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Romeo und Jabulile

Romeo und Jabulile

Titel: Romeo und Jabulile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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setze ich alles auf eine Karte und wende mich direkt an die jüngere Frau: »Heißt Ihr Sohn Romeo?«
    Sie zuckt ein wenig zusammen, aber dann wagt sie ein schüchternes Lächeln. »Kennst du ihn?«
    »Ja!«, strahle ich sie an.
    »Oh«, sagt sie und sucht sichtbar nach Worten, aber wiederholt dann nur: »O h …«
    »Er ist sehr nett!«, erkläre ich und drücke ihr die vier Äpfel in beide Hände.
    Sie wehrt jedoch ab. »Das ist sehr lieb von dir, aber dein Vater ist dir sicher bös e …«
    »Nein!«, entgegne ich, denn Vater ist oft großzügig, wenn eine seiner Kundinnen mal nicht bezahlen kann. Und am Samstag müssen wir sowieso ab und zu Obst verschenken, was sich nicht bis Montag hält, wenn der Laden wieder öffnet.
    Schließlich akzeptieren sie die vier Äpfel und stecken sie in ihre Plastiktüte zu den anderen.
    »Das ist so freundlich von dir. Wie heißt du denn?«, fragt die Ältere.
    »Jabulile«, antworte ich. »Aber die meisten nennen mich nur Jabu.«
    »Und du kennst wirklich meinen Romeo?«, fragt die Jüngere, als sie sich schon zum Gehen gewandt haben.
    Ich nicke mit frohem Gesicht, winke ihnen zum Abschied zu und drehe mich um zum Laden.
    Als ich Vater in der Ladentür sehe, erstirbt mein Lächeln. Wütend winkt er mich zu sich. »Bist du verrückt geworden? Das sind Kwerekwere , aus SIM abgehauen, um uns hier die Arbeit zu stehlen. Denen musst du doch nicht auch noch was schenken! Es reicht, wenn ich sie wie andere Kunden behandle. Das machen noch längst nicht alle.«
    Am Ende schreit er so laut, dass Lonwabo und sein Freund sich die Kopfhörer rausziehen, neugierig aufstehen und hinzukommen.
    Da kann auch ich mich nicht mehr beherrschen und spreche ebenfalls lauter als sonst: »Was haben die beiden Frauen dir denn getan? Die lassen ihr weniges Geld bei dir, und dein Verhalten nennst du eine Freundlichkeit?«
    Jetzt mischt sich auch noch Lonwabo ein und ruft mit höhnischem Unterton: »Die Simbos sind wohl deine Freunde, was?«
    »Ihr seid nur blöd!«, entgegne ich wütend und kann nur knapp ausweichen, als Vater mir eine Ohrfeige geben will.
    »So sprichst du nicht mit mir!«, schreit er wütend. Lonwabo grinst.
    Ich springe einen weiteren Schritt zurück und atme nur tief ein und aus.
    »Du kommst sofort her und bleibst heute im Haus, bis du wieder bei Verstand bist!«, ruft er im Kommandoton.
    Normalerweise schlucke ich so was und schaue dann eben einen Abend nur in die Glotze. Aber nicht heute. Nicht, seitdem ich Romeo kenne.
    Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und laufe davon.
    Vielleicht wäre es ja klüger gewesen, nach diesem Theater einfach zu Unathi zu gehen und dort zu warten, bis Vater sich wieder abgekühlt hat, um dann eben einen Fernsehabend daheim zu verbringen.
    Aber ich habe Romeo zwei Tage zuvor versprochen, zu ihm zu kommen. Und nun weiß ich sogar, dass morgen sein Geburtstag ist!
    Da es noch nicht dunkel genug ist, gehe ich tatsächlich zuerst bei Unathi vorbei.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragt sie neugierig. Sie kennt mich gut genug, um allein an meinem Gesicht zu sehen, wie sehr ich mich geärgert habe. In wenigen Sätzen berichte ich ihr, was gerade in Vaters Laden vorgefallen ist.
    »Das mit der Arbeit ist wirklich Quatsch«, meint Unathi. »Die beiden Frauen, von denen du sprichst, habe ich auch schon gesehen. Die bessern Kleidung aus für einen Hungerlohn und nur für Leute aus Masi, die selbst zu doof oder zu faul dazu sind.«
    Und nach einer Pause fragt sie: »Und was machst du jetzt?«
    »Ich gehe zu ihm«, sage ich entschlossen.
    »Bist du sicher? Das kann ganz schönen Ärger gebe n …«
    »Na, wenn schon«, entgegne ich nur. »Romeo hat niemandem etwas getan. Er wartet auf mich.«
    Dann hören wir noch eine halbe Stunde Musik, bis es richtig dunkel ist und ich mich auf den Weg zu ihm machen kann.
    Schon als ich über den zweiten Sandhügel klettere, kann ich sehen, dass er auf mich wartet. Der am hohen Kran im Wind wackelnde Scheinwerfer spendet genug Licht. Romeo hat sein weißes Hemd an, steht vor der geöffneten Holztür und späht in meine Richtung. Ich winke ihm aufgeregt zu, und er winkt ebenso wild zurück. Laut zu rufen trauen wir uns beide nicht.
    Die letzten Meter durch das Backsteinlabyrinth renne ich, so schnell ich kann. Dann fallen wir uns in die Arme und halten uns einfach nur ganz fest.
    »Du hast mir so gefehlt«, flüstert er in mein Ohr. »Zwei Tage können so lang sei n …« Er duftet nach frischer Seife und hat seine kurzen

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