Romana Exklusiv 0197
ähnliches Alter hin, obwohl das frische grüne Laub von der Beständigkeit des Lebens zeugte. Die Straße mündete in einer kreisrunden Auffahrt, in deren Mitte ein massiger Steinbrunnen plätscherte. Dahinter erhob sich ein imposantes, dreistöckiges Gebäude, dessen Fassade mit Efeu überwuchert war.
Der Eindruck von Solidität und Dauerhaftigkeit war überwältigend. Dies war also seit fast einem halben Jahrtausend das Heim der Earls von Stanthorpe. Adam besaß keine so tiefen Wurzeln, aber er spürte die Faszination und die Geborgenheit, die sich aus dem Wissen ergab, dass sich nichts jemals ändern würde. Strahlte dieser Ort einen besonderen Zauber aus, der Cate so fesselte? Oder war sie bereits zu stark von Sarahs Wertvorstellungen geprägt?
An der Vordertür wurde er von einem alten Butler begrüßt, der der Familie vermutlich seit Jahrzehnten diente. Nachdem er seinen Namen genannt hatte, wurde Adam in eine geräumige Halle gebeten. Ein breiter roter Läufer teilte den schwarzweiß gefliesten Boden. Von den Wänden blickten die Porträts zahlreicher früherer Earls mit strengen Mienen auf den Besucher herab. Plötzlich durchzuckte Adam der Gedanke, dass er die Last eines solch gewaltigen Erbes nicht gern tragen und ein Leben lang an einen Platz gefesselt sein würde.
Als er jedoch in einen elegant möblierten Salon von imposanten Ausmaßen geleitet wurde, bekam er einen Eindruck von der verführerischen Macht alten Besitzes. Es gab drei Sitzgruppen, bestehend aus Sofas, Sesseln und Tischen, eine davon direkt vor einem massiven Marmorkamin, in dem allerdings kein Feuer brannte. Strahlender Sonnenschein fiel durch eine Reihe von sechs Fenstern am Ende des Zimmers, wo ein Mann und eine Frau sich lächelnd von einer anderen Polstergruppe erhoben.
„Mr. Adam Cazell, Mylord“, verkündete der Butler.
Der Earl of Stanthorpe war groß und schlank, aber ohne das blutarme Flair, das Adam stets mit Aristokraten verband. Er hatte intelligente dunkle Augen und einen kräftigen Händedruck. „Hugh Davenport“, stellte er sich zwanglos vor. „Es ist mir ein Vergnügen, Cates Vater kennenzulernen. Dies ist meine Frau Rebel.“
Ein sonderbarer Name für eine Dame des Establishments, und sie war zweifellos eine ganz außergewöhnliche Persönlichkeit – lockiges schwarzes Haar, das ihr bis auf die Schultern fiel, leuchtende braune Augen, ein markantes Kinn und ein warmherziges, gewinnendes Lächeln.
Adam erwiderte das Lächeln freundlich und begrüßte die Gastgeberin.
„Sie hatten hoffentlich eine angenehme Reise von London, Mr. Cazell?“
„Adam.“
„Danke.“ Ihr Lächeln bekam eine verschmitzte Note. „Ich habe gelernt, dass man hier in England vorsichtig ist, was den spontanen Gebrauch von Vornamen betrifft. Da ich aus Australien stamme, kann ich alte Gewohnheiten nur schwer ablegen.“
Ein waschechter englischer Earl, der mit einer Australierin verheiratet war? War er am Ende auch ein Rebell?
„Bitte setzen Sie sich.“ Sie deutete auf einen Sessel. „Die Kinder sind mit den Hunden draußen und müssten gleich zurückkommen.“
Sie hatte kaum ausgesprochen, als Cate in den Raum stürmte. „Hallo, Dad! Ich habe deinen Wagen in der Auffahrt gesehen.“
Celeste folgte Cate auf den Fersen, zusammen mit zwei Yorkshireterriern. „Wir haben uns beeilt, aber Sie waren schneller, Mr. Cazell. Fluffy und Buffy, seid still!“
Der Befehl beeindruckte die Hunde nicht im Mindesten. Sie betrachteten Adam als Eindringling in ihrem Revier und kläfften ihn an.
Zwei kleine Jungen rannten an den Mädchen und den Hunden vorbei und blieben abrupt stehen, als sie Cates Vater bemerkten. Sie beäugten ihn von Kopf bis Fuß, bevor der ältere – Adam schätzte ihn auf ungefähr fünf – fast ehrfürchtig meinte: „Er ist so groß wie Onkel Zachary, Mum.“
Rebel lachte.
Dann kam Rosalie James herein.
Sie sah ihn direkt an.
Und Adam hatte das dunkle Gefühl, dass die Zeitschleife aus dem Blättertunnel ihn eingeholt hatte.
2. KAPITEL
Dies war also Adam Cazell … Cates Vater …
Wie ihr Neffe soeben gesagt hatte, so groß wie Zachary Lee, aber wie war es um sein Herz bestellt? Aus Gesprächen mit seiner Tochter hatte Rosalie den Eindruck gewonnen, dass Adam Cazell Cate davon nicht genug schenkte, deren Unzufriedenheit mit ihrem häuslichen Leben allzu offensichtlich war. Celeste hielt den Vater ihrer besten Freundin für „hinreißend“, doch das hing mehr mit ihrem Bild von ihm als kühnen,
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