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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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seufzte. »Es ist also eine ausgemachte Sache, daß ich – holterdiepolter – nach Hongkong reise?«
    Harrison schrieb einige Zeilen und reichte seinem Mitarbeiter den Zettel. »Hier haben Sie eine Anweisung, Ihnen zwei Blankoschecks auszuhändigen, bezogen auf eine unserer Tarnfirmen. Den einen verwenden Sie bei der Schiffahrtsgesellschaft, den anderen bei Ihrem Herrenausstatter. Und nun lassen Sie sich nicht aufhalten. Wenn auf der ›Bayern‹ keine Kabine frei sein sollte, rufen Sie mich an. Ich leite dann die erforderlichen Maßnahmen ein. Im übrigen erwarte ich Sie heute abend um acht Uhr im Restaurant ›Le Coq d’Or‹ in der Stratton Street. Wir können uns dann beim Essen in Ruhe über alles Weitere unterhalten.«
     
     
    Gordon Cooper war wie berauscht, als er den St. Thomas Club verließ und auf schnellstem Wege in die Curzon Street eilte, wo er dem Zahlmeister des Amtes für Spionageabwehr die von Sir George Harrison ausgestellte Anweisung mit provozierender Geste vorlegte. Dann kehrte er zur Piccadilly zurück, überquerte sie in Höhe des Hotels Ritz und suchte die in der Jermyn Street gelegene Agentur der Hamburg-Ostasien-Linie auf, deren Abteilungsleiter seinem Wunsch, eine Passage auf der in drei Tagen auslaufenden ›Bayern‹ zu buchen, mit höflichem Erstaunen begegnete. Er erklärte sich jedoch bereit, sogleich Rotterdam anzurufen, wo das Schiff im Augenblick Ladung aufnehme.
    Während das Telefongespräch geführt wurde, blätterte Cooper in einem Prospekt, der die Kombischiffe in allen Details schilderte. Er hatte jedoch nicht die Kraft, sich den Lageplan der Kabinen, die Fahrtroute und andere Dinge in Ruhe anzusehen. Ein unheimliches Gefühl saß ihm plötzlich im Nacken. Er versuchte es abzuschütteln, brachte es jedoch nicht fertig.
    Du bist durchgedreht, sagte er sich. Aber ist das ein Wunder? Innerhalb einer Mittagspause wurde dein Leben auf den Kopf gestellt. Gib dich keinen Illusionen hin: In die Curzon Street kehrst du nicht zurück. Wer einmal hinausgeschickt wird, bleibt draußen.
    Der Leiter der Agentur ging hastig auf ihn zu und erklärte ihm strahlend: »Sie haben unwahrscheinliches Glück. Heute morgen ist infolge Krankheit eines Passagiers die Kabine fünfunddreißig frei geworden.« Er wies auf den Lageplan des Prospektes. »Hier, dies ist sie. Mit Bad und WC. Fenster zur Steuerbordseite. Sie müßten sich allerdings sofort entschließen, das heißt, die Kosten wären noch heute zu entrichten.«
    »Sie können auf der Stelle einen Scheck bekommen«, antwortete Gordon Cooper.
    »Dann werde ich gleich alles klarmachen«, erwiderte der Abteilungsleiter und eilte davon. »Ich habe Rotterdam noch in der Leitung.«
    »Moment!« rief Cooper hinter ihm her, da ihm plötzlich der Gedanke kam, schon in Rotterdam an Bord zu gehen. Dies erschien ihm unverfänglicher und bot ihm die Möglichkeit, gewisse Vorbereitungen zu treffen. »Fragen Sie, wann das Schiff drüben ausläuft. Ich möchte eventuell in Rotterdam an Bord gehen.«
    Eine halbe Stunde später verließ er die Agentur mit einem Flugschein nach Rotterdam in der Tasche und im beglückenden Gefühl, die nächsten fünf Wochen auf einem Überseeschiff zu verbringen.
    Zeit blieb ihm allerdings kaum noch übrig. Zum Einkauf aller benötigten Sachen stand ihm der Nachmittag zur Verfügung, am Abend hatte er sich mit Harrison zu treffen, und den Samstag mußte er dazu benutzen, seine Privatdinge zu erledigen und sich von einigen Bekannten sowie seiner Freundin zu verabschieden. Ein paar Tränen waren einzukalkulieren, aber früher oder später gibt es die ja immer. Er durfte natürlich niemandem sagen, daß er nach Ostasien fuhr. Man hielt ihn für einen technischen Kaufmann, und da war es das beste, wenn er erklärte, nach Glasgow versetzt zu sein. Die Stadt lag weit vom Schuß. Am Sonntagvormittag schließlich hatte er nach Rotterdam zu fliegen und sich zum Schiff zu begeben, das um 16 Uhr auslief.
    Ein beachtliches Wochenendprogramm, dachte Cooper beklommen, und er fand es mit einem Male gut, daß seine Eltern nicht mehr lebten. Was hätte er ihnen sagen sollen?
    Harrison, mit dem er am Abend ausgezeichnet speiste, beglückwünschte ihn zu dem spontanen Einfall, bereits in Rotterdam an Bord zu gehen. »Ich sehe, Sie werden schon alles richtig machen«, fügte er gönnerhaft hinzu. »Dennoch gibt es einige Dinge, über die ich mit Ihnen sprechen muß.«
    Gordon Cooper erwartete unwillkürlich eine zwar gutgemeinte, aber

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