Rolf Torring 060 - Mary Barring die Sonderbare

die Nähe des Busches, an dem das Geld hinterlegt werden soll, beordern, damit wir gleich mit genügenden Kräften in den Fuchsbau eindringen können. Doch wird ihr Pongo den Hund auch wirklich fangen können?"  
      Pongo dachte nach, dann erklärte er kurz:  
      „Massers ruhig sein, Pongo machen."  
      Plötzlich blieb er stehen und betrachtete aufmerksam einige mächtige Steinblöcke, die rechts von uns am Wege lagen. Wir waren hier hundert Meter vom Rand der Schlucht entfernt. Obwohl Pongo seine Kräfte gewaltig anspannte, rührte sich der Block nicht um einen Millimeter. Auch als auf Higgins Wink zwei Polizisten hinzu sprangen und halfen, vermochten die vereinten Kräfte doch nicht den Block zu bewegen.  
      Aufatmend trat Pongo zurück, wies auf zwei kleine Steine, die etwas aus ihrer Lage gerutscht waren, und sagte leise:  
      „Hier wieder Eingang zu Nest von Banditen. Hier Pongo aufpassen möchte."  
      Es war durchaus anzunehmen, daß die Banditen zuerst einmal von hier aus sich überzeugen würden, ob wir auch alle verschwunden seien. Die beiden Polizisten, die wir am Rand der Schlucht zurückgelassen hatten, waren sogar in großer Gefahr, denn sie konnten von hinten leicht überwältigt werden.  
      Pongo war beim Fangen des Hundes wichtiger, und so erklärte ich sofort ebenso leise:  
      „Pongo, du mußt unbedingt den Hund fangen, das ist das wichtigste. Ich werde hier aufpassen. Herr Higgins, wenn Sie in der Dunkelheit mit dem Hund vorbeikommen, können mich ja einige Polizisten ablösen, denn ich möchte natürlich mit in den Schlupfwinkel eindringen."  
      „Sie werden hier ungefähr fünf Stunden warten müssen," meinte Higgins zögernd, „soll ich Ihnen nicht lieber einen Mann zur Unterstützung hierlassen?"  
      „Nein, nein, es braucht niemand zu wissen," wehrte ich ab. „Ich werde auch nicht offensichtlich hier zurückbleiben, sondern unauffällig an irgendeiner Stelle mich entfernen und zurückkehren."  
      „Gut, Sie sind vorsichtig," gab der Colonel zu, „Sie trauen niemandem. Dann wollen wir jetzt also weitergehen, wir drei bleiben jetzt am Schluß des Zuges."  
      Auf seine Anordnung führte der Sergeant die Mannschaften voraus. Wir folgten ihnen in mäßigem Abstand. Als wir ungefähr fünfzig Meter weitergegangen waren, sprang ich schnell hinter einen großen Felsblock und duckte mich. Higgins und Pongo gingen ruhig weiter.  
      Ich wartete, bis der Zug der Polizisten um eine Biegung verschwunden war, dann eilte ich schnell zurück Ich wählte eine Stelle, an der ich völlig gedeckt lag, den verdächtigen Felsblock aber, der sich nicht bewegen ließ, gut im Auge hatte.  
      Der Block mußte zweifellos von innen her verankert sein, sonst hätten Pongos übermenschliche Kräfte ihn bewegen können. Jedenfalls hatte ich einen Ausgang des versteckten Schlupfwinkels vor mir. Und ich hoffte, daß ich tatsächlich einen der Banditen überraschen könnte, wenn er sich von unserem Abzug überzeugen wollte.  
      Angenehm war meine Lage freilich nicht, denn die Sonne hatte den Felsboden stark erhitzt, und zwischen den Felstrümmern traf mich kein kühler Luftzug. Ich lag wie in einer Bratröhre, doch hatte ich mich zum Glück an derartige Temperaturen durch den jahrelangen Aufenthalt in tropischen Gebieten hinreichend gewöhnt.  
      Trotzdem bedeutete es eine harte Geduldsprobe, hier bis zum Einbruch der Dunkelheit, die dann etwas Abkühlung bringen würde, auszuharren. Vielleicht eine Stunde lag ich bewegungslos in meinem Versteck und betrachtete unverwandt den verdächtigen Felsblock.  
      Da zuckte ich plötzlich zusammen. Vergessen waren Hitze und Erschöpfung des Körpers. Der Felsblock bewegte sich!  
     
     
     
      4. Kapitel. Überwältigt.  
     
      Rasch zog ich meine Pistole; dieser Bandit, der da heraus wollte, durfte mir auf keinen Fall entgehen. Behutsam kroch ich an den Felsblock heran. Und es glückte mir, ohne daß ich auch nur eins der umherliegenden Steinchen verschob.  
      Der mächtige Felsblock bewegte sich langsam nach rechts von mir. Ich hielt mich dicht hinter ihm geduckt, die Pistole hatte ich umgedreht, um den auftauchenden Banditen mit einem kräftigen Hieb unschädlich machen zu können. Er durfte ja keinen Laut ausstoßen.  
      Jetzt sah ich einen Hut, der mir merkwürdig bekannt vorkam. Ich duckte mich zum Sprung und hob die Hand mit der Pistole, um den Kolben gegen die Schläfe des Herauskommenden zu schmettern.