Rückkehr zum Mars
er hat kein Wort davon gesagt, wer Jamies Platz einnehmen soll.
Dex sank in den gepolsterten Sitz zurück. Seine Gedanken überschlugen sich. Wäre ich dazu imstande? Die Antwort kam sofort. Natürlich. Ich könnte diese Operation problemlos leiten. Aber würden die anderen auf mich hören? Vor allem, wenn sie dächten, ich hätte meine Beziehungen zu meinem Vater spielen lassen, um Jamie abzuservieren?
Heikle Sache, erkannte er. Doch bei der Vorstellung, zum Missionsleiter ernannt zu werden, durchflutete Dex ein warmes Gefühl des Stolzes. Sie würden auf mich hören. Ihnen bliebe gar nichts anderes übrig. Immerhin würde ich nicht nur von meinem Vater ausgewählt werden; der gesamt IUK-Vorstand würde darüber abstimmen müssen. Wahrscheinlich würden sie auf eine einstimmige Entscheidung Wert legen.
Aber würde Dad mir die Leitung übertragen? Traut er mir so viel zu? Oder wäre es wieder mal nur ein Versuch, mich unter der Fuchtel zu behalten?
Himmelherrgott noch mal, fluchte er. Ich bin auf dem verdammten Mars, und ich muss immer noch nach seiner gottverdammten Pfeife tanzen!
Craig kam durch die Luke der Luftschleuse gestapft.
»Wird staubig da draußen«, sagte er, kaum dass er das Helmvisier hochgeklappt hatte.
Dex machte Anstalten, sich von seinem Sitz zu erheben, aber Craig rief ihm zu: »Ich komm schon klar. Wird bloß 'n bisschen dauern, bis ich den ganzen Dreck vom Anzug gesaugt hab.«
Dex ging trotzdem nach hinten und half ihm, den Tornister abzulegen. Der war ebenfalls mit einer dünnen, rosafarbenen Pulverschicht bedeckt. Sogar Craigs Helm war schmutzig.
»Wir werden in dem Zeug begraben werden«, hörte er sich sagen. Er wünschte, seine Stimme klänge nicht so zittrig.
»Sieht so aus«, sagte Craig lässig. »Die Abdeckungen auf den Paneelen halten aber ganz gut. Kann sein, dass der Wind 'ne Menge Radau macht, aber viel Druck hat er nich.«
»Das ist gut.«
Sie hatten sich gerade zum Abendessen hingesetzt, als sich die Kommunikationsanlage meldete. Dex stand auf und ging ins Cockpit. Er glitt auf den Fahrersitz und drückte auf die EIN-Taste.
Jamie Watermans kupferrotes, ernstes Gesicht füllte den Bildschirm. Das Bild war körnig und mit elektronischem Schnee durchsetzt. »Hallo, Dex. Wie geht's euch?«
»Wir essen gerade zu Abend, Chief.«
»Bei uns wird es jetzt stürmisch«, sagte Jamie. »Dem letzten Wetterbericht zufolge werdet ihr mindestens bis morgen Abend im Sturm stecken.«
Dex nickte. Er hatte den meteorologischen Bericht gesehen, hatte ihn sogar eingehend studiert.
»Wie arbeiten die Batterien?«, fragte Jamie.
»Wir benutzen momentan noch die Brennstoffzellen. Wiley hat beschlossen, erst auf die Batterien umzuschalten, wenn die Zellen erschöpft sind.«
»Kluger Schachzug.«
»Wie sieht's bei euch aus?«
Jamie schien kurz darüber nachzudenken. »Bei uns ist so weit alles in Ordnung. Wir haben die Luken dichtgemacht. Es wird aber eine geräuschvolle Nacht werden.«
Dex ließ unwillkürlich ein spöttisches, schnaubendes Lachen ertönen. »Was du nicht sagst.«
»Die Telemetrie funktioniert jedenfalls«, sagte Jamie. »Wir kriegen gute Daten von euch.«
»Prima.«
»Die Verbindung wird aber wahrscheinlich schlechter werden, wenn sich der Staub auf euren Antennen häuft.«
»Ich weiß.« Dex war allmählich ein wenig genervt. Jamie redet nur, um sich reden zu hören, dachte er.
»Mir fällt nichts ein, was wir noch für euch tun könnten«, sagte Jamie. »Ich wünschte, ich hätte euch befohlen, beim Generator zu bleiben.«
Dex unterdrückte den Drang, ich auch zu sagen. Stattdessen beugte er sich näher zu Jamies Gesicht auf dem Bildschirm und sagte so fröhlich, wie er konnte: »Wir kommen hier draußen schon klar. Und wenn der Sturm sich legt, sind wir viel näher beim Standort des Pathfinders.«
Wieder schwieg Jamie ein paar aufreizende Sekunden lang. Schließlich sagte er: »Es ist zu spät, um sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was man anders hätte machen können. Viel Glück, Dex. Sag Wiley alles Gute von mir.«
»Mache ich. Wir melden uns morgen früh.«
»Wenn die Antennen dann noch funktionieren.«
»Wenn sie mit Staub bedeckt sind, machen wir sie sauber«, erwiderte Dex kess.
»Gut. Okay. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Dex hieb auf die AUS-Taste. Herrgott, er macht ein Gesicht, als würde er nicht damit rechnen, uns wiederzusehen.
Dann dachte er: Vielleicht ist es das, was Jamie will. Mich loswerden. Nein, so ist er nicht. Aber so würde
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