Ruf des Blutes 4 - Unschuldsblut (German Edition)
Vorhaben, den mächtigen Dämon aus seinem Gefängnis zu befreien, stand unter keinem guten Stern. All seine Bemühungen liefen bisher ins Leere. Er hatte eine Ahnung, dass auch sie von seinen Aktivitäten wusste. Das beunruhigte ihn, denn womöglich galt dies dann auch für andere. Darum war er ihrer Bitte nachgekommen, sich nach Mitternacht hier zu treffen, an einem neutralen Ort, gefahrlos für sie beide. Er musste herausfinden, wie viel sie wusste und woher.
„Was verschafft mir die zweifelhafte Ehre, deiner Einladung, meine Liebe?“, fragte er daher direkt. Sein weiter Mantel blähte sich wie riesige Schwingen, als er von der Mauer auf sie zusprang, doch sie wich nicht einen Schritt zurück.
„Liegt das nicht auf der Hand?“ Sie lächelte wissend. „Bei all den Gerüchten, du wolltest Darkworld wieder öffnen.“ Er hob an, es abzustreiten, doch sie warnte ihn mit einer Geste. „Leugne nicht. Ich weiß es. Und den ersten Schritt hast du ja bereits getan, wie man hört.“
„Wächter kettet man besser an, sonst vergessen sie zuweilen ihre Pflicht. Dafür kann ich nun wirklich nichts.“
Sie lachte ein glockenhelles Lachen, das so gar nicht zu ihrer finsteren Seele passte und er schalt sich einen Narren, dass er so leicht auf diesen Trick hereingefallen war. Wenn sie beide wussten wovon die Rede war, bestätigte es nur ihre Vermutung, dass er dahinter steckte.
„Mir musst du nichts vormachen, mein Bester. Ich habe dich hierher gebeten, weil ich dir eine Allianz vorschlagen will.“
„Eine Allianz? Aus welchem Grund?“
Sie trat näher und die Kälte, die sie ausstrahlte, machte selbst ihm Angst, brannte unangenehm auf seiner Haut. Er musste sich zwingen, nicht zurückzuweichen.
„Oh, auch für mich gibt es einen guten Grund, das Tor mit den sieben Schlössern zu bezwingen. Und gemeinsam finden sich einfach mehr Möglichkeiten als allein.“
„Gründe? Du? Welche sollten das sein?“
Sie tat geheimnisvoll, wiegte den Kopf von links nach rechts, dass sich das Sternenlicht funkelnd in ihren Augen brach. „Sagen wir, es ist jemand dort, der mir noch einen Gefallen schuldet. Mir etwas beschaffen soll.“
Ihm war bewusst, dass sie nicht näher darauf eingehen würde. Es war ihre Sache und sollte es auch bleiben. Aber wenn sie ihm wirklich helfen konnte, wäre er ein Narr, sie abzuweisen. Im Augenblick hatte er keine Ahnung, wie er vorgehen sollte, denn die sieben Schlösser ließen sich nur von einem besonderen Wesen öffnen.
„Nur ein Feuerkind der Wende kann das Tor aufschließen.“
Sie lachte leise. „Ja, so heißt es wohl.“
„Ich weiß von keinem solchem Kind, das während der letzten Sonnenfinsternis das Zeichen empfing.“
Ihre Schmeichelei schlug innerhalb von Sekunden ins Gegenteil um. „Dann finde es oder lass es finden“, zischte sie – kalt diesmal und ohne Lächeln. „Schergen gibt es genug, die man kaufen kann, oder die ebenfalls nach der Öffnung von Darkworld streben. Und auch an solchen Kindern wird es nicht mangeln, wenn man die Augen aufhält.“ Sie machte eine Pause, lächelte süffisant. „Außerdem, es gibt immer einen Plan B oder C, falls sich ein solches Kind wider Erwarten doch nicht finden lässt. Verbünde dich mit mir, dann verschaffe ich dir Alternativen. Mehr als du zu träumen wagst.“
Er wurde misstrauisch. „Wenn es deiner Meinung nach so viele Alternativen gibt und so leicht ist, Darkworld zu öffnen, warum brauchst du mich? Wozu die Allianz?“
Tadelnd schüttelte sie ihr Haupt mit den nachtschwarzen Haaren. Das Mondlicht spiegelte sich in ihren schillernden Augen.
„Es gibt immer viele Wege etwas zu tun, aber nur sehr selten kann man diese allein gehen. Ich weiß wie man den Schlüssel drehen kann, auch ohne das besagte Kind, und ich habe bereits den ersten Schritt auf diesem Weg getan. Doch ohne deine Hilfe kann ich nicht beschaffen, was wir dazu brauchen. Wie du siehst, eine Hand wäscht die andere und wir bekommen beide was wir wollen. Ich schätze einen starken Partner, Sylion. Du auch?“
Er zögerte, diese Frau war gefährlich. Ihm war bewusst, welche Schwierigkeiten vor ihm lagen, wenn er weiterhin allein arbeitete. Aber wenn er sie nicht genau im Auge behielt, konnte ihm passieren, dass er am Ende zum Opferlamm wurde. Trotzdem nickte er schließlich, denn sie war zweifellos auch ein starker Partner und um sein Ziel zu erreichen, konnte sie von Nutzen sein. Vor allem, wenn sie hielt, was sie so großzügig versprach.
„Sehr gut“,
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