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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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könnte kein Leichnam hindurch schwimmen. Die Morde müssen also in der Stadt begangen und die Körper dort in den Fluß geworfen sein." Frau von Valentini schüttelte sich.
    „Es ist alles so schrecklich und geheimnisvoll", seufzte sie, „was mag uns nur noch bevorstehen?"
    Hätte sie es geahnt, dann wäre sie wohl nicht weiter mitgekommen, aber jetzt hob sie gespannt den Kopf, als Hoddge sagte:
    „Wenn wir diese Biegung da vorn passiert haben, sehen wir die Hütte des Heiligen. Hoffentlich ist er allein. Wo mag Pongo jetzt stecken? Ob er es fertig gebracht hat, gleichen Schritt am Ufer mit uns zu halten?" „Ich bin überzeugt, daß er uns ständig im Auge behält", sagte Rolf. „Ah, da ist ja die Hütte, und der Heilige sitzt vor der Tür beim Morgenmahl. Eigentlich ein sehr idyllisches Bild. Herrgott, er ist verloren!" Dieser Schreckensruf meines Freundes war berechtigt, denn ein ungebetener, unerwarteter Gast drohte das Idyll, wie es Rolf soeben genannt hatte, zu vernichten. Es war ein riesiger Königstiger, der wenige Meter von dem alten Siamesen aufgetaucht war, ihn sekundenlang anstarrte und sich dann zum Sprung duckte. Der „Heilige" saß ganz regungslos und blickte dem furchtbaren Tod mit lächelnder Ruhe entgegen. Sein abgeklärter Glaube ließ ihn wohl keinen Schrecken vor dem Übergang ins Nirwana empfinden.
    Aber wir mußten den Alten retten, denn er war unsere einzige Hoffnung, den Verschwundenen wieder zu finden. Rolf riß seine Parabellum aus dem Gürtel, und ich folgte sofort seinem Beispiel. Fünfzig Meter waren wir noch von dem Platz entfernt, auf dem sich im nächsten Augenblick das furchtbare Drama abspielen mußte, unser Sampan schwankte in den leichten Wellen, und wir waren aufgeregt, wie wohl selten im Leben. Es ging ja hier um so viel, nicht nur um das Leben des alten Siamesen, sondern auch um das eines Europäers und um das Geschick seiner jungen Frau. Aber als wir jetzt die wunderbaren Waffen erhoben, fühlte ich doch, daß es nutzlos war. Gewiß würden wir treffen, vielleicht auch tödlich, aber die Bestie würde sich doch auf den Heiligen schnellen und ihn im Todeskampf zerreißen.
    Aber bevor wir unser Ziel fassen konnten, war schon der Retter da, an den ich gar nicht gedacht hatte. Der Kopf des Tigers fuhr plötzlich herum, und die grausamen Augen starrten auf ein mächtiges Gebüsch, das die kleine Lichtung zur rechten Seite von uns abschloß. Und vor diesem Gebüsch stand plötzlich, wie aus der Erde gewachsen - Pongo -, vielleicht zehn Meter von der Urwaldbestie entfernt.
    Langsam richtete sich der Tiger auf, als wollte er überlegen, welches Opfer er sich zuerst holen sollte. Aber vielleicht ahnte er auch, daß von der riesigen Gestalt ihm der Tod drohte. Doch ehe er eine Drehung ausführen konnte, griff Pongo schon ein. Sein riesiger Arm schnellte empor, und wie ein Blitz zuckte sein schwerer Massaispeer, mit seiner vollen, furchtbaren Kraft geworfen, über die Lichtung.
    Der Tiger bäumte sich hoch und hob die mächtige Pranke gegen den heranbrausenden Blitz, aber in der nächsten Sekunde vergrub sich die breite Eisenspitze schon in seiner Brust, und durch die furchtbare Gewalt wurde er hintenüber gerissen.
    Brüllend, fauchend und mit den Pranken schlagend wälzte sich der schwere Körper hin und her. In Sekundenschnelle hatte sich dieser Vorgang abgespielt. Jetzt erwachten wir aus unserer Erstarrung, die uns bei diesem Schauspiel ergriffen hatte, suchten ruhig unser Ziel, und im nächsten Augenblick peitschten je zwei Schüsse aus unseren Parabellumpistolen hinüber. Die schweren Kugeln mit ihrer enormen Durchschlagskraft taten ihre Schuldigkeit. Mit furchtbarem Brüllen bäumte sich der mächtige Körper des Tigers auf, ein kurzes, blindwütiges Toben folgte - dann streckten sich die riesigen Glieder, und der Körper fiel zurück. Pongo glitt über die Lichtung, nickte uns lachend zu und riß seinen Speer aus dem toten Gegner. Dann verschwand er schlangengleich in den nächsten Büschen. Der alte Siamese, der „Heilige am Strom", hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Jetzt drehte er den Kopf uns zu, und ich sah seine Augen in maßlosem Erstaunen weit geöffnet. Selbst seine Ruhe, die er beim Anblick des nahen Todes gezeigt hatte, war durch Pongos Tat erschüttert worden.
    Wir legten an, und Hoddge sprang heraus. Höflich half er Frau Ellen beim Aussteigen, wartete, bis wir ebenfalls den Sampan verlassen hatten, und schritt uns voran auf den „Heiligen" zu. Er

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