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Rotkäppchens Rache

Rotkäppchens Rache

Titel: Rotkäppchens Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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verschmolz mit den Schatten. »Sie sind drinnen, wo es wärmer ist.«
    »Achte nicht auf Talia!«, sagte Schnee. »Du weißt ja, wie reizbar sie wird, wenn sie eine Zeit lang niemanden verprügelt hat.«
    »Ich musste warten, bis Armand eingeschlafen war«, entschuldigte sich Danielle. Der Prinz hätte nie sein Einverständnis dazu gegeben, dass sie sich einer solchen Gefahr aussetzte, hätte er gewusst, was seine Frau in den vergangenen beiden Nächten getan hatte; schon gar nicht nach Königin Beatrices Prophezeiungen von Blut und Tod.
    Schnee grinste. »Es gibt Methoden, einem Mann beim Einschlafen zu helfen.«
    »Ich glaube nicht, das die Königin dich einen Einschlafzauber bei ihrem Sohn wirken lassen würde«, meinte Danielle.
    Schnee zwinkerte unschuldig. »Wer hat etwas von Zaubern gesagt? Es gibt Magie, die sogar dir zu Gebote steht, Prinzessin.«
    Noch vor zwei Jahren hätten solche Bemerkungen Danielle stotternd und mit rotem Kopf dastehen lassen. Jetzt zog sie bloß eine Augenbraue hoch. »Was führt dich zu der Annahme, dass ich keinen Gebrauch davon gemacht habe?« Ohne Schnees ersticktem Lachen Beachtung zu schenken, wandte sie sich an Talia. »Sag ihnen bitte, dass ich so weit bin.«
    »Jawohl, Euer Hoheit.« Talia bewegte sich mit der Eleganz eines Geparden, als sie mit großen Schritten zur Tür ging. Sie verursachte keinerlei Geräusch, trotz des Waffenarsenals, das sie bei sich trug. Selbst an einem normalen Tag führte Talia wenigstens drei Messer, einen Satz Wurfpfeile, eine kleine Peitsche und einige weitere, exotischere Waffen mit sich. Heute Nacht hätte sie wahrscheinlich eine ganze Schwadron der Wachen des Königs ausrüsten können.
    Lautlos öffnete sich die Tür zum Lagerraum, was einer großzügig bemessenen Schicht Öl zu verdanken war, die Talia drei Nächte zuvor aufgetragen hatte. Aus dem Innern wehte der Geruch nach Staub und Stroh ins Freie.
    Talia war als Erste durch die Tür und durchsuchte die Ecken, bevor sie nach rechts trat. Schnee folgte ihr und bezog auf der anderen Seite Stellung. Strohhaufen füllten den Lagerraum vom Boden bis fast zur Decke und ließen nur einen schmalen Gang durch die Mitte frei. Ganz hinten im Raum stand ein altes Spinnrad. An der anderen Wand hing eine kleine Lampe, deren blaue Flamme im Luftzug tanzte. Die elfisch verzauberte Lampe setzte ausschließlich Öl in Brand, anders als eine normale Laterne, die den ganzen Raum hätte anstecken können.
    Nahe der rückwärtigen Wand des Lagerraums standen ein Mann mittleren Alters und ein kleines Mädchen. Ein Saum ungekämmten braunen Haars umrandete die ansonsten kahle Kopfhaut des Mannes. Er trug eine oft geflickte Jacke und eine fleckige Hose, die in alte Stiefel gesteckt war. Er roch nach Schweiß und Schlamm. Die Sohle eines seiner Stiefel schwang lose hin und her, als er vortrat und auf ein Knie fiel. »Euer Majestät.«
    Das Mädchen tat sein Bestes, die Bewegung nachzuahmen. Sein braunes Kleid war nur wenig besser als Sackleinen und seine Gliedmaßen wirkten wie Stecken. Es sah nicht älter als fünf Jahre aus, auch wenn Danielle wusste, dass es erst vor zwei Monaten seinen siebten Geburtstag hätte feiern sollen.
    Danielle steckte eine Hand unter den Umhang und berührte ihr Schwert. Die Waffe war aus Glas, das Heft mit Haselholz eingelegt. Diese Waffe war das letzte Geschenk, das sie vom Geist ihrer Mutter bekommen hatte. Wie ihre Pantoffel war auch dieses Glas praktisch unzerbrechlich und passte darüber hinaus in Danielles Hand, als wäre es hineingegossen worden. Dieses Geschenk zu berühren half Danielle, ihre Wut in den Griff zu bekommen, und sie brachte sogar ein Lächeln zuwege, als sie Lang Miller begrüßte. Sie kauerte sich vor dem Mädchen nieder, und diesmal war ihr Lächeln echt. »Hallo noch mal, Heather.«
    Heather zog den Kopf ein und versteckte das Gesicht hinter ihren wirren Haaren. »Hallo.«
    Aus einer Tasche in ihrem Kleid nahm Danielle ein kleines, in Papier eingewickeltes Teigstückchen heraus. Als sie das Papier abzog, kam ein honigglasierter Kuchen aus Feigen und Mandelmilch zum Vorschein. »Das hier habe ich vom Abendessen aufgehoben. Prinz Jakob mag diese Kuchen, und ich dachte, du vielleicht auch.«
    Heather riss Danielle den Kuchen aus der Hand und fiel darüber her. Lang räusperte sich, und Heather erstarrte.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Euer Hoheit«, sagte Lang. »Wir mussten zu lange ohne ordentliche Mahlzeiten auskommen, und ich fürchte, die Manieren meiner

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