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Romeo und Jabulile

Romeo und Jabulile

Titel: Romeo und Jabulile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz van Dijk
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Locken neu geflochten.
    Als ich mich in seiner Hütte umsehe, bemerke ich, dass er nicht nur alles gefegt und besonders ordentlich aufgeräumt hat, sondern auch eine leere Bananenkiste mit einem Tuch bedeckt und mit zwei Papptellern geschmückt hat.
    »Es gibt was zu feiern!«, sagt er geheimnisvoll.
    Ich strahle ihn an. »Ich wei ß – du wirst morgen fünfzehn!«
    Erstaunt schaut er mich an. Dann bitte ich ihn, sich hinzusetzen, damit ich ihm alles erzählen kann, was passiert ist. Kein einziges Mal unterbricht er mich. Als ich an der Stelle mit den vier Äpfeln bin, lächelt er und nimmt meine Hand. Am Ende erkläre ich nur etwas betrübt: »Weil ich so schnell abgehauen bin, habe ich nun gar kein Geschenk für deinen Geburtstag.«
    »Du bist mein schönstes Geschenk«, sagt er und küsst mich auf den Mund. »Außerdem hast du meiner Ma eine Freude gemacht.«
    Heute Abend hat er zwei eiskalte Dosen Sprite organisiert und dazu noch mit Hühnerfleisch belegte Brote. Es muss ein Vermögen gekostet haben.
    »Ich bin so froh!«, ruft er, als er die Dosen öffnet. »Das ist mein schönster Geburtstag seit Jahren. Und morgen feiere ich sogar noch mal mit meiner Tante und meiner Ma! « Von dem Biltong , das die beiden für ihn gekauft haben, verrate ich nichts.
    Nach dem Essen räumen wir erst alles auf, kuscheln uns dann zusammen auf seine Matratze und erzählen uns noch mehr aus unserem Leben: Romeo berichtet über seine zwei kleineren Geschwister und dass er besonders seinen Babybruder vermisst, der gerade mal zwei ist.
    Und ich erzähle ihm noch mehr von Lonwabo, den ich überhaupt nicht vermisse, weil er nur blöde Freunde hat und fast immer auf Vaters Seite gegen mich ist. Mit niemandem kann ich so reden wie mit Romeo.
    Wie immer vergeht die Zeit viel zu schnell. Obwohl es ein so besonderer Abend ist, achte ich heute ganz genau auf die Zeit, um nicht noch mehr Ärger zu bekommen.
    Zum Abschied fahre ich mit meiner Hand unter sein Hemd und fühle sein Herz. Dann nehme ich seine Hand und lasse ihn mein Herz fühlen. »Für dic h …«, flüstere ich, bevor ich mich endlich losreiße und davonlaufe.
    Von Weitem sieht alles normal aus bei Vaters Laden. Ich hoffe, dass Vater und Lonwabo erst später kommen, wie es manchmal samstags geschieht, und ich unbehelligt ins Bett schlüpfen kann.
    Als ich gerade das kleine Schloss zur hinteren Tür aufschließen will, steht Unathi plötzlich neben mir. Sie bebt am ganzen Körper, hat offensichtlich schon länger gewartet. »Mein Gott, da bist du ja endlich!«
    »Was tust du denn hier um diese Zeit?«, frage ich sie erstaunt.
    Dann sprudelt es aus ihr heraus: »Kaum warst du weg, stand plötzlich Lonwabo mit einem seiner idiotischen Freunde bei uns vor der Tür. Sie schrien rum: ›Wo ist Jabu, die Schlampe?‹ Ich stellte mich blöd und fragte zuerst ganz ruhig: ›Wieso macht ihr so ’n Theater?‹
    Aber dein Bruder war kaum zu halten und brüllte: ›Die hat einen Simbo als Freund! Jemand hat sie gesehen mit dem! Wenn wir den finden, machen wir ihn alle!‹ Dann packte er mich am Kragen und drohte: ›Wenn du uns nicht sagst, wo die beiden sich verstecken, bist du auch dran!‹
    Nun weiß ich ja zum Glück echt nicht genau, wo Romeos Shack ist. Aber bevor ich etwas sagen konnte, schritt meine Mutter ein und riss ihn von mir los. ›Bist du völlig verrückt geworden, Lonwabo! Lass sofort meine Tochter los, oder ich rufe die Polizei!‹
    Da endlich verzogen sie sich wieder, aber ich dachte, ich muss dich einfach warnen. Ich habe keine Ahnung, wo die sich jetzt rumtreiben.«
    »Danke, Unathi«, sagte ich ernst. Sie war wirklich meine beste Freundin. Aber was sollte ich jetzt nur tun?

Die Bedrohung – Isigrogriso

    Unathi bleibt noch eine Weile bei mir, aber dann beschließen wir beide, dass sie besser geht, bevor auch ihre Mutter sich Sorgen macht. Wir werden uns spätestens morgen nach der Kirche wiedersehen.
    Ich kann lange nicht einschlafen. So dicht können Glück und Gefahr nebeneinanderliegen. Der Abend mit Romeo war der schönste von allen bisher. Ich ertappe mich dabei, wie ich mir mein Leben, meine Zukunft gar nicht mehr ohne ihn vorstellen kann. Aber wenn ich an Lonwabo und seine Freunde denke, die im Kern nicht schlechter als die meisten anderen Jugendlichen in Masi sind, dann wird mir nur übel.
    Während ich mich noch auf meiner Matratze hin und her wälze, um Schlaf zu finden, höre ich plötzlich laute Stimmen im Hof. Das ist Lonwabo, der mit seiner Bande

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