Rolf Torring 057 ~ Im australischen Busch
Rolf nickte ganz zufrieden bei dieser Auskunft. Es war ihm ganz lieb, ins Innere des Landes zu kommen. Und ich muß sagen, daß ich mich ebenfalls darauf freute. Neue Länder und neue Menschenrassen kennenzulernen war nun einmal mein Hang.
Der liebenswürdige Polizei-Inspektor riet uns, wenn wir auch in die neu entstandene Siedlung fahren wollten, einen Auto-Lastwagen zu benutzen, der alle zwei Tage mit Lebensmitteln und sonstigen Utensilien zu den Goldgräbern fuhr.
Rolf bedankte sich für diese Auskunft und den Rat. Dann fragte er weiter:
"Ich suche noch eine Frau, die hier in Australien weilen soll, Herr Inspektor. Es ist eine gewisse Mary Dawson, die vor zwanzig Jahren mit Connor Barring in die Welt ging. Haben Sie vielleicht mal von ihr etwas gehört?"
Der Inspektor sprang auf und starrte Rolf an. "Wie kommen Sie zu dieser Frage?" stieß er hervor. "Kennen Sie diese Frau? Kennen Sie Connor Barring?"
"Nein, ich kenne beide nicht," sagte Rolf ruhig, „aber Kapitän Mac Dawson vom Dampfer 'Cormoran' bat mich, Nachforschungen anzustellen. Mary Dawson ist seine Schwester."
„Ach, so verhält sich die Sache," meinte der Inspektor und setzte sich wieder. "Sie müssen meine Aufregung entschuldigen, aber Connor Barring ist der verwegenste Buschräuber, den wir jemals in Australien hatten. Er hat die tollsten Sachen vollbracht, ohne daß wir ihn jemals fassen konnten. Er hat auch eine Bande der verwegensten Desperados um sich, von denen wir einige fangen konnten oder bei der Verfolgung erschießen mußten. Einer, ein jüngerer, hat auf seinem Sterbebett den Namen dieses berüchtigten Räubers gestanden. Er sagte auch aus, daß Barring verheiratet sei. Stimmt, seine Frau heißt Mary, also wird es wohl die Schwester des Kapitäns sein. Wir haben den Namen des Räubers übrigens erst vor wenigen Wochen erfahren."
"Das wird keine schöne Nachricht für den Kapitän sein," meinte Rolf bedauernd. "Jedenfalls müssen wir aber probieren, ob wir mit der Frau sprechen können. Wo hat Barring seine letzten Taten begangen?"
"Links von den Bergen, also nach Westen zu, in der Gegend des Torrens-Sees. Das war aber vor ungefähr fünf Wochen. Seitdem herrscht merkwürdigerweise Ruhe."
"Und wo liegen die neu entdeckten Goldfelder?"
"Die liegen östlich vom Gebirge."
"Aha, dann ist es ja nicht ausgeschlossen, daß wir ihn in dieser Gegend treffen," meinte Rolf. "Dort wird er für seine Taten gewiß ein reiches Feld finden."
"Jawohl, da haben Sie recht," gab der Inspektor etwas verblüfft zu. "Allerdings ist in dieser Gegend die berittene Polizei sehr verstärkt worden. Auch eine Abteilung eingeborener Polizisten ist dort ständig in Bereitschaft. Es wird Barring wohl nicht so leicht werden dort einen Raubüberfall in Szene zu setzen."
„Deshalb muß er seine Vorbereitungen zu einem solchen um so gründlicher treffen," gab Rolf zu bedenken. „Und aus diesem Grunde werden Sie so lange Zeit nichts von ihm gehört haben."
„Allerdings," stimmte der Inspektor nachdenklich zu, „dieser Gedanke hat viel für sich. Ich möchte am liebsten dem Leutnant, der dort die Polizeitruppen führt, ein diesbezügliches Telegramm geben."
„Davon würde ich Ihnen abraten," meinte Rolf. „Es ist doch leicht möglich, daß die Bande so organisiert und vorbereitet ist, daß auch Telegramme abgefangen werden. Wie lange fahren wir bis zu den Goldfeldern?"
„Drei Tage. Es ist eine ziemlich anstrengende Fahrt, denn der Weg ist nur teilweise gut. Deshalb benutzen auch nur Leute, die es sehr eilig haben, die Lastwagen, die meisten machen sich hier beritten, brauchen dann allerdings vier bis fünf Tage."
„Dann möchte ich es auch lieber vorziehen, zu reiten," meinte Rolf. „Gute Tiere werden wir doch bekommen?"
„Das ist sehr die Frage, Herr Torring, sonst hätte ich Ihnen nicht die Fahrt mit dem Wagen empfohlen. Das Pferdematerial ist seit Entdeckung der Goldfelder fast völlig ausverkauft. Sie werden nur ganz minderwertige Tiere kaufen können Und diese noch zu sehr hohen Preisen."
„Na, dann bleiben wir schon beim Lastwagen," entschied Rolf,, auch diese Fahrt wird zu ertragen sein."
Der Inspektor machte uns jetzt darauf aufmerksam, daß der Lastwagen in drei Stunden abfahre. Wir sollten uns aber lieber schon Plätze sichern, sonst müßten wir die Fahrt möglicherweise auf Kisten oder Fässern zurücklegen. Auch
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