The Old Republic - Vernichtung
PROLOG
DIE LUFT IN DER HÖHLE war kühl, trotzdem bedeckte ein dünner Schweißfilm Satele Shans Haut. Der harte, unebenmäßige Fels grub sich durch die Decke, auf der sie lag, in Rücken und Schultern. Sie wand sich und rutschte hin und her, um es sich bequemer zu machen, und das schwache Leuchten der Glühstäbe warf die Schatten ihrer Verrenkungen als bizarren Tanz an die gegenüberliegende Wand.
„Versuche, ruhig zu bleiben, Satele.“ Meister Ngani Zho, ihr Mentor, der sie in den Schutz dieser Höhle gebracht hatte, sprach sanft, doch seine tiefe Stimme hallte dennoch auf dem engen Raum ihres verborgenen Zufluchtsorts wider.
Draußen versank die Galaxis im Krieg. Die Sith, uralte Feinde des Jedi-Ordens, die man lange für ausgelöscht gehalten hatte, waren zurück-gekehrt und bedrohten die Existenz der Republik, die seit Tausenden von Standardjahren bestand. Satele Shan hatte die Schrecken dieses Krieges am eigenen Leib erfahren, mit ihren Jedi-Kameraden an der Seite der republikanischen Soldaten im Kampf gegen die Feindeshorden.
Sie hatte Welten brennen gesehen. Sie hatte Freunde sterben gesehen.
Sie hatte mehr erlitten, als sie je für möglich gehalten hätte, und überlebt. Dennoch waren die Schmerzen, die sie jetzt erfuhr, etwas völlig anderes.
Es gibt keine Gefühle, es gibt Frieden.
Das Mantra der Jedi half ihr, sich zu konzentrieren, und sie schloss die Augen, während sie versuchte, aus der Macht zu schöpfen, um sich zu beruhigen. Doch ihr Körper weigerte sich, dem Verstand zu gehorchen, und statt gleichmäßig ein- und auszuatmen, schnappte sie mit abgehackten, raschen Zügen nach Luft. Auf so etwas hatten sie die Meister an der Jedi-Akademie nie vorbereitet. Wie auch?
„Satele! Hörst du mich? Geht es dir gut?“
Sie reagierte auf Ngani Zhos Stimme, indem sie die Augen aufriss.
Sie biss die Zähne zusammen, als eine weitere Welle des Schmerzes sie durchfuhr, und konnte zur Antwort nur nicken, während ihre Finger seine Hand in dem Versuch umklammerten, die nötige Stärke aufzubringen, um diese Tortur durchzustehen.
„Es ist fast geschafft, Satele. Nur noch einmal pressen.“ Die letzte Wehe fühlte sich an, als würde sie entzweigerissen, aber sie folgte den Anweisungen ihres Meisters und presste trotz der Schmerzen weiter. Satele schrie, und dann plötzlich war der Schmerz vorbei. Einen Augenblick später erfüllte das laute Geschrei eines Kindes – ihres Kindes – die Höhle.
„Es ist ein Junge, Satele“, sagte Meister Zho, als er die Nabelschnur durchtrennte. „Du hast einen Sohn.“
Satele hatte schon seit Monaten gewusst, welches Geschlecht das Kind hatte, das sie in sich trug. Sie hatte den Jungen durch die Macht gespürt, während seine Lebenskräfte in ihr zunahmen. Doch durch die laut ausgesprochenen Worte fühlte sich das alles irgendwie viel realer an. Sie hatte Leben in eine Galaxis gesetzt, die vom Tod erdrückt wurde.
„Hier, Satele“, flüsterte Meister Zho und reichte ihr das Kind.
Erschöpft bemühte sie sich, genügend Kraft zu finden, um die schwachen Arme auszustrecken. Ngani hielt den Jungen in einer Wickeldecke, und so warm und umhüllt wie im Mutterleib schrie er nicht mehr. Als sie das Kind an die Brust drückte, kam sie nicht umhin, sich zu fragen, welches Schicksal die Macht wohl für ihren Sohn ausersehen hatte.
Sie zweifelte nicht daran, dass er einen schweren Weg vor sich haben würde, denn in finsteren Zeiten wie diesen gab es keinen leichten Weg.
Welche Rolle würde er im Schicksal der Galaxis spielen?
Ihre eigene Rolle kannte sie sehr wohl: Satele Shan, Heldin der Republik, Urbild des Jedi-Ordens, stark in der Macht. Sie war eine Verfechterin des Lichts, eine Symbolfigur, eine Ikone. Die breite Masse sah in ihr die Verkörperung all dessen, wofür die Jedi und die Republik standen. Eben darum war sie gezwungen gewesen, ihre Schwangerschaft zu verheimlichen. Die ersten Monate über war es leicht gefallen – die weite Jedi-Robe hatte den anwachsenden Bauch problemlos verdeckt.
In den folgenden Monaten waren jedoch ausgeklügeltere Tricks nötig gewesen. Ohne Meister Zhos Hilfe hätte sie es nicht geschafft. Als ihr Zustand schließlich nicht mehr länger zu verbergen gewesen war und sie untertauchen musste, hatte er dem Jedi-Rat und den führenden Militärs der Republik erzählt, dass er sie auf eine wichtige Mission entsandt hatte – etwas, über das er aus Sorge um ihr Leben nicht weiter sprechen könne. Angesichts Meister Zhos
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