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Rousseau's Bekenntnisse

Rousseau's Bekenntnisse

Titel: Rousseau's Bekenntnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Jacques Rousseau
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Kuchen essen.« Abermals was für Schwierigkeiten, um dazu zu kommen! Lediglich in dieser Absicht ausgegangen, durchlief ich mitunter die ganze Stadt und ging an dreißig Pastetenbäckerläden vorüber, ehe ich bei einem eintrat. Es durfte sich nur eine einzige Person im Laden befinden und auch deren Gesichtszüge mußten mich noch anziehen, wenn ich das Wagestück unternehmen sollte. Aber wenn ich erst einmal meinen lieben kleinen Kuchen hatte und nun, in mein Zimmer fest eingeschlossen, meine Flasche aus dem Schranke hervorlangte, welch ein köstliches Gelage feierte ich dann für mich ganz allein, während ich einige Seiten eines Romans dazu las. Denn beim Essen lesen war, wenn mir ein Tischgenosse fehlte, immer meine Lust. Es bildet für mich einen Ersatz der fehlenden Gesellschaft. Ich verschlinge abwechselnd eine Seite und einen Bissen; es ist, als ob mein Buch mit mir schmauste.
    Ich bin nie ausschweifend oder wüst gewesen und habe mich nie in meinem Leben betrunken. So waren denn meine kleinen Diebereien nicht sehr bedeutend; sie wurden jedoch entdeckt, da die Flaschen mich verriethen. Man gab es mir nicht zu verstehen, aber ich hatte nicht mehr die Oberaufsicht über den Keller. Bei dem allen benahm sich Herr von Mably anständig und klug. Er war ein Ehrenmann, der bei einer Miene, so hart wie sein Amt, doch einen wirklich sanften Charakter und eine seltene Herzensgüte besaß. Er war einsichtsvoll, billig denkend und, was man von einem höheren Polizeibeamten nicht erwarten sollte, sogar sehr freundlich. Da ich seine Nachsicht sehr wohl einsah, wurde ich ihm nur um so ergebener, und dies war die Ursache, daß ich in seinem Hause länger verblieb, als es sonst der Fall gewesen wäre. Allein endlich eines Berufes, für den ich mich nicht eignete, und einer sehr lästigen Lage überdrüssig, die nichts Angenehmes für mich hatte, entschloß ich mich nach einem Probejahre, während dessen ich es nicht an Fleiß hatte fehlen lassen, meine Schüler zu verlassen, fest überzeugt, daß ich es nie dahin bringen würde, sie gut zu erziehen. Herr von Mably sah dies selbst eben so gut wie ich ein. Indessen glaube ich, daß er es nie hätte über das Herz bringen können, mich fortzuschicken, wenn ich ihm die Mühe nicht erspart hätte, und es liegt mir sicherlich fern, dieses Uebermaß von Güte in einem solchen Falle zu billigen.
    Was mir meine Lage noch unerträglicher machte, war ihre beständige Vergleichung mit derjenigen, aus der ich in sie versetzt worden, war die Erinnerung an mein liebes Charmettes, an meine Blumen, an meine Bäume, meine Quelle, meinen Obstgarten und vor allem an sie, für die ich geboren war, die dem allen erst Leben verlieh. Wenn ich an sie, an unsere Vergnügungen und an unser unschuldiges Leben zurückdachte, fühlte ich Herzspannen und Beklemmungen, die mir den Muth raubten, irgend etwas zu thun. Hundertmal bin ich versucht gewesen, sofort abzureisen und zu Fuß zu ihr zurückzukehren; hätte ich sie nur noch einmal wiedergesehen, wäre ich gern auf der Stelle gestorben. Schließlich konnte ich diesen zärtlichen Erinnerungen, die mich um jeden Preis zu ihr zurückriefen, nicht länger widerstehen. Ich sagte mir, daß ich nicht geduldig, nicht gefällig, nicht zärtlich genug gewesen wäre; daß ich noch immer in süßester Freundschaft glücklich leben könnte, wenn ich mir mehr Mühe gegeben hatte. Ich entwerfe die schönsten Pläne von der Welt, ich glühe vor Eifer, sie auszuführen. Ich verlasse alles, entsage allem, ich reise ab, fliege, komme in meinem Entzücken wie in meiner ersten Jugend an und finde mich zu ihren Füßen wieder. Ach, ich wäre vor Freude gestorben, hätte ich in ihrem Empfang, in ihren Augen, in ihren Liebkosungen und vor allem in ihrem Herzen nur den vierten Theil dessen wiedergefunden, was ich ehemals darin wieder fand, und was ich ihr ja selbst entgegenbrachte.
    Entsetzliche Täuschung in dieser Zeitlichkeit! Sie empfing mich ja freilich mit diesem vortrefflichen Herzen, welches nur mit ihr sterben konnte; aber ich verlangte nach der Vergangenheit, die nicht mehr war und nicht wiederkehren konnte. Kaum war ich eine halbe Stunde bei ihr gewesen, als ich mein altes Glück auf ewig erstorben fühlte. Ich fand mich in der nämlichen trostlosen Lage wieder, der ich nothgedrungen entflohen war, und zwar ohne daß ich sagen könnte, die Schuld hätte an irgend jemandem gelegen; denn im Grunde war Courtilles nicht schlecht und schien mich eher mit Freude als mit

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