Rotkäppchens Rache

die Luft. Rumpelstilzchen schrie auf und warf sich hinters Spinnrad. Die abgetrennte Feder seiner Mütze schwebte herunter und landete vor seinem Kinn.
    »Ihr missversteht mich«, sagte Danielle langsam. »Ihr werdet jedes Kind freigeben, das Ihr gestohlen habt! Und Ihr werdet uns ihre Namen nennen, sodass wir sie wieder zu denen machen können, die sie waren. Wenn ich zufrieden bin, werdet Ihr an Lyskar ausgeliefert, wo Ihr der Bestrafung entgegenseht, die man dort für angemessen hält.«
    Rumpelstilzchen hob seine Feder auf. »Vergebt mir, aber das sieht mir nicht besonders nach einem Handel aus, Hoheit.«
    »Ich! Handele! Nicht!« Danielle stieß ihr Schwert in die Erde. Drei Nächte lang hatte sie ihre Wut hinuntergeschluckt und hilflos zugesehen, wie Lang Miller Heather jeden Morgen schnell hatte verschwinden lassen. Drei Nächte damit verbracht, Heathers Identität zu bestätigen, während Schnee ihre Zauber vorbereitete. Heute Nacht endete das alles. »Lehnt ab, und ich liefere Euch an Elfstadt aus. Ich habe mir sagen lassen, die menschliche Rechtsprechung verblasse neben den Qualen, die die Elfenherrscher als Strafe verhängen können.«
    »Ihr habt ja keine Ahnung, gnädige Frau.« Rumpelstilzchen gestikulierte mit einer Hand, und Heather stand auf. »Na schön - nehmt sie. Vorausgesetzt, sie will zurückgegeben werden.« Er rief ein Wort in einer Sprache, die Danielle nicht kannte.
    Schnee stieß einen Warnschrei aus, als Heather sich brüllend auf Danielle warf. Heathers Miene war verzerrt vor Wildheit; sie trat, kratzte und biss nach Danielle.
    Danielle stieß sie fort, wobei sie das Schwert hochhielt, damit Heather sich nicht selbst aufspießte. Rumpelstilzchen rannte an ihnen vorbei, aber sie verließ sich darauf, dass Schnee sich um ihn kümmerte. Als Heather erneut angriff, sagte Danielle: »Hevanna V’alynn Presnovich!«
    Das Mädchen brach auf dem Boden zusammen. Es schnürte Danielle die Kehle zusammen. Stundenlang hatte sie geübt, um sicherzugehen, dass sie Heathers wahren Namen aussprechen konnte, aber weder Schnee noch Trittibar hatten genau gewusst, was passieren würde, wenn Rumpelstilzchens Zauberbann gebrochen wurde. War es der Tod Hevannas, den Beatrice gesehen hatte? Das Mädchen war schon so kurz davor gewesen, sich an Danielles Klinge umzubringen.
    Schnee versperrte den Ausgang, aber unter Danielles Augen klatschte Rumpelstilzchen in die Hände, und Schnee verschwand und tauchte hinter ihm wieder auf. Schnees Schutzvorkehrungen hinderten ihn zwar daran, zu entkommen, aber innerhalb dieser Schutzvorkehrungen konnte er seine Kräfte immer noch einsetzen.
    Jetzt!, sagte Danielle stumm.
    Ratten brachen aus dem Stroh hervor und fielen über Rumpelstilzchen her. Er schrie, fiel hin und wälzte sich auf dem Boden, als ihre Zähne seine Kleider und seine Haut durchdrangen.
    Danielle zuckte zusammen bei seinen Schreien. Sie hatte die Ratten nicht darum gebeten, so blutdürstig zu sein, aber es wäre nicht das erste Mal, dass Tiere auf den Zorn in ihrem Herzen regierten. Sie drehte sich um und sah nach Hevanna. Die Augen des Mädchens waren geschlossen und sein Atem ging stoßweise.
    »Es geht ihr gut«, sagte Schnee. »Sie braucht nur Ruhe und richtiges Essen.«
    Danielle atmete erleichtert durch. Als sie sich umdrehte, sah sie Talia im Eingang stehen. »Was ist mit Lang?«
    Talia sah zur Seite. »Er wird überleben.«
    Danielle hörte die Wachen herannahen. »Sag ihnen, sie sollen vorsichtig sein mit Lang! Wir wissen nicht, welche Tricks er in einem ganzen Leben bei Rumpelstilzchen vielleicht gelernt hat.«
    Talia nickte und verschwand aus der Tür. Danielle trat vor Rumpelstilzchen hin und befahl die Ratten zurück.
    »Lyskar wird mich umbringen!«, keuchte er.
    »Sie könnten sich gnädig zeigen, wenn ihnen die Tochter erst einmal zurückgegeben wurde.« Danielle stupste eine aufsässige Ratte mit dem Zeh an und schob sie fort. »Fünf Jahre haben sie nach ihr gesucht!«
    »Es ist eine Krankheit«, sagte Rumpelstilzchen. »Ich habe versucht, damit aufzuhören, aber jedes Mal, wenn ich in diese süßen, saftigen Gesichter blicke, mir diese hilflosen Jungen und Mädchen -«
    »Ihr solltet jetzt wahrscheinlich aufhören zu reden«, legte Schnee ihm nahe, wobei sie mit ihrem Halsband spielte.
    »Gebt die Kinder zurück, jedes einzelne!«, sagte Danielle und gab sich Mühe, ruhig zu sprechen. »Gebt uns ihre Namen! Ich werde Lyskar bitten, Euer Leben zu schonen.«
    »Ihr wollt mir nicht einmal