Roter Lampion
in Hosenbeine einnähen.«
»Dann werden wir den Mörder finden«, erwiderte Cooper mit solcher Entschlossenheit, daß Captain Collins erleichtert aufatmete. »Wo ist der Hund?«
»Eine Nachbarin hat ihn an sich genommen.«
Cooper strich sich über den Nasenrücken. »Würden Sie ihn mir holen lassen? Ich möchte nicht nach oben gehen.«
»Selbstverständlich«, antwortete der Polizeioffizier und trat in das Haus zurück.
Wer mag Su-su ermordet haben, fragte sich Cooper, dessen Schmerz jedes andere Empfinden überlagerte. Wer konnte ein Interesse daran haben, sie zu töten? Lo Sung? Höchst unwahrscheinlich. Dafür war er zu feige. Aber wer, wer…?
Undeutlich ahnte Cooper, daß zwischen Su-sus Tod und ihrer Liebe zu ihm ein Zusammenhang bestand. War es möglich, daß der Neffe Ah Boons herausgefunden hatte, daß Su-su nicht mehr auf seiner Seite stand? Er, Gordon Cooper, hatte gerade noch am Tage zuvor alles getan, um Lo Sung nervös zu machen.
Seine Gedanken überschlugen sich. Wenn seine Vermutung stimmte, dann bewies Su-sus Tod, daß die Gegenseite vor nichts zurückschreckte und zum Gegenschlag ausgeholt hatte. Was wußte er von den Kräften, die Lo Sung zur Verfügung standen? Es war falsch, ihn von der möglichen Täterschaft auszuschließen.
Captain Collins kehrte zurück und legte den völlig apathisch gewordenen und am ganzen Körper zitternden Hund auf den Arm Coopers, der ihn jedoch nur flüchtig beachtete.
»Sie müssen sofort etwas zur Absicherung von Mister Sorokin in die Wege leiten«, sagte er dem Polizeihauptmann. »Wenn Susus Tod eine Folge ihrer Zusammenarbeit mit mir ist, was durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dann hat die Gegenseite losgeschlagen, und jeden Moment kann etwas gegen den Gelähmten unternommen werden.«
»Die Gefahr ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen«, erwiderte Captain Collins zustimmend. »Ich werde sofort das Notwendige veranlassen.«
Lee Akira ahnte nichts von Su-sus Tod, als ihm am dritten Tage seines Aufenthaltes in Macao der erbetene japanische Reisepaß von Lim Swee Long überreicht wurde, der dafür die ihm zugesicherten restlichen vierhundert US-Dollar kassierte.
»Zufrieden?« fragte ihn dabei der zierliche Chinese.
»Sehr!« antwortete Lee Akira und deutete auf das linke Bein seines Gegenübers, das dieser ein wenig nachzog. »Haben Sie sich verletzt?«
Lim Swee Long machte eine wegwerfende Bewegung. »Hah, nicht der Rede wert. Lediglich etwas verstaucht.«
»Dann wünsche ich Ihnen gute Besserung«, erwiderte Lee Akira und reichte dem Chinesen die Hand. »Ich rechne damit, daß ich noch heute nach Osaka fliegen kann, wo ich dann morgen mein Versteck aufsuchen werde, so daß ich aller Voraussicht nach übermorgen zurück sein dürfte. Vielleicht dauert es auch einen Tag länger. Auf jeden Fall rufe ich Sie an, sobald ich nach Hongkong zurückgekehrt bin. Vergessen Sie also nicht, für die Bereitstellung der zwischen uns vereinbarten Summe zu sorgen.«
Lim Swee Long versicherte, alles Erforderliche bereits veranlaßt zu haben, und Lee Akira dachte insgeheim: Dazu dürfte auch meine Überwachung bis zu dem Zeitpunkt gehören, da ich die nach Japan fliegende Verkehrsmaschine besteige. Im Geiste sah er in den nächsten Stunden beständig zwei Augen, die ihm auf Schritt und Tritt folgten, und er wagte es deshalb nicht, eine der Telefonzellen des Hongkonger Flughafengebäudes aufzusuchen, um Polizeihauptmann Collins, den Cooper als Verbindungsmann eingesetzt hatte, über den erfolgreichen Ausgang seines Aufenthaltes in Macao zu informieren. Der Gedanke, in unmittelbarer Nähe von Gordon Cooper und Ivo Sorokin zu sein, machte es ihm schwer, seinen ›Sieg‹ nicht zu melden. Er beherrschte sich aber, weil er wußte, daß die Gegenseite hellwach werden würde, wenn ein Mann, der behauptete, aus Japan geflüchtet zu sein, in Hongkong ein Telefongespräch führte. Wohl oder übel mußte er sich gedulden, bis er Osaka erreicht hatte.
Gordon Cooper erging es ähnlich. Durch eine Meldung der Einwanderungsbehörde, die ihm Captain Collins in verschlüsselter Form telefonisch übermittelte, erfuhr er, daß Lee Akira die Zollsperre des Flughafens Kai Tak passiert hatte und auf den Abgang einer nach Japan fliegenden Boeing 707 wartete. Es stand somit fest, daß das Unternehmen erfolgreich verlaufen war, und es drängte Cooper, den jungen Amateuragenten zu sprechen und ihn über das furchtbare Geschehen und die sich daraus ergebenden
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