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Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Herrn Torring suchen."  
      „Natürlich," stimmte Tumbac sofort bei. „Mir sind die Hände so fest zusammengeschnürt, daß ich sie gar nicht fühle."  
      „Fesseln sind Draht," sagte da Pongo aus der Dunkelheit. „Pongo schon probiert. Massers merken, wenn Zähne gebrauchen."  
      Ich tat es unwillkürlich und merkte sofort, daß ich mit weichem, biegsamem Draht gefesselt war, der tief ins Fleisch einschnitt. Dadurch war es unmöglich gemacht, uns gegenseitig zu befreien. Wenn wir wenigstens gesehen hätten, wo wir uns befanden! Vielleicht wäre es möglich gewesen, den Draht an einer Mauerecke durchzuscheuern.  
      „Herr Colonel," sagte ich, da mir plötzlich der Gedanke an meine Waffen kam, „Sie liegen ja neben mir. Versuchen Sie doch bitte, meine Taschen abzufühlen. Bin ich ausgeplündert? Vielleicht habe ich meine Taschenlampe und mein Messer noch bei mir."  
      Der Colonel wälzte sich heran, suchte und rief erfreut:  
      „Sie haben einen guten Einfall gehabt, Herr Warren. Einen Augenblick! Ich werde die Lampe gleich haben. Ah, hier ist auch das Messer! Vielleicht haben wir doch noch Aussicht zu entkommen."  
      Sein Mut war durch den Fund sofort wieder wach geworden. Wir alle fühlten eine seelische Belebung. Was solche Kleinigkeiten bedeuten können!  
      Der Colonel zog mir mit seinen gebundenen Händen langsam die Gegenstände aus der Tasche. Bald flammte meine Lampe auf. Gerade vor uns befand sich eine Treppe, wohl die Treppe, die zum Gangeskanal führte. Natürlich! Anders konnte es gar nicht sein! Sollten wir durch die Klappe hinausgeschoben werden, um bald einem Krokodil als Fraß zu dienen? Sollten wir das entsetzliche Schicksal der verschwundenen Fremden teilen?  
      „Schnell, Herr Colonel!" rief ich. „Versuchen Sie, mit dem Messer den Draht, um meine Handgelenke zu durchschneiden."  
      Tumbac legte die Taschenlampe auf den Erdboden. Ich hielt meine Handgelenke in den Lichtschein. Eine ganze Weile hatte der Colonel damit zu tun, bis er die Klinge des Messers aufgeklappt hatte. Dann ergriff er das kleine Werkzeug und fuhr mit der Schneide über den Draht, der meine Handgelenke umspannte.  
      Ich triumphierte schon, daß die Männer, die uns hier gebunden hatten, die Unvorsichtigkeit begangen hatten, uns Messer und Taschenlampe zu lassen. Wir mußten bald frei sein. Unsere Waffen trugen wir noch bei uns, wie ich fühlte, denn bei dem Herumwälzen war ich auf meine schwere Pistole zu liegen gekommen.  
      Da trat wieder etwas Unerwartetes ein. Die Chinesen kamen früher, als uns lieb war. Ein lautes Lachen klang über uns hinweg. Eine Taschenlampe flammte auf und beleuchtete uns. Ein Arm ergriff die Hand des Colonels und drehte sie kurz um. Mit leisem Stöhnen ließ Tumbac das Messer fallen.  
      Ich riß an meinen Fesseln, da ich hoffte, daß der Colonel den Draht schon so weit angeschnitten hätte, daß mir die Befreiung gelingen würde. Aber ich verursachte mir nur unnötige Schmerzen.  
      Im gleichen Moment griff der große Arm nach mir. Meine Hände wurden gepackt und nach oben gerissen. Der Schein der Lampe wurde auf meine Hände gerichtet. Die Handgelenke wurden hin und her gedreht. Das höhnische Lachen erklang wieder:  
      „So leicht geht es doch nicht, unsere Fesseln abzustreifen. Die Herren müssen sich gedulden und hierbleiben, bis sie abgeholt werden."  
      Die Stimme betonte „abgeholt" in besonderer Art. Ich ahnte sogleich eine Teufelei. Wir waren ja sicher mit bestimmter Absicht hinter der Marmortreppe niedergelegt worden. Sollten wir auch den Krokodilen zum Opfer dienen?  
      Der Chinese — ich vermutete, daß es der große Kerl sei, den Rolf angeschossen hatte; sehen konnte ich ihn nicht, da er sich im Dunkeln hinter dem Lichtkegel seiner Lampe hielt — zog uns mit einer Gewandtheit, die auf große Übung schließen ließ, alle Gegenstände aus den Taschen. Dabei kicherte er in sich hinein.  
      Jetzt kam er zu Pongo, der sich bis jetzt völlig ruhig verhalten hatte.  
      „Schon wieder da, mein Freund?!" meinte der Chinese mit lächelndem Hohn. „Jetzt sollst du den Krokodilen nicht entgehen!"  
      Er hatte seine Lampe auf Pongo gerichtet. So wurde ich nicht mehr geblendet und sah, daß es wirklich der große Chinese war. Als er sich über den schwarzen Riesen beugte, bemerkte ich weiter, daß er einen Verband um den Kopf trug. Rolfs Kugel hatte wohl die Stirn gestreift.  
      Der Chinese lachte noch, als Pongo etwas

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