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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Sofort richtete ich mich hoch, riß die Augen auf und spähte angestrengt umher. Aber der Pfad zur Lichtung war leer, kein Busch bewegte sich, und mit schnellem Blick über den Fluß stellte ich fest, daß auch dort kein Lebewesen zu sehen war. Sollte es eine Sinnestäuschung gewesen sein? Aber nein, da klang dieses Rascheln wieder, und jetzt hatte ich es genau gehört, es war dicht hinter mir in dem dichten Baum erklungen, in dessen Zweige ich mich mit dem Rücken hinein gelehnt hatte.
    Eine Sekunde war ich erstarrt, denn vielleicht war ein Teufelspriester schon dicht hinter mir und hatte den Dolch bereits erhoben, um ihn in meinen Hals zu stoßen. „Schnell aufspringen", war dann mein instinktiver Gedanke. Ich wollte den Oberkörper vorwerfen - aber es war schon zu spät.
    Etwas Schwarzes glitt dicht an meinem Hals vorbei und fiel auf meine Hände. So blitzschnell geschah es, daß ich meine Rechte mit dem Browning nicht erheben konnte. Und das Schwarze blieb ruhig auf meinen Händen liegen, allerdings nur teilweise, denn immer noch fühlte ich einen leisen Druck auf meiner rechten Schulter und eine kalte Bewegung am Hals.
    Ich blickte hinunter und erstarrte förmlich vor Grauen, denn auf meinen Schoß hatte - eine riesige, fast schwarze Kobra ihren Oberkörper gelegt, hatte den scheußlichen Kopf etwas erhoben und schien züngelnd zu untersuchen, was für einen merkwürdigen Gegenstand sie sich da als Ruheplatz ausgesucht hatte. Ich schloß einen Augenblick die Augen, denn ich hoffte zu träumen, aber da bewegte sich der kalte Körper und strich langsam an meinem Hals entlang. Die Kobra schien gefunden zu haben, daß es sich auf meinem Schoß und meinen Händen sehr gut liege, denn sie zog ihren Körper langsam nach, ringelte sich bequem zusammen und schien sich wirklich sehr wohl zu fühlen. Wie ein sauber zusammengelegtes Tau lag sie auf meinen Schenkeln und Händen, hatte auf den obersten Ring den Kopf gelegt, züngelte von Zeit zu Zeit und schien mich oft mit einem Blick zu betrachten, als wollte sie sagen: „Rühre dich nur nicht."
    Das tat ich wirklich nicht. Ich wagte kaum zu atmen, um den furchtbaren Gast nicht zu reizen. Ich kann wohl sagen, daß mir in diesen Minuten, die ich unbeweglich saß und den schwarzen Körper anstarrte, alle Sünden meines Lebens einfielen. Ich wußte genau, daß die leiseste Bewegung einen Biß und damit einen schrecklichen Tod zur Folge gehabt hätte.
    War ich schon durch die drückende Hitze in Schweiß gebadet, so trieb mir jetzt das Grauen die hellen Tropfen aus der Stirn, und sie liefen brennend über meine Augen bis zum Mund hinunter. Unwillkürlich blies ich sie fort, aber sofort erhob die Kobra mit blitzschneller Bewegung den Kopf und starrte mich an. Eine halbe Minute mußte ich diese Qual aushalten, dann legte das scheußliche Reptil den Kopf zurück, und ich konnte langsam und vorsichtig ausatmen.
    Jetzt fing ich auch an zu überlegen. Rolf mußte ja bald mit dem versprochenen Essen kommen, dann würde er mich schon von dem furchtbaren drohenden Tod erlösen. Aber, wenn inzwischen einige Feuerpriester von der Insel kommen sollten, dann war ich verloren. Wieder vergingen die Minuten - für mich so langsam wie zwei Stunden. Jeden Rettungsweg überlegte ich, aber immer wieder mußte ich einsehen, daß mich nur fremde Hilfe retten konnte. Und bald kreisten meine Gedanken nur um den einen Punkt: „Rolf komm, Rolf komm." Die Kobra hob plötzlich den Kopf. Hatte ich eine unvorsichtige Bewegung gemacht? Doch sie blickte nicht mich an, sondern starrte den Pfad zur Lichtung entlang. Und jetzt schwoll ihr Nackenschild an, die gelbliche Zeichnung, die ihr den Namen „Brillenschlange" eingetragen hat, trat deutlich hervor, und die lange Zunge spielte blitzschnell hin und her.
    Jetzt hörte ich auch leise Schritte, die sich näherten. Rolf kam. Ich wagte es, langsam den Kopf nach links zu drehen, und sah endlich seine hohe Gestalt auftauchen. Er winkte mir zu und schwang ein großes, an einem Ast aufgespießtes Stück Fleisch. Als er nahe heran war, fiel ihm wohl meine Reglosigkeit auf.

    „Hallo, Hans", rief er leise, „Was hast..." Da brach er mit einem leisen Schreckensruf ab und blieb stehen. Er hatte den furchtbaren Gast auf meinem Schoß entdeckt. Schnell riß er seine Pistole heraus, mochte dann aber daran denken, daß wir hier in der Nähe des geheimnisvollen Tempels nicht schießen durften, und er steckte zu meiner Erleichterung die Waffe wieder ein. Zu meiner

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