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Rückgrad

Rückgrad

Titel: Rückgrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippe Djian
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trat hinaus und gesellte sich zu mir. Ich war ziemlich in Eile, vielleicht sogar ein wenig aufgeregt, aber ich ging rein und kochte ihm leise – um Richard nicht zu wecken, der im Wohnzimmer schlief – einen Kaffee.
    Es war neun Uhr, das Thermometer kletterte langsam in die Höhe, und das Gras roch gut. Bernie lehnte es ab, sich mit seiner weißen Hose darauf niederzulassen. Er kauerte sich hin, den Blick ins Leere. Ich fragte ihn, was denn – seit zwei, drei Tagen schon – los sei.
    - Verdammt! Du weißt genau, was ist …! antwortete er in gereiztem Ton.
    Ich drängte ihn nicht. Ich schnappte mir meine Jacke, und wir schwangen uns in den MG , die Haare im Wind, was mich betraf, und Bernie mit seiner Gentleman-Mütze.
    - Du brauchst es mir nicht zu sagen …. bemerkte ich und deutete auf die Zufahrt zur Umgehungsstraße. Ganz wie du willst …
    Wir fuhren nicht besonders schnell. In Wirklichkeit wollte ich, daß er mit mir redete, um von meinen eigenen Gedanken abgelenkt zu werden. Wir hatten alle unsere Probleme. Wir lebten, und das Leben zerriß uns. Trotz allem war der Weg blau und erleuchtet.
    Er warf mir einen Blick zu, dann schlug seine Hand auf das Lenkrad:
    - Herr im Himmel! Du weißt doch, wie er ist …! Das sieht doch ein Blinder …
    Harold und Elsie waren ungefähr im gleichen Alter. Ich fühlte mich ihm ganz besonders verwandt, wenn er gewisse Prüfungen durchzustehen hatte. Das war eine gute Gelegenheit, das Terrain zu erkunden und zu erkennen, welcher Gefahr ich ausgesetzt war.
    - Er wird mich mal wieder sitzenlassen …! murmelte er vor sich hin. Und ich kann nichts dagegen tun … Außer mich darauf vorbereiten, ohne zu murren … Danny, ich kann nicht einmal den kleinen Finger rühren, nichts und niemand kann etwas daran ändern …!
    - Mmm, findest du nicht, daß er ein wenig übertreibt …?
    - Ach, weißt du, ich komm nicht dagegen an … Es führt zu nichts, wenn ich sauer werde.
    - Sicher … Außerdem braucht er keine Hemmungen zu haben, ich wüßte nicht, was er bei der Sache riskiert … Anscheinend nimmst du ihn jedesmal mit offenen Armen wieder auf, oder nicht …?
    - Dan, du kapierst wirklich überhaupt nichts … Was sind schon Stolz oder Selbstachtung, all diese blödsinnigen Gefühle, verglichen mit dem Taumel des Lebens …?! Ich leide, wenn er mich verläßt, ich leide zutiefst, aber ich fühle mich nicht erniedrigt, ich empfinde das nicht als persönlichen Affront …! In wessen Namen sollte ich ihn zurückweisen, kannst du mir das verraten …? Weißt du, in der Liebe ist nur eines wirklich verachtenswert, und das ist die Eigenliebe. Man muß wählen, verstehst du, zwischen dem anderen und sich selbst.
    Ich nahm mir die Zeit, eine Sekunde darüber nachzudenken, dann nickte ich.
    - Sehr gut. Das gilt auch für mich.
    - Naja, das soll nicht heißen, daß ich ihm recht gebe, sagte er mit finsterem Gesicht. Dan, verdammt nochmal, es macht mich krank, wenn du es genau wissen willst …! Aber das einzige, was ich ihm nie verzeihen könnte, das wäre, wenn er nicht zurückkäme.
    - Mmm, ich glaube, das hat er restlos begriffen.
    - Nun denn, was soll ich machen … Liebe im Herzen, Pistole auf der Brust. So groß ist die Auswahl nicht …!
    Mut, Willensstärke, die Kraft weiterzumachen, die Lösung unserer Probleme, all das schwebte in der Luft, greifbar nah.
    Als wir in der Werkstatt ankamen, hüpfte ich über den Wagenschlag. Ich schleppte Bernie mit, während der Typ aus seinem Büro trat und hinter uns herlief.
    Jessesmana, er war wie neu!
    - Bernie, was sagst du dazu …?!
    Er war in der Tat beeindruckt. Ich hatte ein Kribbeln in den Beinen. Die Trauer, die an mir nagte, seit mir Hermann seinen Entschluß mitgeteilt hatte, ganz zu schweigen von dem Stahl, den mir Elsie in den Bauch gerammt hatte, verlieh meinem Glück einen besonderen Geschmack, eine schärfere Form.
    - Aston Martin DB 5, sagte ich. Baujahr 1964, 4 Liter, Modell Vantage mit drei Weber- Vergasern, 282 PS …
    Später, als ich mein neues Gefährt nach Hause kutschierte, stürmten traumhafte Erinnerungen auf mich ein. Ich sah mich wieder, zehn Jahre zuvor, am Steuer meines DB 2/4 Mark i, Baujahr 54, mit Franck an meiner Seite, sie lachte, und Hermann, der genau die richtige Größe hatte, um hinten Platz zu finden, und Tränen stiegen mir in die Augen, und ich weinte leise vor mich hin, während ich einen kleinen Abstecher auf die Autobahn machte, ich wischte mir in regelmäßigen Abständen über das Gesicht und

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