Romana Exklusiv Band 240
fragte sie sich, ob man ihr eigentlich ansah, dass sie jetzt eine Geliebte war.
Verdammt! Sie hatte es nicht gewollt, aber nun war sie es.
Ihre alte Welt schien auf den Kopf gestellt. Pasquale brauchte sie nur auf seine gewisse Art anzusehen, und schon landete sie in seinem Bett. Ihr Herzschlag erhöhte sich, ihr Stolz schmolz dahin, und sie genoss es auch noch. Es fiel ihr nicht leicht, sich dies einzugestehen. Und sie wusste auch nicht, was schlimmer war – die Tatsache, dass sie es genoss, oder die Erfahrung, dass er nun doch bekommen hatte, was er wollte. Würde sie jemals lernen, konsequent zu sein?
Sie lehnte den Kopf zurück und lauschte mit geschlossenen Augen. Seinen sanften italienischen Worten. Seinem Timbre. Sie konnte sich ihm nicht entziehen. Auch jetzt nicht, als Pasquale unter der Dusche sang – wie stets, wenn er glücklich war. Und das war er immer, wenn er mit ihr im Bett gewesen war.
Atemberaubender Mistkerl! Wenn sie nicht neunzig Prozent ihrer Zeit ausschließlich mit Sex verbringen würden, wäre sie wunschlos glücklich. Obwohl sie immer wieder planten, ins Theater zu gehen, ins Grüne zu fahren, blieben sie nur im Schlafzimmer.
Theoretisch hatte sie alles, was sie brauchte: Pasquale verwöhnte sie, war geistreich und ein wundervoller Liebhaber. Warum reichte ihr das nicht?
Vielleicht liegt es daran, dass er mir nicht ein einziges Mal gesagt hatte, dass ich ihm mehr bedeutete als andere Frauen, dachte sie, während sie sich die Haare bürstete. Nie hatte er ihr die Unsicherheit genommen, dass er sie nicht fallen lassen würde, wenn er kein sexuelles Interesse mehr an ihr hatte. Weil sie außerdem wusste, dass es ihr das Herz brechen würde, war sie wohl oft auch so empfindlich und gereizt.
Nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht hatte er sie gefragt, ob sie bei ihm einziehen wolle. Seitdem hatte er nicht lockergelassen, immer wieder betont, dass er es noch nie einer Frau angeboten habe. Doch sie hatte abgelehnt und behauptet, ihre Unabhängigkeit nicht aufgeben zu wollen.
„Wenn du weiter in deiner Reizwäsche dasitzt, dann komme ich noch auf andere Gedanken“, hörte sie plötzlich Pasquale hinter sich. Er hatte ein Handtuch um die Hüften geschlungen, und Wassertropfen perlten von seinen Haaren. „Oder hast du nicht mehr genug zum Anziehen?“ Er deutete fragend zum Schrank.
Stirnrunzelnd sah sie ihn an. „Warum hast du es so eilig? Hast du einen Termin?“
Er nickte seufzend. „Ich muss zu einem Meeting“, informierte er sie, während er zum Schrank ging. „Es wird wohl nicht so lange dauern“, ergänzte er und begann, sich anzukleiden.
Suki wurde das Herz schwer, als sie ihn beobachtete. Was hatte sie erwartet? Dass Pasquale für sie seine Arbeit vernachlässigen würde? Dass er die Welt da draußen für sie anhielt? Ganz tief atmete sie durch, als er mit seinen Lippen ihre Schulter liebkoste.
„Ich denke, ich bin gegen dreizehn Uhr wieder da“, verabschiedete er sich mit einem Kuss auf ihren Mund. „Wartest du hier auf mich?“
„Vielleicht“, antwortete sie leise. Sie hatte immer noch einen Kloß im Hals.
„Wir könnten zusammen essen, cara .“
„Gut“, willigte sie ein und lächelte. Sie konnte ihm sowieso nicht widerstehen.
Den Vormittag verbrachte Suki damit, in ihrer Wohnung nach dem Rechten zu sehen und ein paar Rechnungen zu bezahlen. Außerdem telefonierte sie mit ihrer Agentin und besprach den nächsten Termin mit Formidable . Zwischendurch blickte sie immer wieder auf die Uhr. Irgendwie wollte die Zeit nicht vergehen.
Fünf vor eins war sie wieder in der Suite. Das schlichte weiße Kleid, das vorne komplett durchgeknöpft war, betonte ihre langen Beine. Zufrieden warf sie einen Blick in die Spiegelwand des Flurs. Dann setzte sie sich mit einem Magazin, das sie sich gekauft hatte, auf das Sofa.
Und irgendwann begann das Warten.
Um halb drei war Pasquale immer noch nicht wieder da. Hungrig bestellte sie sich ein Sandwich und rührte es dann doch kaum an.
Eine Stunde später machte sie sich langsam Sorgen. Hatte er womöglich einen Unfall gehabt? Sie wusste ja nicht einmal, wo er war. London war groß.
Als kurz vor vier ihr Handy klingelte, atmete sie auf. „Pasquale?“, rief sie glücklich.
Nach einer Pause meldete sich nun eine Frauenstimme. „Miss Franklin?“
„Ja.“
„Pasquale – Signor Caliandro – bat mich, Ihnen mitzuteilen, dass es später wird.“
„Kann ich nicht selbst mit ihm sprechen?“
„Nein. Er will nicht
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