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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Stewart
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das Geschäft, weil er sich dem Rentenalter näherte und lieber eine etwas weniger strapaziöse Arbeit verrichten wollte. Er verdiente damit kein Vermögen, obwohl es vielversprechend begann: Als er die alten Zeitungsstapel wegräumte, die die Vorbesitzerin anscheinend anstelle von Möbeln besessen hatte, entdeckte er zu seiner Freude sorgfältig zwischen die Seiten geschobene Banknoten– die gut versteckten Ersparnisse der alten Dame.
    Die Vor- und Nachteile, über dem Zeitungsladen der Eltern zu wohnen? Das Gute: jederzeit sofortiger Zugang zu den Flake-Schokoriegeln von Cadbury. Das Schlechte: eine überdurchschnittlich hohe Wahrscheinlichkeit, dazu gezwungen zu werden, Zeitungen auszutragen. Immer, wenn ich gerade arbeitslos war, sah mein Vater keinen Grund, weshalb ich ihm nicht zur Hand gehen sollte. Ich wurde morgens um sechs geweckt – nicht gerade etwas, womit man sich einen Jugendlichen zum Freund macht – und stolperte mit verquollenen Augen in den Laden, um mit den anderen Zeitungsjungen die Zeitungen aufzuteilen. Die Jungen waren allesamt neun oder zehn Jahre alt und (ebenfalls allesamt) unverschämte kleine Biester. Von einer Erniedrigung solchen Ausmaßes kann das Reality-TV nur träumen.
    Von der Schuluniform befreit und begünstigt durch mein kleines Einkommen, fing ich an, mich für Kleidung zu interessieren. Und damit war ich nicht allein. Als ich noch ein Kind war, boten die Läden lediglich »Männerkleidung« und »Jungskleidung« an, wobei »Jungskleidung« einfach Männerkleidung in kleineren Größen war. Doch in den Fünfzigern entstand mit der Entdeckung des Teenagers und dem gestiegenen Wohlstand ein ganz eigener Markt für spezielle Kleidung für junge Erwachsene. Und London wurde rasch das Mekka der Modeszene.
    Es war eine großartige Zeit, um jung zu sein und sich rauszuputzen. Auf der Seven Sisters Road konnte man gute Teile für wenig Geld finden: eine Bolero-Jacke mit einem kleinen Gürtel am Rücken, Röhrenhosen mit einem geknöpften Schlitz an der Seite – die Knöpfe waren der Hammer. Und spitze Schuhe aus Presspappe – Leder war nach dem Krieg knapp und unvorstellbar teuer. Schuhe aus Presspappe waren nicht gerade das Gelbe vom Ei. Bei Nässe zog sich ein hässlicher weißer Salzrand über die Spitzen. Und trat man aus Versehen in eine Pfütze, wurden aus den Schuhen Gamaschen – aber keine tragbaren. Nach sechs Monaten steckte man neue Pappe hinein, um die Löcher in der Sohle zu stopfen, damit sich die Socken bei Regenwetter nicht mit Wasser vollsogen.
    Erst 1963, als ich achtzehn wurde, hatte ich genug gespart, um mir bei Anello & Davide in Covent Garden ein Paar heiß ersehnte Chelsea-Boots aus Leder leisten zu können. Ich trug sie mit Stolz und hielt mich für was ganz Besonderes, bis ich in ein Café in Muswell Hill spazierte und dort einen Typen sah, der genau dieselben Stiefel trug. Er hieß Ewan Dawson, und aufgrund unseres Schuhgeschmacks wurden wir schnell gute Freunde. Er blieb viele Jahre lang ein treuer Weggefährte.
    Doch mein Interesse für Kleidung war geweckt – und das für Sex. Dabei spielte ich – wie bei Brentford – erst einmal auf Probe. Ein Mädchen hatte mir erlaubt, draußen vor dem Odeon-Kino in Finchley eine ihrer Brüste zu berühren – ein gewaltiger Durchbruch. Nur eine Brust, wohlgemerkt. Hätte ich beide berührt, hätten wir heiraten müssen. Später ließ mich ein anderes Mädchen sogar ihr Allerheiligstes berühren. Das machte mich nicht nur unglaublich stolz, ich weigerte mich auch mehrere Tage lang, diese gesegnete Hand zu waschen. Danach beging ich bei einem dritten Mädchen den großen taktischen Fehler, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen, und wurde dafür scharf zurechtgewiesen: »Erst die Titten, bitte!«
    Es ist nicht einfach, ein angehender Don Juan zu sein, wenn man mit seinen Eltern in einer Zweizimmerwohnung über einem Süßwarenladen wohnt. Aber auch die ordentliche, respektable Sozialwohnung um die Ecke in der Kenwood Road, in die meine Eltern umgesiedelt wurden, als »JR Stewart – Süßwaren« zur Verbreiterung der Archway Road abgerissen wurde, schien mir nicht geeignet, Frauen so zu beeindrucken, wie sie meinem Verständnis nach beeindruckt werden wollten. Daher lud ich ein Mädchen »zu mir nach Hause« ein, blieb in der Bahn jedoch bis East Finchley sitzen und ging mit ihr über die breite Bishops Avenue, die von großen, freistehenden Häusern mit asphaltierten Auffahrten gesäumt war. Dort suchte

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