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Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Rückwärtsleben: Roman (German Edition)

Titel: Rückwärtsleben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Watson
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Konsumenten skizzierten. Andere arbeiteten für die mit dem Kalten Krieg beschäftigten Nachrichtendienste. »Psychotherapeut« und »Psychiater« verwandelten sich aus Euphemismen für Zwangsjackenschergen in Begriffe für gangbare und sogar höchst lukrative Karrieremöglichkeiten.
    »Ich hab mir gedacht, es wäre eine gute Idee, eines Tages in New York eine Praxis zu eröffnen«, bemerkte Richard beiläufig bei einem Schulausflug ins Museum, nachdem wir aus der Abteilung Ägyptologie geflohen waren, um lieber eine Ausstellung über das menschliche Gehirn zu durchstreifen. »Ein Freund von meinem Dad ist Seelenklempner in New York, und er meint, er kann da vielleicht was drehen für mich, wenn er dann noch praktiziert.« Die Freunde meines Dads rekrutierten sich aus den Einwohnern von Witching, weil er sein ganzes Leben dort verbracht hatte. Das Einzige, womit ich möglicherweise »was für mich drehen« konnte, war großer Fleiß im Biologieunterricht und gelegentliches Blättern im British Journal of Psychiatry. Richard, der das wusste, wollte mir Hoffnung machen. »Bestimmt kann er dir auch helfen.« Doch verständlicherweise blieb Mr. Aloisi hartnäckig uninteressiert an meinem beruflichen Werdegang.
    Als ich beim Abschlussdinner im Sommer 1968 den Grabsteinwitz machte, hatte sich Richard bereits seinen Platz in Harvard gesichert. Er hatte ein vierjähriges Studium mit dem Titel »Psychologie und ihre sozialen Auswirkungen« vor sich und konnte danach, ausgestattet mit einem großen Packen Psychojargon und einem immer dicker werdenden Adressbuch voller Kontakte, mit einem reibungslosen Wechsel in den Mainstream amerikanischer Psychiatrie rechnen. Ich hatte mich ebenfalls in Harvard beworben, war jedoch abgelehnt worden; allerdings hätten meine Eltern es sich ohnehin nicht leisten können, mich dorthin zu schicken, sodass der Bescheid zumindest in dieser Hinsicht eine Erleichterung darstellte. Dafür war eine andere Bewerbung von Erfolg gekrönt: die Michigan State University bot mir finanzielle Unterstützung für ein Studium der Psychologie und Neurologie an. Wie auf Richard warteten also vier Jahre in Amerika auf mich, in denen ich zum Wissenschaftler ausgebildet und auf die psychiatrische Arbeit vorbereitet wurde; doch im Gegensatz zu ihm hatte ich nicht die leiseste Ahnung, wie ich so fern von der Heimat überleben, geschweige denn, was ich danach anfangen sollte.
    Als ich Dad die Schwierigkeiten meiner ewigen unausgesprochenen Rivalität zu Richard gestand, zeigte er sich wie üblich von seiner beruhigenden Seite.
    »Du denkst dir vielleicht, wenn ich nur so reich wäre wie Richard oder immer der Klassenbeste und so weiter, dann könnte ich ihm ab und zu einen Dämpfer verpassen«, sagte Dad. »Aber weißt du, die Kirschen in Nachbars Garten schmecken immer süßer.«
    »Aber wenn sie in diesem Fall wirklich süßer sind?«, klagte ich. Die Bäume auf dem großen Grundstück der Aloisis waren tatsächlich viel gepflegter, weil sie einen Gärtner hatten, während Dad nur immer ganz kurz draußen tätig sein konnte, da seine Lunge keine anhaltende Anstrengung erlaubte. »Wenn er mir einfach immer ein Stück voraus sein wird?«
    »Um Himmels willen«, warf Mum plötzlich ein. »Warum wird in dieser Familie ständig von den verdammten Aloisis geschwafelt?« Mutter blieb meistens passiv, doch manchmal ließ sie es sich nicht nehmen, plötzlich und entscheidend in eine Situation einzugreifen. In dieser Hinsicht erinnerte sie mich an meine Vorstellung von Gott. »Warum immer dieses Konkurrenzdenken?«
    »Ich will gar nicht mit ihm konkurrieren«, protestierte ich, »aber …«
    »Dann lass es.« Mit verächtlichem Blick räumte Mum mein British Journal of Psychiatry weg. »Geh deinen eigenen Weg. Sonst wirst du es nie zu was bringen.« Überrascht von sich selbst ruderte sie ein wenig zurück. »Ich möchte doch nur, dass du glücklich bist, Peter.« Doch der Schaden war bereits angerichtet. Vorfälle wie diese nährten das nagende Gefühl von Distanz, das irgendwie schon immer zwischen ihr und mir geherrscht hatte.
    Nachdem sie das Zimmer verlassen und wir den Riegel der Badtür gehört hatten, an der innen das verblichene Foto einer blassen, schlanken Sängerin in einem Londoner Nachtclub hing – das einzige Andenken einer abgebrochenen Karriere –, fragte ich mich laut, ob es Mums frustrierter Ehrgeiz war, der sie daran hinderte, den meinen richtig zu verstehen.
    Dad tadelte mich für diese kleinliche

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