Romana Exklusiv 0197
offene Tor der Ellisons.
Nichts hatte sich auf der C-Bar-C-Ranch verändert, seit Rayhan die Unterschrift unter den Kaufvertrag für Double Eagle gesetzt hatte. Nichts war spürbar von dem Skandal, der sich hier in der Weite von Texas ereignet hatte.
Statt der Ölschürfrechte, wie Charles Ellison es ihm vorgegaukelt hatte, hatte er nur das Anrecht auf Weideland erworben.
Die C-Bar-C lag friedfertig da. Ölfördertürme waren am Horizont zu sehen. Eine Baumreihe säumte den Fluss, der die Grenze zwischen den beiden Ranches markierte. Überall sah man gut gepflegte Koppeln, auf denen die Pferde der Ellisons grasten.
Rayhans Herzschlag beschleunigte sich, als er am Stall vorbeifuhr und auf das Haupthaus zusteuerte. Es war nur wenige Tage her, seit er genau in demselben weiß getünchten Anwesen im Kolonialstil Bier getrunken und in aller Freundschaft den Vertrag mit Charles Ellison unterschrieben hatte.
Bitterkeit wallte in Rayhan auf. Eigentlich konnte er Ellison nichts vorwerfen. Vermutlich waren sein eigenes schlechtes Englisch und die Unfähigkeit seines Rechtsanwalts schuld an dem verheerenden Ergebnis. Aber nur zum Teil.
Rayhan krampfte die Hände fester um das Lenkrad, während er den Landrover direkt vor dem Ranchhaus scharf abbremste. Kieselsteine wirbelten hoch, bis er schließlich den Wagen zum Stehen brachte.
Als habe er Rayhan erwartet, tauchte Ellison auf der Veranda auf.
Rayhan konnte Charles’ Gesichtsausdruck nicht genau erkennen, da er im Schatten stand. Mit Wut im Bauch stieg er aus und schlug die Wagentür hinter sich zu. Und dann kam er direkt zur Sache: „Sie haben mich betrogen.“
Ellison lächelte. Aber es war kein triumphierendes Lächeln, er verzog den Mund nur zu einem schmalen Strich. Zu allem Übel gab er sich auch noch herablassend. „Nächstes Mal, mein Junge, schauen Sie sich genauer an, was Sie unterschreiben.“
Rayhan wurde rot vor Wut. Er war zwar erst zwanzig, aber er musste sich sein Alter und seine Unerfahrenheit nicht vorwerfen lassen. „Was heißt nächstes Mal? Dieser wertlose Vertrag hat mich mein ganzes Vermögen gekostet.“
Ellison zuckte abwehrend mit den Schultern. „Sie haben eine gute Ranch gekauft mit einer wunderbaren Herde von Hereford-Rindern.“
„Kühe!“, fauchte Rayhan. „Kühe, nichts als Kühe. Aber das Öl in der Erde kann ich nicht fördern.“ Ohne die zu erwartenden Ölfunde war das Land nutzlos für ihn. So hatte er seiner Familie nichts vorzuweisen. Nichts, was seinen Vater, den König von Adnan, dazu hätte bewegen können, ihm den ersehnten Posten in seiner Regierung anzubieten. Als jüngerer Sohn hatte er zwar akzeptiert, niemals selbst Herrscher werden zu können, dennoch strebte er nach Macht, Verantwortung und Respekt, die ihm aufgrund seiner Geburt und Erziehung zustanden.
„Ich könnte Ihnen die Ölschürfrechte nicht verkaufen, selbst wenn ich es wollte. Sie gehören ihr.“ Der gerissene Fuchs Ellison zeigte in Richtung des gepflegten Rasens, wo ein schmutziges, zerzaust aussehendes Mädchen mit mehreren jungen Hunden wild herumtollte.
Dieser Irrwisch soll ein reicher Ölmagnat sein, fragte sich Rayhan. Es fiel ihm schwer, das zu glauben. „Die Ölrechte gehören also diesem Kind dort drüben?“
„Ja, meiner Tochter Camille. Aber wir nennen sie Cami“, erklärte Ellison mit stolzgeschwellter Brust. Er stieg die Stufen von der Veranda hinab, marschierte an Rayhan vorbei hinüber zu dem Mädchen, während er weitersprach.
„Dieses Land gehörte der Familie ihrer Mutter. Deswegen heißt die Ranch auch C-Bar-C, das erste C steht für die Crowells, das zweite für Camille. Meine Frau hat alles Cami vermacht. Ich manage natürlich alles für sie. Aufgrund des Testaments kann ich zwar Landanteile verkaufen, aber nicht die Ölrechte. Wenn sie erwachsen ist, gehören sie allein ihr.“
Rayhans Blick wanderte hinüber zu dem blonden Kind, das ihn aus großen blauen Augen anstarrte. Und er schwor sich, dass er es diesem alten Mann, der versucht hatte, ihn hereinzulegen, heimzahlen würde. Aus Mädchen wurden irgendwann junge Frauen, und mit denen konnte er sehr gut umgehen.
Eines Tages, so sagte er sich, würde ihm alles gehören. Dieses Mädchen und die Ölrechte.
1. KAPITEL
Zehn Jahre später
Cami Ellison stand vor dem Badezimmerspiegel und kämmte sich die Haare. Sie schaute grimmig ihr Spiegelbild an, als könne sie so den Pickel an ihrem Kinn zum Verschwinden bringen. „Ich bin beinahe zwanzig und habe noch immer
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