Rolf Torring 017 - Das Geheimnis des Radschputen
glaube kaum, daß Sie dort einen guten Empfang finden werden. Ich weiß, wer die Macht an sich reißen wollte, und deshalb erst Sie gefangen nahm und dann, als wir auftauchten, Ihren Neffen im alten Tempel beseitigen lassen wollte. Nur noch eine Frage: Ihr Wächter dort unten im Tempelverließ war doch der alte Priester Maha?"
„Allerdings," gab Bahadur erstaunt zurück, während Bima Sahi meinen Freund verwundert anstarrte, „aber er sagte mir nie, weshalb ich gefangen war."
Aber Rolf achtete nicht auf die erstaunten Mienen, sondern fuhr fort:
„Dann ist er jetzt nach Katmandu geeilt, um dem neuen Herrn mitzuteilen, daß der Weg frei sei. Aber wir dürfen nicht offen kommen, sondern müssen die Verbrecher überraschen. Hoheit, wissen Sie genau, daß die Soldaten Ihnen treu sind?"
„Aber ja," riefen die beiden Fürsten einstimmig, „besonders da doch Dschang der Oberkommandierende ist."
„So. Haben sich die Offiziere mit Herrn Dschang stets gut vertragen?"
„Das muß ich nun allerdings verneinen," sagte Bima Sahi. „Besonders seitdem mein Onkel verschwunden war, haben sie sich bei mir oft über Dschang beklagt. Aber ich habe seine Strenge stets als ein Zeichen seiner Zuneigung zu mir betrachtet und deshalb immer wieder zu schlichten versucht."
„So, das ist sehr gut. Jetzt schlage ich folgendes vor: Die Nacht muß in ungefähr drei Stunden hereinbrechen. Dann könnten wir ja schon auf der Straße nach Katmandu sein, würden aber erst spät in der Nacht ankommen Und das würde meinen Plan sehr gefährden. Deshalb schlage ich vor, daß wir jetzt zum Tempel zurückkehren. Vielleicht sind Ihre vier Schikaris noch da, die ja in weiterer Entfernung den Tempel umstellt hatten. Proviant haben wir auch noch an den Madjams. Wir können also unbesorgt dort übernachten und uns morgen früh auf den Weg machen. Denn die Autos werden nicht wiederkommen."
„Ja, aber weshalb wollen Sie nicht schon in dieser Nacht in Katmandu eintreffen?" fragte Fürst Bahadur verwundert. „Im gleichen Augenblick, da ich wieder auftauche, ist doch aller Verdacht gegen meinen Neffe» hinfällig."
„Es ist aber doch schon zu spät, Hoheit," sagte Rolf ernst. „Glauben Sie mir, der neue Machthaber würde Sie sofort beseitigen lassen. Wir müssen ihn überrasche» und es mit List ausführen."
„Dann kennen Sie also unseren Feind schon?"
„Ich ahnte es am ersten Tag, habe jetzt aber erst die Gewißheit erhalten. Trotzdem könnte ich mich ja auch noch irren, und deshalb will ich den Namen noch für «lieh behalten."
„Onkel," sagte da Bima Sahi, „ich meine, wir können uns auf Herrn Torring und seine Gefährten völlig verlassen. Wenn er es für gut erachtet, erst morgen abend in Katmandu zu sein, dann hat er sicher so zwingende Gründe, daß wir ihm folgen sollten."
„Gewiß, du hast recht," gab Bahadur zu. „Also, meine Herren, wir vertrauen Ihnen in jeder Hinsicht und werden Ihren Ratschlägen stets folgen."
„Das freut mich, Hoheit," sagte Rolf, „und glauben Sie mir, daß Sie morgen Abend die Richtigkeit meiner Handlungen einsehen werden. Jetzt also zurück zum Tempel."
Wir kamen erst kurz vor Einbruch der Nacht an, denn Fürst Bahadur war noch zu geschwächt, um einen längeren, schnellen Marsch aushalten zu können.
Wir stießen jetzt auf einen der ausgestellten Schikaris. Und auf Rolfs Wunsch befahl Bima Sahi ihm, seine Gefährten zusammenzurufen.
Gerade, als wir den Eingang des Tempels erreichten, kamen die vier hohen, kräftigen Gestalten zusammen. Als sie den Fürsten Bahadur erblickten, starrten sie ihn erst entgeistert an, dann warfen sie sich zu Boden und gaben ihrer Freude lauten Ausdruck.
Der Fürst sprach sehr gütig mit ihnen, und ich merkte, «aß Rolf ein vergnügtes Gesicht machte. Offenbar waren ihm diese vier Männer eine sehr willkommene Hilfe.
Als sie sich auf einen Befehl des Fürsten wieder erhoben, schickte er sie auf Rolfs Wunsch fort, um den Proviant und Holz zum Feuer zu holen.
Dann sagte mein Freund, als die vier Inder sich entfernt hatten:
„Hoheit, sagen Sie, bitte, den Leuten, daß inzwischen •ein anderer die Herrschaft an sich gerissen hat. Wenn die Leute Ihnen treu sein wollen, können sie uns von großem Nutzen sein."
„Sie sind mir treu," sagte Bahadur mit großer Würde.
„Dann wird mein Plan ganz bestimmt gelingen. Noch eine Frage, Hoheit. Haben Sie einen höheren Offizier in Ihren Regimentern, der sich besonders schlecht mit Ihrem Herrn Vetter Dschang
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