Roter Lampion
sein Konto gehen.« Damit nahm er dem Gelähmten den Hund vom Schoß. »Ich werde mit Ling noch einen kleinen Spaziergang machen.«
Am nächsten Morgen traf Gordon Cooper später als gewöhnlich im Büro ein, wo ihm Lo Sung sogleich meldete, die Polizei habe angerufen und darum gebeten, ihm zu übermitteln, er möchte im Laufe des Vormittags zur Unterschrift des Protokolls vorbeikommen.
Cooper gab sich einen nachdenklichen Anschein. »Zu dumm. Gerade heute vormittag erwarte ich den Anruf eines Freundes. Würden Sie ihm für den Fall, daß er sich in meiner Abwesenheit meldet, bestellen, ich sei um halb zwölf im ›Mandarin‹?«
»Aber gewiß«, antwortete Lo Sung bereitwillig.
Cooper bedankte sich und suchte kurz vor zehn Uhr eine in der Nähe gelegene Polizeistation auf, in der Captain Collins ihn bereits erwartete.
»Alles okay?« fragte ihn der Polizeihauptmann erwartungsvoll.
»Im Büro dürfte alles klappen«, antwortete Gordon Cooper mit einem Blick auf seine Uhr. »Ah Boon und Lo Sung sind anwesend. Wie sieht es mit den Telefonschaltungen aus?«
Captain Collins wies auf einen Lautsprecher. »Die Schaltung nach Kai Tak ist durchgeführt, so daß wir Mister Lees Gespräch mithören können. Unmittelbar nach Beendigung des Gespräches wird auf die ›British Chinese Ex- and Import Company‹ umgeschaltet.«
»Gut«, erwiderte Cooper und nahm einen Einsatzplan entgegen, den der Polizeihauptmann ihm reichte. »Dann wollen wir hoffen, daß Mister Lee sich nicht täuscht und es fertigbringt, Lim Swee Long ins Büro zu locken.«
Wenige Minuten später ertönte Lee Akiras Stimme im Lautsprecher. »Ich möchte Mister Lim sprechen«, sagte er schwer atmend.
»Hah, ich bin am Apparat«, antwortete der Chinese.
»Hier spricht Lee. Ich komme soeben von Osaka und habe die Papiere bei mir.«
»Großartig!« rief Lim Swee Long erfreut. »Gratuliere!«
»Herzlichen Dank. Und wie geht es nun weiter? Ich möchte möglichst noch mit der Abendmaschine nach Honolulu fliegen.«
»Das wird keine Schwierigkeiten bereiten«, erwiderte der Chinese. »Sie brauchen nur zu der Hongkonger Firma zu gehen, die ich Ihnen nannte. Fragen Sie nach Mister Lo Sung, der alles vorbereitet hat und Ihre Unterlagen fotokopieren wird.«
»Ich glaube, Sie sind nicht gescheit!« empörte sich Lee Akira. »Ich soll mich an einen mir wildfremden Menschen wenden? Sorry, da spiele ich nicht mit. Ihnen und niemand anderem übergebe ich die Papiere!«
»Aber das Geld hat doch Mister Lo Sung!« ereiferte sich Lim Swee Long.
»Und er wird es behalten, wenn Sie nicht kommen. Lieber verzichte ich auf ein Geschäft, als daß ich mich der Gefahr aussetze, in eine Falle hineinzulaufen.«
»Das tun Sie doch nicht«, beschwor ihn der Chinese. »Mister Lo Sung ist mein Chef.«
»Mit dem Sie mich aber nicht bekannt gemacht haben«, konterte Lee Akira erregt. »Meine Zukunft ist mir wichtiger als Ihr Angebot, und ich werde die Unterlagen deshalb nur Ihnen und keinem anderen übergeben. Kommen Sie also oder kommen Sie nicht?«
»Nun gut«, antwortete Lim Swee Long resigniert. »Wenn Sie unbedingt darauf bestehen, dann komme ich eben.«
Gordon Cooper tat einen Seufzer der Erleichterung.
»Wann werden Sie eintreffen?« erkundigte sich Lee Akira.
Der Chinese schien einen Blick auf seine Uhr zu werfen, denn es dauerte eine Weile, bis er antwortete: »Ich werde das Elf-Uhr-Boot nehmen, bin also kurz nach zwölf an der Connaught Road Pier.«
»Okay«, erwiderte Lee Akira innerlich frohlockend. »Ab zwölf Uhr werde ich dort auf Sie warten.«
Als das Gespräch zu Ende war, stellte der Polizeihauptmann ein von ihm eingeschaltetes Tonbandgerät ab. »Besser konnte das Gespräch nicht laufen«, sagte er dabei befriedigt. »Das Beweismaterial haben wir praktisch schon in den Händen. Nun brauchen wir die Burschen nur noch ›in flagranti‹ zu ertappen.«
Es dauerte nicht lange, bis sich im Lautsprecher eine Frauenstimme meldete, die eine Verbindung mit Lo Sung herstellte, als der Anrufer diesen zu sprechen wünschte. Am Apparat war Lim Swee Long, der Ah Boons Neffe über seine Unterredung mit Lee Akira informierte und ihm mitteilte, daß er den Japaner kurz nach zwölf Uhr zu ihm bringen werde.
Gordon Cooper straffte sich, und Captain Collins gab einem Sergeanten die Weisung, die vorbereitete Aktion anlaufen zu lassen.
Geräuschlos setzte sich die Polizeimaschinerie in Bewegung. Die Telefonverbindung zu Ah Boons Villa wurde unterbrochen, und kurz
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