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Roxelane

Titel: Roxelane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Vorbereitung; denn eine einzige genügte Roxelane nicht für diesen Sohn. Und selbst Rustem, der wieder Großwesir geworden war, dachte an einen Neubau, der seinen Namen tragen sollte.
    Am sechzehnten August 1556 jedoch wurde die Suleimanije, Solimans eigene Moschee, eingeweiht.
    Siebenmal hunderttausend Dukaten hatte der herrliche Bau verschlungen. Doch wenn Justinian nach der Vollendung der Hagia Sophia vom heiligen Pult hatte verkünden können: „Ich habe dich besiegt, o Salomo!“ so wäre Soliman berechtigt gewesen zu behaupten: ,Ich habe dich besiegt, o Justinian!“
    In drei aufeinanderfolgenden Vierecken war das Gotteshaus angelegt worden. Das erste war der Vorhof, der Harem, die heilige Hürde mit ihren vier Minaretts - das dritte der Garten, der Kirchhof, und in der Mitte stand das Heiligtum selbst, die Mesdschid, die Moschee. Marmorne Bänke und herrliche Brunnen zur Reinigung schmückten den Vorhof, während auf der Begräbnisstätte ein Platz frei gelassen worden war, wo sich dereinst das Grabmal des Stifters erheben sollte.
    Und des Stifters Name prangte auch an der Stirnseite der Moschee. Beim Eintritt durch das Stalaktitentor des Harems wurde er sichtbar. Solimans Name.
    Einem triumphierenden Zusammenklang von zwölf kleineren Kuppeln entstieg der Dom. Auf vier gewaltigen Säulen schwebte er. Wie Lilienkränze legten sich die weißen marmornen Kapitale um die rotgranitenen Stelen. Die eine hatte die Statue des Justinian am Augusteon, die andere die jungfrauenprüfende Aphrodite getragen. Zwei waren aus Ägypten hinzugekommen.
    Der große Künstler, dessen Name nicht vergehen wird, solange die Menschen Gott im Stein anbeten, hatte das Wunder erbaut.
    Sinan der Baumeister schuf das Werk.
    Mit der Suleimanije und seinen andern Moscheen und Palästen gab er Konstantinopel für alle Zeiten das Antlitz.
    Die Einweihung der Moschee des Großherrn war denn auch ein Tag, der dem Reich so viel und mehr galt als ein Sieg der Waffen oder eine Thronbesteigung.
    Alle Höfe beeilten sich, ihre Glückwünsche darzubringen, und Persien sandte gar eine Grußbotschaft mit einem Handschreiben des Schahs an Soliman und einem seiner Ersten Gemahlin an die Kaiserin,.
    Es waren Briefe in Gold und Blau und Purpur, und die huldigenden Worte klingelten, wie sie schon in Byzanz bei solchen Gelegenheiten getan hatten. Es gab keinen Unterschied zwischen damals und heute.
    Soliman war der mächtigste Herrscher der Welt, und Roxelane teilte die Macht mit ihm.
    Zwei Söhne hatte ihr der Tod genommen: Mohammed Soliman und Dschihangir.
    Geblieben aber waren zwei stattliche junge Männer, denen sie das Leben gegeben hatte, Selim und der schöne begabte Bajesid, ihre Tochter Mirmah und der Mann, den sie liebte.
    Sie war immer noch reich.
    Aber die Gestorbenen erfüllten ihre Nächte.
    Dennoch erkannte sie, wie notwendig es sei, daß sie lebe. Vor der Mutter würden ihre Söhne sich beugen. Sie sollten sich bei des Vaters Tod nicht nach dem Leben trachten. Darum mußte sie Soliman überleben. Sie wußte es. Und sie wollte es.
    Wochenlang war es ihr auch möglich, sich der Herztropfen zu enthalten. Viel Gelächter gab es dann oft, besonders wenn Soliman sie besuchte und er sie mit Mirmah inmitten ihrer engeren Umgebung bei Kaffee und süßem Tee antraf.
    Manchmal freilich mußte Roxelane sich vorzeitig dieser Heiterkeit entziehen, weil sie ihr nicht mehr immer gewachsen war. Und gut war es, wenn Soliman ihr dann folgte und schweigend ihre Hände hielt.
    Niemand konnte das wie er.
    Schön war dieses Schweigen. Selbst das Denken wurde ihr dann leichter. Und Roxelane mußte immer denken: an die Söhne, an Soliman und an das Reich.
    Stark war es und fest gefügt. Dabei sah Roxelane sehr wohl, daß es stets zwei Feinde haben werde: das schiitische Persien im Osten und das christliche Habsburg im Westen. Doch das machte ihr wenig Sorge. Denn stand das Reich auch zwischen zwei Feuern, so war es Doch in Schlachten zu dem gehämmert worden, was es war.
    Das Reich war der einzige Staat mit einem stehenden Heer. Und auch die Lehen wurden nur nach erwiesenem militärischem Verdienst und nur auf Lebenszeit vergeben. Nichts  war dem Zufall überlassen. Das gesamte Heerwesen war bis aufs letzte so peinlich geordnet, daß zweihunderttausend Mann und mehr dem Großherrn jederzeit zur
    Verfügung standen, ohne daß deswegen auch nur ein Pflug oder ein Amboß zu feiern brauchten.
    Die Rajah-Völker, die unterworfenen Christen, durften keine Waffen tragen

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