Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen
Knick kam, legte ich mich lang neben Pongo und schob vorsichtig den Kopf vor. Undeutlich sah ich die Gestalt des Tollkühnen liegen, der die erste Fackel Ho-angs hatte auslöschen wollen. Aber zugleich bemerkte ich, daß die jetzt dort liegende Fackel am Verlöschen war.
Schnell beauftragte ich Pongo, eine neue, brennende zu holen, und während der Riese zurückging, behielt ich den Eingang scharf im Auge. Noch war Pongo nicht zurück, da verlosch der Feuerbrand knisternd. Jetzt mußte ich mich völlig auf mein Gehör verlassen.
Blitzschnell zurückblickend sah ich, daß Pongo eine neue Fackel gerade am Lagerfeuer entzündete, da hörte ich aber schon am Eingang ein leises Geräusch, als schleife ganz behutsam ein Körper über den Boden.
Ich stützte meine Hand auf die Erde, sodaß der Lauf meiner Pistole ungefähr zehn Zentimeter hoch lag, dann gab ich schnell vier Schüsse ab, wobei ich langsam den Lauf von links nach rechts drehte.
Ein gellender Schrei war die Antwort, dem ein wütendes Gebrüll draußen vor dem Eingang folgte. Im gleichen Augenblick flog schon die brennende Fackel aus Pongos Hand über meinen Kopf hinweg und fiel dicht am Eingang nieder.
Ihr Schein beleuchtete jetzt zwei Körper, der neue Eindringling war gerade mit dem Oberkörper über die Leiche seines Genossen herübergekommenen, als ihn die tödliche Kugel traf.
Jetzt war die Barriere schon höher geworden, ein großer Vorteil für uns. Wohl flogen einige Kugeln über meinen Kopf hinweg und klatschten in den weichen Felsen, aber das störte mich absolut nicht. Ruhig lud ich meine Waffe wieder und paßte weiter auf.
Nach ungefähr einer Viertelstunde kam Rolf und flüsterte:
„Wir sind bereit. Geht jetzt beide zum Feuer und entkleidet euch. Unsere Sachen schnallen wir zu oberst auf die Packen der Tragtiere, damit sie nicht naß werden, Ichloh werde solange hier aufpassen, bis ihr drüben im Ausgang angelangt seid. Macht aber schnell und gebt mir dann ein Zeichen, daß ich hinüberkommen kann. Leuchtet auch solange, damit ich den Punkt erkennen kann Schnell, geht zurück!"
Ich legte ihm noch einige Fackeln und eine Schachtel Zündhölzer parat und lief mit Pongo zum Feuer. Ho-ang hatte sich schon entkleidet und führte gerade die ersten Pferde nach hinten an den See. Schnell warfen wir ebenfalls unsere Kleider ab und schnallten sie nebst den Waffen auf die Packen eines Tragtieres. Nur je eine Pistole behielten wir zurück, die wir zwischen die Zähne nehmen wollten.
Gerade als Ho-ang die nächsten Tiere holte, rief mich Rolf, und als ich bei ihm war, sagte er leise:
„Die Belagerer dürfen nicht hören, wenn die Pferde ins Wasser gleiten. Behalte eine Pistole zurück und gib einen Schuß nach dem anderen ab, bis alle Tiere im Wasser sind. Ich werde dann auch hier am Eingang schießen, um das Klatschen des Wassers zu übertönen. Reservepatronen habe ich zum Glück mitgenommen, so kann ich mein Magazin ruhig leeren. Behalte aber auch einen Reserverahmen zurück und lade die Waffe wieder, ehe du den See durchschwimmst."
„Gut, Rolf," gab ich leise zurück, „fache aber das Lagerfeuer recht hoch an, ehe du ins Wasser gehst; ich werde einige Scheite zurücklassen. Dann kann ich unter Umständen von der anderen Seite des Sees unsere Feinde abschießen, wenn sie vorzeitig eindringen sollten."
„Nein, Hans, das hat keinen Zweck. Sie dürfen gar-nicht wissen, wo wir geblieben sind. Vielleicht werden sie durch unser rätselhaftes Verschwinden so in abergläubische Angst versetzt, daß sie es vorziehen, schleunigst fortzureiten"
„Das ist auch richtig," gab ich zu; „also alles Gute lieber Rolf, und nimm dich recht in acht."
„Danke, lieber Hans, macht eure Sache auch gut,"
Ich kehrte ans Lagerfeuer zurück, legte auf jeden Fall noch einige Scheite in die Glut und lief schnell an den See.
Ho-ang und Pongo hatten bereits sämtliche Pferde an den Rand des Wassers getrieben Ich teilte dem Chinesen schnell Rolfs Plan mit, dem der Dicke beistimmte.
Dann mußte sich Pongo drei Fackeln und Zündhölzer auf den Kopf festbinden, um als erster den See zu durchschwimmen, denn wir mußten ja an dem Lichtschein einen Anhalt haben, wohin wir die Pferde treiben sollten
Ho-ang bestieg sein Pferd, lenkte es dicht an den Uferrand und trieb es mit kräftigem Fersendruck hinein Als es den Sprung ausführte, feuerte ich den ersten Pistolenschuß ab, der eine ungeahnte Wirkung zeigte. Denn durch den donnernden, überall widerhallenden Krach
Weitere Kostenlose Bücher