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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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1.
    „Der
muss total übergeschnappt sein!“ Der
21.VomBergo sagte es ärgerlich.
Beim heftigen, schrägen Aufsetzen des Landers war er wie
die 17.AusGarmi auch – trotz des Haltefeldes – beinahe aus
der Sitzmulde gerutscht. Nur bei ihm wirkte eine größere
Masse, sodass die Sicherungsgurte mehrere Wülste aus
seinem Körper pressten. Er glitt mühsam zurück, stülpte
den Mund hervor und schlürfte hörbar Odem. Dann reckte
er sich, fuhr den Sehkopf aus und äugte durch das
Seitenfenster. „Gar keine Veranlassung für das blöde
Manöver; völlig eben die Landschaft.“
„Auf meiner Seite stecken wir in einem – na, bizarren
Gestrüpp, wahrscheinlich so eine Ansammlung von
Biostationärem“, sagte die 17.AusGarmi. „AmUlzo wird
wohl absichtlich… Zur Tarnung, möcht’ ich meinen.“
„Quatsch! Weswegen sollten wir uns tarnen? Hier gab’s
weit und breit keinerlei Rotreflex. Von diesen Biomobilen
keine Spur.“
„In der langen Zeit, die wir hier sind, werden natürlich
welche auftauchen und den Lander entdecken.“
„Und, was glaubst du, könnten sie mit der Entdeckung
anfangen – und das bisschen Gestrüpp, meinst du, schützt
uns genügend?“ Er drehte den Sehkopf zum linken Fenster.
„Wir müssten den Schild…“
„Und die Energie…?“
„Dann eben noch besser – die da draußen annullieren!“
„Das sähe dir ähnlich
– immerhin sind Primaten
darunter.“
„Na und? Primitivlinge!“
Durch die Röhre glitt, aus dem Leitstand kommend, der
16.AmUlzo, stabilisierte sich und sagte: „Da wären wir.“
„Das war eine ausgesprochene Glanzleistung“, brummte
VomBergo.
AmUlzo schüttelte den Sehkopf. „Ging nicht anders. Wir
haben das Zeug erst im letzten Augenblick gesehen. Es ist
nur eine kleine Fläche, eine Art Insel in der Öde.“
„Wir wären auch ohne dieses… Ach, pfeif drauf!“
VomBergo reagierte nach wie vor gereizt.
„Wir hatten Anweisung.“
„Meinetwegen!“ VomBergo formte gleichgültiges
Abwinken, schluckte Odem und fuhr den Sehtentakel ein.
„Es wäre an der Zeit, dass ihr euch wieder vertragt“,
mahnte AusGarmi. „Wir werden aufeinander angewiesen
sein.“
Sie bekam keine Antwort. AmUlzo wedelte unbe stimmt
mit dem Sehtentakel.
Durch die Röhre glitt die 8. VonEtali. „Anordnung vom
Allbevollmächtigten.“ Ihre Augen wandten sich AmUlzo
zu. „Alle, die den Erkundungstrupps angehören, gehen
feminin.“
„Warum denn das?“, fragte der Angesprochene
überrascht.
„Er meint, die Tätigkeiten werden strapaziös, und die
weibliche Variante ist halt
– belastungsfähiger.“ Sie
lächelte.
„Du liebe Zeit!“
„Die Temperatur draußen ist zwölf Strich über normal.“
AmUlzo sog schlürfend an seinem Odembehälter. „Sonst
wäre ich ja ganz gern einmal feminin…“, sagte er
anzüglich, „aber nicht unbedingt wegen zwölf Strich über
normal.“
„Mist“, fluchte VomBergo. Er lag apathisch in seiner
Mulde und rührte sich nicht. „Schade um den Tag.
Scheißwandlung!“
„Na“, beschwichtigte VonEtali, „du wirst es schon
überstehen.“
„Du hast leicht reden, dich betrifft es ja nicht!“ maulte
VomBergo.
„Diesmal nicht – vielleicht… Vielleicht hast du Lust, eine
Weile – feminin zu bleiben?“ Sie blinzelte ihn an.
Aber VomBergo sah es nicht; er hielt die Augen
geschlossen.
„Gönnt einem aber rein gar nichts, der Alte, nicht?“,
scherzte VonEtali.
AmUlzo blickte verdutzt.
„Es hätte ja sein können, dass wir beide…“
„Ist ja noch nicht aller Tage Abend“, flachste AmUlzo
zurück. „Schließlich wird er ja die Rückwandlung
irgendwann gestatten müssen.“
„Und wenn ich dir zuvorkomme?“
„Das brächtest du fertig!“

2.
    Jussup bummelte missmutig ein beträchtliches Stück
hinter der Herde her – in einer Entfernung, in der sich
der Staub, den zweihundert Schafhufe aufwirbelten, bis in
Kniehöhe gelegt hatte. Er kaute auf einem trockenen
Grashalm und versuchte ärgerlich, sich einer
angriffslustigen Bremse zu erwehren, die von seinem
Gefuchtel nicht im Geringsten beeindruckt war.
    Jussups fleckiges Haik klebte schweißnass am Körper; die
Sonne stand im Zenit und machte den Sand zum Backofen,
was den jungen Mann jeweils die Bremse für Augenblicke
vergessen ließ, wenn sein großer Zeh von der locker
gebundenen Sandale auf den Boden glitt.
    Aber nicht Sonne oder Insekt, auch nicht die unruhigen
Schafe, die längst ihre dürftige Weide erreicht haben sollten
und die zu hüten Jussups und des struppigen Hundes

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