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Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang

Titel: Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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hungrigem Knurren herum schnellte und auf das Gitter zusprang. Schnell ließ Drum den Vorhang fallen und trat zurück.
    „Sehr schön," sagte er, „die richtigen Leute scheinen wir gefunden zu haben, aber ich glaube, es nutzt uns nicht viel. Wenn wirklich meine Leute eindringen, zieht der Chinese einfach das Gitter hoch und entschuldigt sich nachher lächelnd, daß wir mit seinem Tiger unvorsichtig umgegangen sind. Beweisen kann ihm niemand etwas, wenn wir erst erledigt sind."
    Der kleine Lord schien in seinem Element zu sein. Hier war ja wirkliche, schreckliche Gefahr.
    „Hihi," kicherte er, „bin neugierig, wen er sich zuerst vornehmen wird. Ich glaube, Sie, lieber Inspektor, Sie sind der größte Happen."
    „Mir kommt soeben ein anderer Gedanke," sagte Drum, „vielleicht können wir den Raum nach einiger Zeit ruhig verlassen, wenn Wang den Beweis seines Treibens aus dem Haus entfernt hat. Dann kann er sich entschuldigen, daß ein Diener den Tiger aus Versehen frei gelassen hat und er uns durch Herablassen des Gitters schützen wollte. Dann kann ich ihm gar nichts tun." i
    „Und unsere gestohlenen Waffen?* warf ich ein.
    „Die können uns auch schon in der Teestube abhanden gekommen sein. Herrgott, wenn meine Leute nur aufpassen."
    „Still," rief Rolf plötzlich mit unterdrückter Stimme, „ich höre etwas. Und das scheint der Beweis zu seht, lieber Drum."
    Wir traten zu meinem Freund, der sich ruhig im Hintergrund des Raumes aufgehalten hatte. Er neigte den Kopf gegen die Wand und hob die Hand. Wir standen völlig still, und jetzt hörten wir es auch.
    „ . . . que votre volente soit fait sur la terre comme au ciel ..."
    Das Vaterunser, von einer jungen Französin gesprochen.
    Ruhig standen wir und hörten auf die rührende, fast kindliche Stimme, die da in entsetzlicher Not zu ihrem Herrgott flehte.
    „ . . . Mais delivrez nous du mal. Ainisi soit-il" „Amen," sagte auch Drum ernst. „So, meine Herren, das ist tatsächlich der Beweis, daß Wang im Bund mit den Mädchenhändlern ist. Ich habe es schon längst vermutet, denn soviel konnte er mit seiner Teestube nicht verdienen. Das war die unglückliche Violette Tardon, die da gebetet hat. Ja, jetzt aber herauskommen. Donnerwetter, sie scheinen das Gitter zu heben."
    Ein leises, knarrendes Geräusch wurde hinter dem schweren Seidenvorhang laut. Wir standen wirklich schreckerstarrt, denn jetzt mußte das Verhängnis kommen.
    Da sagte Rolf ruhig.

    „Alle Waffen haben sie uns doch nicht abgenommen. Die beste habe ich noch hier und werde sie gleich probieren."
    Damit zog er aus der Brusttasche das Blasrohr, das er bei der Hütte des „Heiligen am Strom" dem Feuerpriester abgenommen hatte. Dann zog er eine der Büchsen hervor, in denen die Bolzen enthalten waren, und öffnete sie.
    „Das sind die Bolzen, die mit dem tödlichen Gift bestrichen sind," sagte er leise und schob vorsichtig einen Bolzen in die dünne Röhre. „Jetzt werden wir ja sehen, ob der ,Heilige am Strom' mir eine gute Waffe gegeben hat."
    Er nahm einen zweiten Bolzen in die linke Hand, schloß die Büchse und steckte sie ein. Dann schlich er leise auf den Vorhang zu und winkte zurück, daß wir auf unseren Plätzen bleiben sollten. Das Rasseln hinter dem Seidenvorhang war immer noch zu hören. Bald würde sich wohl der hungrige Tiger durch die bunte Seide schieben, um sich auf den ersten von uns zu werfen.
    Rolf stand jetzt nur noch zwei Schritte vom Vorhang entfernt. Er hatte sich niedergekauert, setzte nun das Blasrohr an den Mund und wartete auf den furchtbaren Feind. Und er ließ nicht lange auf sich warten.
    Der in der Mitte geteilte Vorhang wich plötzlich auseinander, und langsam schob sich der mächtige Schädel der Bestie hindurch. Als der Tiger meinen Freund so dicht vor sich erblickte, schloß er einen Augenblick die Lider, ein Zeichen, daß er bereits zum Sprung ansetzte. Da gab es den leise zischenden Laut, mit dem der furchtbare Bolzen das Rohr verließ. Sofort legte Rolf den zweiten Bolzen ins Rohr und setzte es wieder an die Lippen.
    Aber es war nicht mehr nötig. Der „Heilige am Strom" hatte nicht zu viel versprochen. Es mußte ein entsetzliches Gift sein, von dem man wirklich sagen konnte, das es blitzschnell wirkte. Zwei, drei Sekunden ließ der Tiger die Lider geschlossen, dann riß er die Augen weit auf, stieß ein kurzes röchelndes Schnarchen aus und legte sich mit einem Ruck hin. Der mächtige Kopf sank auf die ausgestreckten Vorderpranken — dann lag die

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