Rolf Torring 006 - Kapitaen Larrins Entlarvung
wir gerettet.
Uns konnte niemand mehr einholen, denn der Motor zog gut durch und gab dem Fahrzeug eine erhebliche Geschwindigkeit.
Die Insel hinter uns verschwand mehr und mehr im Dunkel der Nacht, und wir atmeten befreit auf. Rolf hielt südwestlichen Kurs.
Ich fragte ihn, wohin er zunächst wolle. Da lachte er mir ins Gesicht und erklärte:
„Mit diesem Motor machen wir die Reise nach Singapore. Das sind nicht ganz dreihundert Kilometer. In neun bis zehn Stunden können wir den Hafen erreicht haben. Jetzt ist es zwei Uhr in der Frühe. Gegen Mittag laufen wir also in den Hafen ein. Die Kajüte des Bootes ist groß genug, so daß wir abwechselnd schlafen können. Es wird nicht notwendig sein, daß wir ein Schiff anrufen. Vielleicht gelingt es uns, in Singapore Kapitän Larrin zu stellen."
Larrin! Dieser Name erfüllte mich mit neuer Wut. Ihm mußte unbedingt das Handwerk gelegt werden. Er hatte sich an der Entführung der jungen Dame beteiligt, ja, er führte die Tat wohl ganz allein aus. Schwere Strafe stand ihm bevor, wenn er gefaßt wurde. Und ich wollte nicht eher ruhen, als bis ich ihn den Händen der englischen Polizei übergeben hatte. Ich lernte jetzt Ellen Mitchell kennen. Sie war der Typ einer echten Engländerin, blond und rassig. Ihre blauen Augen blickten uns voller Dankbarkeit an.
Sie hatte sich auf dem Sofa in der Kajüte niedergelegt, und ich breitete nun auf dem Boden Decken für uns aus. Rolf wollte vorerst das Motorboot allein führen, so daß ich mich jetzt zwei Stunden niederlegen konnte. Pongo schlief schon vorn im Bug des Schiffes. Rolf hatte sich überzeugt, daß der Betriebsstoff für eine Fahrt bis Singapore ausreichen würde, so daß wir unterwegs keine „Notlandung" vorzunehmen brauchten.
Ich war fest eingeschlafen und erwachte erst wieder, als Rolf mich weckte. Mein Freund lag neben mir. Pongo hatte die Führung des Bootes schon vor Stunden übernommen.
Obgleich er kein Seemann war, konnten wir ihm das Fahrzeug ruhig anvertrauen, denn hier gab es ja keine Riffe oder Klippen. Er brauchte das Boot nur im gleichen Kurs zu halten.
Ich löste Pongo um acht Uhr früh ab. Er bereitete uns unser Frühstück. In der kleinen Vorratskammer des Motorbootes hatte er Konserven gefunden, die wir aber kalt verzehren mußten. Sie schmeckten uns trotzdem ausgezeichnet.
Wir begegneten vielen Schiffen, die teils nach Singapore unterwegs waren, teils von dort kamen. Niemand kümmerte sich um uns.
Meine Uhr zeigte genau zwölf Uhr mittags, als wir in den Hafen von Singapore einliefen. Jetzt hieß es für uns aufpassen.
Wir wollten nicht zu früh von Kapitän Larrin erkannt werden, um ihm keine Möglichkeit zur Flucht zu geben. Deshalb legten wir sofort an der ersten Reede an und gingen an Land. Pongos scharfe Augen hatten sofort den havarierten Schoner entdeckt, der abseits von den anderen Schiffen lag.
Kapitän Larrin befand sich also tatsächlich hier. Er besaß die Frechheit, sich hier nochmals sehen zu lassen.
Ich ballte heimlich die Fäuste.
Pongo erhielt den Auftrag, im Motorboot zu bleiben, um den Schoner heimlich zu beobachten. Wir aber wollten inzwischen Ellen Mitchell zu ihrem Vater begleiten. Wir nahmen einen Wagen und ließen uns zu den militärischen Anlagen fahren. Der Posten wollte uns nicht durchlassen, weil es verboten war, daß Fremde die Stationen besuchten.
So waren wir gezwungen, den Major Mitchell rufen zu lassen.
Wir mußten ziemlich lange warten. Wir hatten das Auto verlassen und gingen langsam auf und ab, während das junge Mädchen im Wagen sitzen geblieben war. Endlich tauchte der Major auf. Er musterte uns mißtrauisch, und es hätte nicht viel gefehlt, dann hätte er uns wegen der Störung angebrüllt, denn wir sahen nach unserem Abenteuer nicht gerade salonfähig aus. Doch da rief Ellen Mitchell laut nach ihren Vater. Der Major blieb zuerst wie angewurzelt stehen, dann aber eilte er zum Wagen und hielt im nächsten Augenblick seine Tochter in den Armen.
Er machte sich sofort dienstfrei und brachte uns in seine Wohnung. Von hier aus rief er die Polizei an. Der Polizeipräsident von Singapore versprach sofort, selber zu kommen. Er wollte noch nichts bekanntgeben, damit Larrin nicht entkommen konnte. Auch wollte er zunächst genau hören, was vorgefallen war.
Die Polizei hatte tagelang nach dem jungen Mädchen gesucht, denn ihr Vater setzte Himmel und Hölle in Bewegung. Und nun war seine Tochter plötzlich da.
Am liebsten wäre der Major persönlich zum
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