber als Rockford auf den Spuren von Travis Buckman durch den Sand stapfte, war das einzige, das nicht unbedingt zur Landschaft gehörte, entblößte, menschliche Haut.
    Die Angelrute über der Schulter, trottete Rockford den Strand entlang und folgte Buckman, der von Zeit zu Zeit hinter einer Düne oder einer Ansammlung von Felsen verschwand und wiederauftauchte. Buckman war ungefähr 250 Meter voraus und hatte dank seiner Cowboystiefel Schwierigkeiten beim Gehen. Rockford hatte sich schlauerweise Sandalen angezogen. Er folgte Buckman durch Dünen und Felsen, bis der Mann hinter einem besonders hohen Sandhaufen verschwand und nicht wieder auftauchte.
    Nach ein paar Augenblicken geduldigen Wartens ging Rockford schnell zu der fraglichen Düne, erkletterte sie und warf einen vorsichtigen Blick über ihren Kamm. Der Strand davor war leer. Buckman schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Rockford verfiel in Laufschritt und steuerte die nächste Düne an. Ein Blick über den Kamm enthüllte auch nicht mehr. Doch etwa vierzig Meter weiter nordwärts saß ein blondes Mädchen auf einem Klappstuhl am Strand und las in einem Buch. Sie trug einen beigefarbenen Netzbikini und war allein, außer einem Porsche Kabrio, der oben auf dem Hügel geparkt war. Schulterzuckend näherte sich Rockford dem Mädchen.
    »Verzeihen Sie«, sagte er, »aber haben Sie einen Mann mit einem Cowboyhut gesehen, der vor einer Minute hier vorbeiging?«
    Das Mädchen senkte die Sonnenbrille und blickte Rockford über die Gläser an, der sich plötzlich wie ein Landstreicher vorkam, der nach dem Weg zum Obdachlosenasyl fragt.
    »Ich… äh… er muß hier vorbeigekommen sein«, stammelte Rockford. »Großer Hut… Jeans, Cowboystiefel.«
    »Welche Farbe hatte das Pferd?« fragte das Mädchen zurück.
    Rockford lächelte und entspannte sich.
    »Ich weiß, daß ich Ihnen spaßig vorkomme«, sagte er, »aber würden Sie mir eine offene Antwort geben?«
    »Okay.« Sie nickte und lächelte.
    »Haben Sie ihn gesehen?« fragte Rockford und ließ seinen Blick neugierig über ihren gutgeformten Körper gleiten.
    »Nein.«
    Rockford zuckte die Schulter, sah sich einen unergiebigen Augenblick am Strand um, dann kletterte er hinauf zu dem Porsche und inspizierte ihn. Das Mädchen folgte Rockford mit den Augen, warf einen Blick auf die Armbanduhr, packte die Badesachen zusammen und ging auf den Wagen zu. Als sie ihn erreichte, lag Rockford gerade auf den Knien und sah unter dem Porsche nach.
    »Schon was gefunden?« fragte sie.
    Rockford gelangte wieder auf seine Füße und lächelte.
    »Da unten scheint er nicht zu sein«, sagte er.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zurück zur Straße und zu seinem Wagen. Das Mädchen warf den Badekram in den hinteren Teil des Porsche, schlüpfte hinter das Steuer, startete den Wagen und donnerte hinter Rockford her. Als sie ihn erreichte, fuhr sie langsamer und hielt mit ihm Schritt, während er ging.
    »Hey.«
    Rockford nahm sie nicht zur Kenntnis. Er rätselte, wieso er Buckmans Spur verloren hatte.
    »Hören Sie, es tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe keinen Cowboy gesehen. Ich habe iij meinem Buch gelesen. Er könnte an mir vorbeigegangen sein, aber ich bezweifle es.«
    »Okay, danke«, antwortete Rockford und nickte anerkennend.
    »Was sollte ich sonst denken?« fragte sie. »Ich sitze am Strand und blicke auf, und da stehen Sie mit einer Forellenangel und fragen nach einem Cowboy. Ich verrate es Ihnen ungern, aber das Forellenangeln im Ozean ist ein lausiges Geschäft.«
    Rockford blickte auf die leichte Angelrute und lächelte.
    »Es war eine Verkleidung«, sagte er und fügte hastig hinzu: »Jedenfalls etwas Ähnliches.«
    »Ganz schön schlau«, sagte sie.

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