Ruf der Dämmerung (German Edition)
dich? Ich habe dir die Hände hingehalten, du hättest den Schleier nur darumlegen müssen.«
Viola sah ihn an. Ihre Pupillen weiteten sich. »Ainné hätte es getan!«, sagte sie in plötzlichem Verstehen.
Ahi nickte. »Ich hätte es auch tun können. Es gibt Lieder … Du kennst die Geschichten von Menschenfrauen, die bei den Amhralough lebten. Es wäre leicht gewesen, dich zu bannen, dein Geist war mir immer offen. Wir brauchten nur die richtige Melodie zu spielen. Ahlanija hat es mehr als einmal vorgeschlagen. Gerade in der Zeit, als du den Schutzstein nicht getragen hast.«
»Aber du wolltest es nicht«, flüsterte Viola. »Ahi … ich weiß nicht, was ich sagen soll … Vielleicht, vielleicht wäre es gar nicht so falsch gewesen. Wir sind doch glücklich, wenn wir zusammen sind. Hier oder dort …«
Ahi küsste ihre Schläfe. »Jetzt schon. Aber das ganze Leben? Wenn man es einmal tut, gibt es kein Zurück mehr. Ich könnte dir das nicht antun …«
»Ich liebe dich!«, flüsterte Viola.
Ahi lächelte. »Und ich liebe dich.«
Viola bot ihm die Lippen und sie verschmolzen noch einmal mit dem Land und dem Leben, dem Himmel und den Sternen. Es gab keine Grenzen für diese Liebe. Viola vergaß, an genug oder nicht genug zu denken.
Als sie sich schließlich voneinander lösten, nahm sie den Amethyst vom Hals und legte ihn Ahi um. »Hier … Wo ich hingehe, brauche ich ihn nicht. Aber du brauchst ihn – damit dich nicht womöglich jemand bannt. Ich … ich weiß jetzt erst, wie wertvoll er ist.« Und wie sehr du mich damals schon geliebt hast. Sie sagte es nicht, aber Ahi las es in ihren Gedanken.
Er schüttelte den Kopf. »Aber dann … dann hast du nichts, was dich an mich erinnert …«, sagte er leise.
Viola lächelte. »Doch. Natürlich. Sie zog den golden schimmernden Stein aus der Tasche, den sie in der Weihnachtsnacht gefunden hatten. Sie umschloss ihn mit ihrer und Ahis Hand.
»Erinnerst du dich nicht? Er ist Teil von uns beiden. Der Amethyst passt auf dich auf, aber der hier bewahrt unsere Liebe …«
»Bis du zurückkommst?« Ahi strahlte sie an und hielt den Stein so sorgsam und behütend in den Händen, als wäre es ein Vögelchen, das mit Violas Liebe davonfliegen könnte. »Du kommst doch zurück?«
Viola ergriff das golden glitzernde Stück Fels. Sie nickte.
Sarah Lark, geboren 1958, las schon als Jugendliche mit Begeisterung romantische Geschichten und Fantasyliteratur. Sie arbeitete als Journalistin und Werbetexterin, bevor sie begann, selbst Romane zu schreiben. Sarah Lark lebt mit ihrer Familie als freie Schriftstellerin in Spanien – und mit Viola verbindet sie eine große Liebe zu Irland.
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