Romana Exklusiv 0197
die Haut einer Dreizehnjährigen“, schimpfte sie.
Sie ließ die Bürste mit einem lauten Krachen auf die rosafarbenen Fliesen fallen, verteilte Sonnenschutzcreme auf ihrem Gesicht und verbarg den Pickel mit einem Abdeckstift. Ungeduldig flocht sie sich das blonde Haar zu einem Zopf, der ihr bis über die Schulter reichte. Mit schnellen Schritten durchquerte sie ihr Schlafzimmer und öffnete den riesigen Wandschrank, um seinen Inhalt zu begutachten.
Eine merkwürdige Rastlosigkeit hatte Besitz von ihr ergriffen. Sie wollte, dass etwas geschah, das ihre Alltagsroutine durchbrach. Ihr verwitweter Vater hatte sie maßlos verwöhnt, das wusste sie sehr wohl, aber nach einem Jahr im College fühlte sich Cami auf der C-Bar-C-Ranch, wo ein Tag wie der andere war, wie eingesperrt.
Seit sie aus San Antonio mit neuem betriebswirtschaftlichen Wissen zurückgekehrt war, hatte sie sich jeden Tag mit der Führung der Ranch beschäftigt. Aber heute hatte sie das Gefühl, dem Ganzen für eine Weile entfliehen zu müssen.
Cami verspürte eine innere Anspannung. Vielleicht würde ihr ein Ausritt helfen, zu sich selbst zurückzufinden.
Sie zog einen Sport-BH an, ein pinkfarbenes T-Shirt darüber und Stretchjeans. Dann tat sie noch einen Ledergürtel um. Schnell schlüpfte sie in ihre bereits ziemlich ramponierten Cowboystiefel und nahm sich ihren alten Stetson vom Haken.
Obwohl Cami ihren Vater liebte und auch ihre langjährige Haushälterin Robbie schätzte, erschauerte sie allein bei dem Gedanken, mit beiden irgendwelche Höflichkeiten bei Kaffee und Toast austauschen zu müssen. Sie beschloss, das Frühstück einfach sausen zu lassen, und eilte aus dem Haus in Richtung der Ställe.
Am Eingang atmete sie einmal tief durch. Sie genoss den Blick durch den Stall. Das Sonnenlicht fiel durch die hohen Fenster, und der vertraute Geruch nach Pferden erinnerte sie an ihre Kindheit.
Sie lief die Boxen entlang, begrüßte ihre Freunde, bis sie zu ihrem Lieblingspferd Sugar kam. Sugar war eine Palomino-Stute, die Cami seit ihren Teenagertagen gehörte, als Funnyface, ihr Pony, allmählich zu klein für sie geworden war.
Cami öffnete die Boxentür, und Sugar machte sofort einen Schritt auf sie zu. Sie rieb die Nase an Camis Schulter und begrüßte ihre Reiterin mit einem lauten Schnauben, wie sie das immer tat, wenn Cami auf der C-Bar-C-Ranch war. Cami ergriff Sugars Zügel und führte das Pferd hinaus zum Aufzäumen.
Ein paar Minuten später galoppierte sie über die Weiden der C-Bar-C. In der Ferne sah sie die Büsche und Bäume entlang des gewundenen Flusses, der ihr Anwesen von der Double Eagle Ranch ihres Nachbarn Ray Malik trennte.
In Mc Mahon, dem nächstgelegenen Ort, erzählte man sich, dass Maliks Araberpferde eine Vielzahl von Preisen gewonnen hatten, einschließlich einer Olympiamedaille für Dressur. Obwohl sie seit gut zehn Jahren Nachbarn waren, kannte Cami ihren Nachbarn Ray Malik nicht persönlich. Ihr Vater, der eigentlich mit fast jedem in der Gegend befreundet war, wollte mit Malik nichts zu tun haben. Er hatte ihr nie einen Grund dafür genannt, und Cami hatte auch nie gefragt.
Cami und Sugar suchten den Schatten der Baumwollfelder, die am Flussufer begannen. Cami ließ die Zügel locker, sodass Sugar tun konnte, was sie wollte. Die Stute bahnte sich ihren Weg durchs Gebüsch zu einer Wasserstelle. Dort senkte sie den Kopf und konzentrierte sich voll auf das köstliche Nass.
Nachdem Cami vom Pferderücken hinabgeglitten war, dehnte und streckte sie sich. Obwohl sie eine erfahrene Reiterin war, war sie seit Monaten nicht mehr zu Pferd unterwegs gewesen. Nicht mehr seit ihrem letzten Besuch auf der Ranch. Sie war richtig verspannt.
Durch die Zweige hindurch entdeckte sie einen weißen Fleck, der sich bewegte. Cami reckte ihren Hals vor, um mehr sehen zu können, während sie abwesend Sugars Mähne streichelte.
Ein Reiter mit arabischer Kopftracht tauchte auf einem großen Grauschimmel am anderen Ufer des Flusses auf. Wer um alles in der Welt mochte wohl so eine merkwürdige Kopfbedeckung tragen, fragte Cami sich.
Der Reiter führte sein Pferd zwischen den Pappeln hindurch ans Wasser. Cami und ihre Stute konnte er dabei nicht sehen, weil sie durch die Büsche verdeckt wurden.
Der Mann stieg ab und entfernte die Kopfbedeckung. Er zog auch sein weißes Hemd aus. Sein Oberkörper wirkte in der goldenen Morgensonne fast bronzefarben.
Cami hielt den Atem an. Sie hatte zwar schon Männer mit nacktem Oberkörper
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