Rolf Torring 012 - Die Hoelle von Penang
riesige Bestie bewegungslos. Ruhig erhob sich Rolf.
„Die Waffe scheint sehr gut zu sein," flüsterte er, „jetzt können wir das Zimmer verlassen und Violette Tardon befreien."
Er schlug den Vorhang weit zurück und ging neben dem toten Tiger in die große Eingangshalle, das furchtbare Blasrohr in der Hand. Kopfschüttelnd folgten wir ihm und betrachteten den Tiger mit scheuen Blicken. Da lag das mächtige Tier, durch einen winzigen Stich blitzschnell getötet.
Jetzt standen wir in der Halle und lauschten. Irgendwo hielten sich bestimmt Diener des Chinesen auf, die sich sofort auf uns stürzen würden. Der Klang der betenden Stimme war von rechts erklungen, und Rolf schlich leise an der Wand entlang, um am nächsten Vorhang zu lauschen.
Plötzlich — wir waren ihm gefolgt und standen dicht hinter ihm — zuckten wir zusammen. Hinter dem Vorhang war ein röchelnder Schrei aufgeklungen, und dann ertönte eine Stimme, bei deren Klang wir uns erstaunt anblickten. Es war — Pongo.
„Schlechter Masser noch Pongo kennen?" grollte er.
Rolf riß den Vorhang zur Seite, und wir drangen schnell in das Zimmer. Auf einem Sessel am Tisch lag der dicke Wang mit hintenüberhängendem Kopf. Seine linke Gesichtshälfte war blutüberströmt, ein Zeichen der gewaltigen Faust unseres schwarzen Freundes. Er war für lange Zeit unschädlich, und so konnten wir uns der Gruppe in der linken Ecke des Zimmers zuwenden. Da stand dicht an der Wand mit furchtverzerrtem Gesicht — der elegante Me Jon, der mächtige Millionär. Er starrte angstvoll auf Pongo, der ruhig vor ihm stand.
„Pongo, was ist?" fragte Rolf.
Der Riese wandte sich um.
„O Massers alle hier, sehr gut," lachte er. „Bin schlechtem Masser gefolgt, Mann dort" — er deutete dabei auf Wang —, „wollte schießen. Jetzt mit schlechtem Masser hier abrechnen."
„Achtung," riefen wir einstimmig, denn Me Jon hatte die Unachtsamkeit Pongos benutzt, um ein Messer herauszureißen und zum gewaltigen Stoß in Pongos Rücken auszuholen.
Doch der schwarze Riese hatte instinktiv die Gefahr schon empfunden. Ehe unsere Schreie verklungen waren, hatte er sich schon herumgeworfen und fing die niedersausende Hand des Chinesen mit seiner Linken auf. Dann gab es einen kurzen, dumpfen Krach, und schreiend brach Me Jon in die Knie. Pongo hatte ihm mit einem Ruck das Handgelenk durchbrochen.
Ein heller Schrei vom Eingang her ließ uns herumfahren. Da stand ein Chinese, anscheinend ein Diener, und sein Alarmruf rief noch andere herbei. Wie eine Woge drangen sie ins Zimmer, mit Messern und kurzen Keulen in den Händen. Und wir waren waffenlos. Aber da flog ein großer Gegenstand sausend durchs Zimmer und in die Angreifer hinein.
Und dann sprang Pongo dem schweren Stuhl, unter dem sich mehrere Diener stöhnend wälzten, mit erhobenen Fäusten nach. Dabei stieß er seinen furchtbaren Angriffs-Schrei aus, und es war wirklich kein Wunder, daß die anderen Chinesen beim Anblick dieser furchtbaren Gestalt unter Schreckensrufen kehrt machten und in die Diele zurückliefen.
Inspektor Drum aber trat ans Fenster, öffnete es und blickte hinaus. Dann nickte er befriedigt, zog die Signalpfeife und blies ein grelles Kommando. Kaum fünf Minuten später, in denen wir schon eifrig nach dem geheimen Eingang zum Gefängnis der jungen Französin suchten, drangen von allen Seiten Gestalten in Garten und Haus. Es waren Bettler, Händler, Lastenträger, kurz, allerlei Gestalten, die unauffällig die Überwachung eines Hauses ausüben konnten.
Ein kleiner, sehniger Malaye mit kühnem Gesicht trat auf den Inspektor zu und fragte nach seinen Befehlen.
„Alle Diener im Haus sind zu verhaften," stieß Drum hervor, „die Teestube wird geschlossen. Dann genau das Haus durchsuchen, wir müssen das Gefängnis der geraubten Mädchen suchen. Wir haben vom Nebenraum die Stimme einer Französin gehört, die dieser Me Jon dort aus Singapore gebracht hat. Aber wir können den Eingang nicht finden."
Der Malaye sprach ein tadelloses Englisch, das zu seiner Maske als Bettler allerdings nicht paßte.
„Gestatten, Herr Inspektor, daß ich Me Jon frage?" Einen Augenblick zögerte Drum, dann nickte er und sagte kurz: .
„Ja, diese Unmenschen verdienen keine Schonung. Der Malaye trat auf Me Jon, der immer noch stöhnend am Boden lag, zu, beugte sich hinab und fragte den Chinesen nach dem versteckten Eingang. Eigenwillig schüttelte der Millionär den Kopf.
Da trat der Malaye so, daß wir den Chinesen nicht sehen
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