Rolf Torring 117 - Kapitän Farrow
sondern an der Längsseite des „Holländers" an. Zum Glück wählte er die Seite, an der das U-Boot nicht lag.
Eine bessere Gelegenheit konnten wir gar nicht haben, die Gashandgranaten zu werfen. Zwei Männer schwangen sich sofort über die Reling an Deck des „Holländers", um die Jacht von hier aus besser festmachen zu können.
Wir hatten uns alle zurückgezogen, da wir damit rechnen mußten, daß das Gas sich sehr rasch ausbreitete. Als wir an Deck weitere vier Gestalten erkannten, warf Hein die Gashandgranate. Die Wirkung war verblüffend. Ohne noch einen Mucks zu sagen, sanken die Männer zu Boden, wo sie reglos liegenblieben.
Das war schneller gegangen, als wir gehofft hatten. Da sich das Gas nur langsam verzog, mußten wir fast eine Stunde warten, bis wir unsere Jacht betreten konnten.
Die Jachtbesatzung wurde zu den anderen Männern in den Mannschaftsraum des „Holländers" gebracht. Wir, Rolf und ich, sahen uns auf der Jacht erst einmal um. Alles war in bester Ordnung. Nicht eine Kleinigkeit von unseren Sachen fehlte. Selbst die Pistolen und die wertvollen Gewehre waren unversehrt am gewohnten Platze.
Wir freuten uns sehr, unsere Jacht wiederzuhaben, und luden Kapitän Farrow und seine Offiziere zur Feier des glücklichen Abschlusses des Abenteuers zu einer Flasche Wein auf die Jacht ein.
Freudig sagten sie zu. Wir saßen lange beieinander und erzählten dies und das.
Es ging schon gegen Morgen, als wir unliebsam gestört wurden. Zwei Matrosen kamen die schmale Treppe der Jacht hinuntergestürzt, klopften an die Tür unserer Kabine, warteten Rolfs „Herein!" gar nicht erst ab, sondern rissen die Tür auf und meldeten, daß wir von einem Kriegsfahrzeug überrascht worden wären. Wahrscheinlich sei der französische Zerstörer zurückgekehrt.
Wir waren aufgesprungen. Kapitän Farrow sagte rasch und leise ein paar Worte zu Rolf. Dann eilten wir die Treppe empor. Das Deck war in taghelles Licht getaucht. Der Scheinwerfer stand ruhig.
Kapitän Farrow und seine Leute zeigten sich nicht an Deck. Rolf und ich winkten nach dem Zerstörer hinüber. Er ließ die Jacht und den Segler schließlich aus dem grellen Schein heraus und suchte nochmals den ganzen See ab. In der Hauptsache schienen die Ufer den Kommandanten des Zerstörers zu interessieren.
Von unserer Jacht waren wir an Bord des „Holländers" geklettert und blickten unauffällig auf dar anderen Seite auf das U-Boot hinab. Das U-Boot war — verschwunden!
5. Kapitel
Kapitän Farrows List
„Ausgezeichnet!" flüsterte Rolf mir zu. „Jetzt können wir mit gutem Gewissen angeben, daß Farrow längst über alle Berge ist."
„Und wenn sie unsere Jacht durchsuchen, Rolf?"
„Wir haben ja die Geheimkabine. Darin können sich alle solange verbergen, bis die Gefahr vorüber ist. Sieh, der Kommandant des Zerstörers hat ein Boot ausgesetzt. Es kommt auf uns zu. Na, hoffentlich hat Pongo inzwischen Farrow und seine Leute in dem Geheimversteck untergebracht!"
Wenige Minuten später stand der Kommandant des französischen Zerstörers neben uns und fragte, wo Kapitän Farrow geblieben sei.
„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen," erwiderte Rolf. „Kapitän Farrow hat uns vor zehn Stunden verlassen. Er wollte in Richtung Singapore fahren."
„Er kann noch nicht weit sein, sonst hätten wir ihn bemerken müssen," meinte der Kommandant. „Er wird sicher noch in der Nähe sein. Was ist das übrigens für ein Segler, auf dem Sie stehen?"
„Das ist der ,Fliegende Holländer'! Wenn es Ihnen Freude macht, können Sie statt des Kapitäns Farrow die Seeräuber mit nach Hause nehmen. Wir waren so frei, die Piraten unschädlich zu machen."
„Sie werden mir nicht erzählen wollen, daß Sie allein das gefährliche Seeräuberschiff unschädlich gemacht haben."
„Das habe ich auch nicht behauptet, Herr Kommandant. Natürlich hat uns Kapitän Farrow dabei geholfen. Wir wollten ja schließlich wieder in den Besitz unserer Jacht kommen. Darf ich Sie hinunterführen, damit Sie sich von allem selbst überzeugen können?"
Mißtrauisch blickte sich der Kommandant um. Er hatte einen Offizier und vier Mann bei sich, denen er befahl, ihm zu folgen. Rolf geleitete die Leute hinab, während ich oben an der Reling stehenblieb.
Plötzlich tauchte neben dem „Holländer" das U-Boot wieder auf. Die Luke öffnete
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