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Rückkehr zum Mars

Rückkehr zum Mars

Titel: Rückkehr zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ich an seiner Stelle empfinden.

TAGEBUCHEINTRAGUNG
     
    Ich hasse diesen Sturm. Die anderen tun alle so, als hätten sie keine Angst, aber ich weiß es besser. Sie haben genauso viel Angst wie ich, aber sie wollen es nicht zugeben. Sie schauen mich lächelnd an und machen tapfere Mienen, aber sie sehen, wie viel Angst ich habe. Der Wind heult da draußen, und sie tun alle so, als würden sie es nicht hören. Und wenn ich ihnen den Rücken zukehre, wenn sie denken, ich könnte sie nicht sehen, lachen sie über mich. Ich höre, wie sie über mich lachen, auch wenn der Wind noch so laut heult.

STÜRMISCHE NACHT
     
    Zu Rodriguez' Überraschung war er derjenige, der sich nicht richtig auf das Space Battle-Spiel konzentrieren konnte. Hin und wieder richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Computerbildschirm, aber jedes Mal, wenn der Wind draußen aufkreischte, schweiften seine Gedanken ab. Die Kuppel schien zu knarren und zu ächzen wie ein altes hölzernes Segelschiff in einem Sturm; Rodriguez glaubte beinahe spüren zu können, wie der Boden erbebte und auf und ab schwang.
    Keine Furcht, sagte er sich. Aber ihm war ganz schön mulmig zumute.
    Er und Trudy Hall saßen nebeneinander im Biologielabor. Zwei Highspeed-Joysticks waren an den piepsenden, schnatternden Computer angeschlossen. Der Bildschirm zeigte schnittige Kampfraumer, die vor einem Hintergrund aus Sternen und Planeten wilde Manöver ausführten und einander dabei mit Laserstrahlen beschossen. Schiffe explodierten mit gewaltigen akustischen Donnerschlägen.
    Als er schließlich die dritte Runde des Computerspiels verloren hatte, schob Rodriguez seinen Stuhl zurück und erklärte: »Das reicht. Ich gebe auf.«
    »Du hast mich gewinnen lassen«, sagte Trudy. Ihr Lächeln war eher erfreut als vorwurfsvoll.
    Er schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Ich hab mir Mühe gegeben. Ich konnte mich nicht konzentrieren.«
    »Wirklich?«
    Rodriguez ließ die Schultern hängen. »Wirklich.«
    »Beunruhigt wegen dem Sturm?«
    Er zögerte, dann gab er es zu: »Ist irgendwie albern, ich weiß. Aber ja, er macht mir Angst – ein bisschen.«
    »Mir auch«, gestand Hall.
    »Du siehst aber gar nicht so aus«, sagte er überrascht. »Du wirkst seelenruhig.«
    »Äußerlich. Innerlich bin ich so zappelig wie … wie …«
    »Wie ein Floh auf einer heißen Herdplatte?«
    Sie lachte. »Was für eine grässliche Vorstellung.«
    Er stand auf. »Komm, ich besorge dir eine Tasse Kaffee. Oder vielleicht möchtest du lieber Tee?«
    Sie erhob sich ebenfalls. Neben Rodriguez mit seiner stämmigen, massigen Statur wirkte sie schlank und schmal. Sie waren jedoch beinahe gleich groß, und ihr dunkelbraunes Haar war nur eine Nuance heller als seins.
    »Ehrlich gesagt, ich hab noch ein paar Schlückchen Sherry in meiner Kabine. Ist ein ganz anständiger Tropfen.«
    Rodriguez zog die Augenbrauen hoch. »Wir dürfen keinen Schnaps …«
    »Ist von unserer Landeparty übrig geblieben. Ich hätte ihn damals wohl gleich austrinken sollen, aber ich hab mir ein bisschen was aufgehoben. Für den Notfall.«
    »Ja, aber …«
    »Das zählt doch als Notfall, oder findest du nicht?«
    Rodriguez schaute ungewollt nach oben, in die schattigen Höhen der abgedunkelten Kuppel. Draußen stöhnte der Wind.
    »Es ist nicht genug, um sich zu betrinken, musst du wissen«, sagte Hall. »Nur ein bisschen was gegen die Nervosität, verstehst du.«
    Er blickte sie wieder an und sah die Angst und die Hilflosigkeit in ihren Augen. Sie hat genauso viel Angst wie ich, sagte er sich. Sie empfindet genauso wie ich. Aber ich kann es nicht zeigen, weder ihr noch sonst jemandem.
    »Okay«, sagte er.
    »Dann komm.« Trudy streckte ihm die Hand hin. »Bring mich nach Hause.«
    Er nahm ihre Hand. Und als sie durchs leere Halbdunkel der Kuppel gingen – der Wind heulte jetzt, und das Bauwerk selbst gab tiefere, seltsamere Geräusche von sich –, legte er ihr den Arm um die Taille. Trudy lehnte den Kopf an seine Schulter, und sie gingen gemeinsam zu ihrer Kabine und hinein in eine Nacht, in der keiner von ihnen allein sein wollte.
    Stacy Deschurowa schaute angespannt auf die Bildschirme und beobachtete, wie der Wind die festgezurrten Tragflächen der Schwebegleiter flattern ließ. Auch die Tragflächen des größeren, schwereren Raketenflugzeugs bewegten sich merklich auf und ab und zerrten an den Leinen, mit denen sie am Boden festgezurrt waren.
    »Wir haben alles getan, was wir können, Stacy«, sagte Jamie hinter ihr. »Du

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