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Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon

Titel: Rolf Torring 081 - Der Ganges-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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anderen Ende des Raumes offenstand. Sie kehrten uns beide den Rücken zu. Trotzdem glaubte ich in dem einen Kü-Mang zu erkennen.  
      Der andere Chinese war ein Hüne von Gestalt, eine Seltenheit unter den Söhnen des Himmels. Die Inderin schien vor Schreck ohnmächtig geworden zu sein. Sie hing reglos in den Fäusten der beiden Männer. Ihre Füße schleiften am Boden nach.  
      Sie hatten mit ihrer Beute die andere Tür beinahe erreicht, als Rolf ihnen ein donnerndes „Halt!" hinterher brüllte. Gleichzeitig sprangen wir alle vor, um — wenn es möglich sein sollte — die Chinesen lebendig zu fangen.  
      Auf Rolfs Anruf hin ließen sie die Inderin fallen, duckten sich, als befürchteten sie, daß im nächsten Augenblick eine Kugel sie erreichen würde, und warfen sich mit wenigen Sprüngen der Tür, die vor ihnen war, entgegen.  
      Der Colonel und Lorry hatten geschossen. Durch die schnellen Bewegungen entgingen die Chinesen den Kugeln, die für sie bestimmt waren.  
      Wir kamen nicht dazu, weitere Schüsse abzugeben, denn plötzlich — wich der Boden unter uns. Vier der großen Felsplatten klappten hinunter. Ohne daß wir einen Halt gewinnen konnten, rutschten wir ab. über uns hörten wir ein lautes, höhnisches Lachen. Hart prallten wir auf dem Boden des Kellers auf, in den wir gefallen waren.  
      Die vier Steinplatten hatten sich bereits wieder gehoben und schnappten mit einem knackenden Laut zusammen. Wir waren etwa drei Meter tief gefallen. Der Aufschlag war so hart gewesen, daß wir meinten, wir müßten die Knochen einzeln zusammenlesen.  
      „Hineingefallen!" meinte Rolf. „Buchstäblich hineingefallen! Mal ein neuer Trick! Hätte ich nicht erwartet."  
      Er machte ein wütendes Gesicht. Ich konnte es deutlich sehen, denn trotz des Sturzes hatten wir noch die brennenden Taschenlampen und unsere Pistolen in den Händen.  
      »Falltüren gab es in indischen Tempeln schon immer," meinte der Colonel mit echt englischer Ruhe, als er sich einigermaßen erholt hatte.  
      „Den Trick mit den Falltüren meinte ich nicht," sagte Rolf, immer noch sichtlich erbost. „Den Trick mit der Inderin."  
      Der Colonel schaute Rolf verdutzt an.  
      „Ja, glauben Sie," fuhr Rolf fort, „daß wir sonst so prompt alle gleichzeitig in die Falle gegangen wären? Das war abgekartetes Spiel! Wir sind beobachtet worden. Die Chinesen haben bemerkt, daß wir sehr vorsichtig sind. Da haben sie uns so überrumpelt. Ich vermute, daß es die gleiche Inderin gewesen ist, die mir den Zettel zugesteckt hat, auf dem wir aufgefordert wurden, das 'Krokodil' zu besuchen."  
      „Das wäre raffiniert eingefädelt!" sagte der Colonel, der sich über das Vorgehen der Chinesen gar nicht beruhigen konnte. „Man lernt nie aus. Selbst wenn man einen Menschen retten will, kann man noch hineinfallen. Das war mir neu. Na, wir müssen sehen, wie wir hier wieder hinauskommen."  
      Mir gefiel es, daß der Colonel die Hoffnung nicht verloren hatte. Wir, mein Freund und ich, hatten uns öfter in ähnlichen Situationen befunden. Für den Colonel und Lorry waren diese Art der Überrumpelung und ein solches Gefängnis auf jeden Fall neu. Aber Tumbac hatte eben eine ruhige, fast humorvolle Art, mit den Dingen fertigzuwerden, auch wenn sie sich nicht im Trott des Alltags bewegten.  
      Mit den Taschenlampen leuchteten wir unser Gefängnis aus. Der Raum hatte ungefähr sechs Meter in der Länge und vier Meter in der Breite. Seine Höhe betrug, wie schon erwähnt, etwa drei Meter.  
      Die Steinquadern der Wände waren mit einem grünlichen Belag überzogen. Rolf schritt auf eine Mulde in einem Stein zu und fuhr mit der Hand über sie hinweg. Dann drehte er sich um und sagte ernst:  
      „Wie ich es mir gedacht habe: der Raum muß mit dem Gangeskanal in Verbindung stehen. Er wird voll Wasser laufen, wenn die versteckten Schleusen geöffnet werden. Also eine Mausefalle, in der wir ertränkt werden sollen."  
      „Einen angenehmeren Tod hätte ich mir gewünscht," lächelte der Colonel, der die Hoffnung auf Rettung noch lange nicht aufgab.  
      „Es wird nicht einfach sein, hier herauszukommen," meinte Rolf. „Die Chinesen kennen uns und wissen, daß wir Gegner sind, die sie zu fürchten haben, Aus diesem Grunde haben sie eine Falle gewählt, die es in sich hat."  
      „Herrgott, da kommt das Wasser schon!" rief der Colonel. „Und gleich von allen Seiten. Wir werden die Öffnungen nicht verstopfen

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