Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
Vom Netzwerk:
erwiderte Gordon Cooper lebhaft. »Das habe ich ebenfalls als merkwürdig empfunden. Sorokin ist ja schließlich noch kein alter Mann.«
    »Gerade erst vierzig ist er«, erklärte Harrison. »Aber nun zu Ihnen, mein lieber Cooper. Sie müssen den Fall übernehmen. Webston ist alt geworden, das tritt immer deutlicher zutage.«
    »Gewiß, Sir. Ich möchte ihm aber nicht weh tun.«
    »Darum geht es jetzt nicht. Im Fall Sorokin muß einfach etwas geschehen.«
    »Fragt sich nur, was?« entgegnete Cooper und blickte grüblerisch vor sich hin. »An ihn heranzukommen ist offensichtlich nicht möglich, ihn zu beschatten völlig sinnlos.«
    »Moment!« rief Sir Harrison erregt und griff nach der Zeitung. »Ich hab’s!«
    »Was?«
    »Wie Sie vorgehen müssen, Cooper! Hier«, er wies auf den Zeitungsartikel. »Sorokin selbst gibt uns den Tip. In drei Tagen begibt er sich an Bord der ›Bayern‹. Was halten Sie von einer Seereise nach Hongkong? Fünf Wochen mit Ivo Sorokin auf einem Schiff! Vielleicht sogar an einer Tafel, bestimmt in derselben Bar und im gleichen Swimming-pool. Meinen Sie nicht, daß sich da etwas erreichen ließe?«
    Gordon Cooper verschlug es fast die Sprache. »Sie meinen, ich soll…?«
    »Ein anderer kommt nicht in Frage!«
    Cooper preßte seine Hände gegen die Schläfen. Die Narbe auf seiner Wange färbte sich grellrot. »Das geht mir zu schnell, Sir«, entgegnete er mit entwaffnender Offenheit und bemühte sich, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er sollte nach Ostasien reisen und versuchen, auf der Überfahrt Kontakt mit Sorokin zu bekommen? Ein grandioser Gedanke. Aber lief er nicht Gefahr, sein Ansehen zu verlieren, wenn er die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllte? Nach den Erfahrungen aller bisher eingesetzten Agenten glich der Hongkonger Waffenhändler einer uneinnehmbaren Festung. Allerdings hatte noch niemand die Chance gehabt, fünf Wochen hindurch in seiner unmittelbaren Nähe zu sein. »Haben Sie eine Ahnung, warum unser vielbeschäftigter Freund plötzlich mit dem Schiff um die halbe Erde fahren will?«
    Harrison zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht wünscht er Entspannung.«
    »Das kann ich mir nicht denken«, entgegnete Cooper selbstsicher. »Männer wie er haben niemals Zeit. Doch ich habe noch eine andere Frage: Wissen Sie zufällig, wieviel Passagiere die ›Bayern‹ aufnimmt?«
    »Die Hamburg-Ostasien-Linie setzt auf der Japanroute nur sogenannte Kombischiffe ein, die achtzig bis neunzig Passagiere Erster Klasse mitnehmen.«
    Achtzig bis neunzig Passagiere dürften auf einer längeren Seereise zu einer großen Familie werden, sagte sich Cooper. Da kann sich so leicht niemand ausschließen.
    Der Leiter des Spionageabwehrdienstes sah ihn erwartungsvoll an. »Was halten Sie von der Sache?«
    »Es könnte klappen, Sir. Ihre Idee ist großartig. Ich weiß zwar nicht, ob viel dabei herauskommen wird, aber den Versuch muß man machen. Zumal Sorokins in die Luft geflogener Wagen beweist, daß dunkle Kräfte im Spiel sind.«
    »Sie übernehmen also die Aufgabe?«
    Gordon Cooper lachte. »Sogar gerne. Ich befürchte nur, daß es auf dem zur Debatte stehenden Schiff keine Kabine mehr geben wird.«
    »In diesem Fall werden wir das Glück korrigieren«, erwiderte sein Vorgesetzter gelassen.
    »Well, Sir. Ich bin aber in keiner Weise vorbereitet. Wenn ich mich recht erinnere, legt die ›Bayern‹ am Vierundzwanzigsten für einige Stunden in Southampton an. Also am Montag. Heute ist Freitag!«
    »Ein Nachmittag dürfte genügen, um einen gutgebauten jungen Mann mit ausreichender Wäsche und Kleidung zu versorgen«, warf Harrison trocken ein.
    »Danke für die Blumen«, entgegnete Gordon Cooper und fügte grinsend hinzu: »Darf ich um einen entsprechenden Vorschuß bitten?«
    Harrison zog ein Notizbuch aus der Tasche. »Die Jermyn Street ist fünf Minuten von hier entfernt. Dort gibt es die besten Herrenausstatter. Und wenn ich mich nicht täusche, befindet sich in der Straße ebenfalls die Agentur der Hamburg-Ostasien-Linie.«
    Gordon Cooper fuhr sich durch die Haare. Seine Narbe war immer noch flammend rot. »Ich bin völlig durcheinander«, bekannte er verwirrt.
    »Das wird sich wieder geben«, erwiderte Harrison in stoischer Ruhe und schraubte seinen Füllfederhalter auf.
    »Gewiß, Sir. Aber woher nehme ich, um nur ein Beispiel zu nennen, den erforderlichen Impfschein?«
    »Den wird Ihnen der Schiffsarzt ausstellen, nachdem er Sie entsprechend gepiesackt hat.«
    Cooper

Weitere Kostenlose Bücher