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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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finden, den Sie suchen. Danken Sie mir nicht, denn ich sende Sie dem Tod entgegen." Wir wagten auf diese Worte nichts zu erwidern, denn der „Heilige" hatte wieder den Kopf sinken lassen, und die furchtbaren Feuerpriester konnten jeden Augenblick zurückkommen. Nur Frau Ellen schluchzte leise. Sie dachte wohl nicht an die furchtbaren Gefahren, denen wir entgegengingen, sie hatte wohl nur gehört, daß wir ihn, ihren Gatten, dort oben finden sollten.

    Über eine halbe Stunde verstrich. Wir standen bewegungslos zwischen den dichten Zweigen und warteten in atemloser Spannung auf die Rückkehr der Henker. Sie mußten ja ziemlich weit abwärts fahren, ehe sie den Körper des Gerichteten dem Menam übergeben konnten, sollte er nicht von Krokodilen zerrissen werden, ehe er in die Stadt getrieben wurde.
    Der „Heilige" war völlig in sich versunken, starrte ins Feuer und murmelte monotone Gebete vor sich hin. Vielleicht flehte er zum Erhabenen, daß er uns auf unserem gefährlichen Weg schützen möge. Endlich klangen wieder Ruderschläge von Süden her. Nach wenigen Minuten schoß der Sampan der Feuerpriester wieder vorbei. Jetzt hatten auch die vier Priester kurze Ruder in den Händen und trieben das leichte Fahrzeug mit kräftigen Schlägen gegen den Strom. Wieder blitzten fünf Augenpaare zu dem alten Heiligen hinüber, der sich nicht regte, bis das unheimliche Fahrzeug verschwunden war. Langsam traten wir aus den Büschen heraus. Jetzt hob Mongkut den Kopf und blickte uns lange an. „Mongkut", sagte da Rolf, „darf ich noch eine Frage stellen?"
    „Meinem Lebensretter werde ich alles sagen", murmelte der Alte, „aber es wird zu seinem Verderben sein." „Nun, wir verstehen es, uns gegen alle Gefahren zu wehren", sagte Rolf ruhig, „denn unsere Gegner sind auch nur Menschen. Mongkut, ich hätte gern gewußt, was dieser rote Seidenlappen bedeutet."
    „Er ist das Zeichen der Feuerpriester, mit dem sie die von ihnen Gerichteten kennzeichnen, damit das Volk ihre

    Macht sieht. Der weiße Elefant, der in ganz Siam als heilig gilt, ist ihr höchster Gott. Sie sind mächtig und weit verbreitet, und wer ihr gelbes Gewand tragen darf, der genießt überall Ehren, Schutz und Hilfe." „Sind sie nur so mächtig durch ihren Glauben geworden, oder üben sie noch irgendwelche Funktionen aus, die dem Volk Nutzen bringen?"
    „Sie gewähren allen, die in Not gekommen sind, Hilfe in weitestgehender Form. Aber sie verlangen auch Gegenleistungen dafür, und wer den Vertrag bricht, dessen Körper muß den Menam hinab schwimmen, mit einem Messer in der Kehle und mit dem roten Seidentuch gezeichnet. So zwingen sie ihre Schuldner durch Verbreitung von Schrecken, die Verträge zu halten."
    „Also betreiben die Herrschaften eine Art Wuchergeschäft und sind in ihren Mitteln gegen die Schuldner sehr rigoros. Nun, dann kann ich mir denken, daß so leicht niemand gegen sie vorzugehen wagt. Und die allgemeine religiöse Einstellung des ganzen Volkes vergrößert ihre Macht noch mehr. Sicher sind auch Polizisten, ja, vielleicht sogar Staatsbeamte ihre Schuldner, und dann ist es natürlich völlig zwecklos, die Hilfe der Behörden gegen sie in Anspruch zu nehmen."
    „Sind Sie zum erstenmal in unserem Land", fragte der Heilige erstaunt, „oder halten Sie sich schon längere Zeit hier auf?"
    „Ich bin seit gestern nachmittag zum erstenmal hier", lächelte Rolf, „aber diese Kombination war wirklich nicht schwer. Ich mußte dabei an einen Siamesen denken, den ich in Singapore als Polizist in englischen Diensten traf.

    Er erschrak furchtbar beim Anblick des roten Tuches, und ich denke mir, daß er ebenfalls ein Schuldner der Gesellschaft und aus Siam geflohen ist."
    „Das ist sehr wahrscheinlich", nickte Mongkut, „viele Leute verlassen deshalb ihr Heimatland; wenn sie es allerdings noch verlassen können und nicht vorher den Menam hinab schwimmen. Und viele, die sich schwer gegen die Gesellschaft der Feuerpriester vergangen haben, werden sogar dann auch noch verfolgt, bis sie doch dem Stahl des Henkers zum Opfer fallen." „Nun, dann kann uns ja dieses Geschick auch blühen", meinte Rolf leichthin, „falls uns der Befreiungsversuch gelingen sollte. Nun, mit uns sollte es ein Henker dieser Gesellschaft wirklich nicht leicht haben. Aber ich habe doch noch mehr Fragen, Mongkut, für deren Beantwortung ich Ihnen sehr dankbar wäre." „Ich werde sie beantworten, so gut ich es vermag", murmelte der Alte, „doch möge Ihr Blut nicht über

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