Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang
Andenken."
„Ich werde ein Fell nehmen und das andere Ihnen schenken," lächelte Rolf, der den Wunsch des kleinen Lords wohl erriet. „Aber jetzt wollen wir schnell machen, erst einmal nachgraben. Die Tiger können wir später abstreifen."
Er schritt schnell über die Lichtung zur Palme, um den Dankesworten Hagerstonys zu entgehen.
Das Gestrüpp war durch die gewaltige Kraft Pongos bald herausgerissen, dann schnitt sich der schwarze Riese Zweige ab, während wir zu graben begannen.
Hoddge und Roule hatten die kurzen Feldspaten mitgenommen, die Lord Hagerstony in Mergui gekauft hatte. Systematisch begannen wir nun den Boden rings um den mächtigen Baum umzugraben, wobei wir uns im Gebrauch des Spatens stets ablösten.
Pongo beteiligte sich erst nach zwei Stunden an diesen Arbeiten. Er hatte inzwischen auf drei nahe beieinander stehenden Palmen Laubhütten gebaut, die uns gute und sichere Unterkunft gewähren konnten.
Als er mit mächtigen Stichen die Erde aufwarf, da stieß sein Spaten plötzlich mit dumpfem Ton auf hartes Holz. Und nach wenigen Minuten hatte er — eine große Kiste aus altersschwarzem Teakholz freigelegt, das selbst den Einwirkungen des feuchten Bodens standgehalten hatte. Das mußte die sagenhafte, oft verspottete Schatzkiste des Großvaters Tardon sein.
Mit einer Art ehrerbietigem Schweigen trugen wir die Kiste auf die Mitte der Lichtung. Lord Hagerstony nahm seinen Tropenhelm ab und räusperte sich energisch. Dann begann er eine Rede:
„Gefährten, wir haben es erreicht. Ich freue mich von Herzen, daß die kleine Frau ihr Lebensziel erreicht hat. Es ist etwas Wunderbares um solch ein Vermächtnis eines Toten, an das niemand glauben wollte. Und wir wollen ein stilles Gebet für die Seele des längst Verstorbenen sprechen, ehe wir seine Hinterlassenschaft öffnen. Es ist für mich ein heiliger Augenblick."
Von den ernsten Worten des kleinen, tapferen Mannes ergriffen, nahmen wir ebenfalls die Helme ab und senkten die Köpfe. Aber unsere Gedanken, die mit dem Toten beschäftigt waren, wurden jäh und rauh unterbrochen.
„Hände hoch."
Dieser unangenehme Ruf erscholl plötzlich aus mehreren rauhen Kehlen, und als wir herumschnellten, blickten wir in die Läufe von acht Pistolen, die in den klobigen Händen ebensovieler Matrosen lagen. In der Mitte dieser kleinen Streitschar aber standen lächelnd — die beiden eleganten Herren, die vor wenigen Stunden entsetzt vor dem riesigen Polypen geflohen waren.
Der Größere verbeugte sich zynisch lächelnd: „Ich sehe zu meinem Vergnügen, daß Sie unserer Aufforderung sofort Folge geleistet haben. Es ist meinem Freund und mir nämlich sehr peinlich, rohe Gewaltmaßnahmen anwenden zu müssen. Wir haben durch Ihr Gespräch im Hotel von diesem Schatz, der sich vermutlich in der Kiste dort befindet, erfahren und sofort beschlossen, ihn für uns zu .retten'. Was uns ja auch gelungen ist. Wir werden uns also gestatten, die Kiste mitzunehmen.
Ihre Yacht wird sie vermutlich in bestimmter Zeit abholen, und so können wir Sie unbesorgt die kurze Zeit an Bäume festbinden. Kommen Sie, bitte, einzeln näher. Los."
Das letzte Wort war, entgegen der liebenswürdigen Rede, so scharf und befehlend gesprochen, daß Hoddge, dem unser Überwinder zugewinkt hatte, sofort auf die drohende Gruppe zutrat. Er war blitzschnell gefesselt.
„Hören Sie," rief da Hagerstony zornig, „meine Yacht kommt erst in drei Tagen. Solange werden Sie uns wohl nicht am Baum hängen lassen wollen. Wenn Sie auch Räuber sind, als Mörder kann ich mir Sie doch nicht vorstellen."
Der große Verbrecher verbeugte sich lächelnd.
„Ich danke Ihnen für diese gute Meinung. Wir werden Sie dann so fesseln, daß Sie sich in einigen Stunden befreien können. Etwas Arbeit müssen Sie schon haben. Und dann können Sie Ihre Gefährten losschneiden und sich während Ihrer Wartezeit durch Jagd ernähren."
„Sie scheinen nicht zu wissen, daß die Felsengruppe In der Mitte der Insel von Tigern wimmelt?" rief Hagerstony wütend, „wenn wir uns nicht vor Anbruch der Nacht befreien können, sind wir doch verloren."
„Tiger? Nein, davon habe ich allerdings noch nichts bemerkt. Nun, dann müssen Sie sich mit dem Befreien mehr beeilen. Und ich hoffe, daß Sie es als große Gunst betrachten werden, wenn wir Ihnen die Waffen lassen. Also, bitte, meine Herrschaften, kommen Sie schneller, wir haben nicht viel Zeit."
Dieser liebenswürdigen Aufforderung, die durch acht Pistolenläufe
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