Rufmord
vorhanden, was für die Ermittlungen notwendig war: vom Anrufbeantworter über Computer und Faxgerät bis hin zu einer kleinen Dunkelkammer für Filmentwicklungen. Im Laufe der Jahre hatten die drei Detektive viele nützliche Utensilien zusammengetragen. Mittlerweile platzte der Wohnwagen aus allen Nähten. Trotzdem fühlten sich die Jungen darin so wohl, dass sie dieses Domizil schon fast als ihr zweites Zuhause ansahen.
Und auch an diesem Abend hatten sie sich hier versammelt, um sich gemeinsam die Aufzeichnung der letzten ›Prime-Time‹-Show auf Kassette anzuhören. Es war bereits zweiundzwanzig Uhr zehn, und Peter drängte Justus und Bob ungeduldig dazu, endlich die Starttaste des Ghettoblasters zu drücken.
»Den ganzen Tag surfst du auf dem Pazifik herum, Zweiter, und jetzt setzt du uns unter Zeitdruck!«, kritisierte der Erste Detektiv mit vorwurfsvollem Unterton. »Morgen ist Sonntag, wir können ausschlafen. Weshalb also diese Eile?«
Peter deutete zur Wanduhr. »In genau einer Stunde geht Kevin Anderson mit seiner ›Prime-Time‹ auf Sendung. Wenn wir uns jetzt die Aufnahme von gestern anhören, können wir uns die anschließende Live-Show auch noch anhören. Wer weiß, vielleicht ruft ›Mystery‹ auch heute wieder an.«
»Das glaubst du doch wohl selbst nicht!« Bob warf einen kurzen Blick zum Wohnwagenfenster hinaus. »Ein Sauwetter da draußen! Und es sieht nicht danach aus, als würde es bald aufhören zu regnen. Also habe ich nichts dagegen einzuwenden. Machen wir’s uns mit einer Cola in den Sesseln gemütlich und hören uns mal an, was wir da gestern im Radio gebracht haben!«
»Einverstanden.« Justus entnahm dem Kühlschrank drei Colaflaschen, während Peter die Kassette startete.
»Und hier ist er wieder! On Air! Amerikas heißester Tipp der Radio-Szene: Kevin Anderson mit seiner Late-Night-Show ›Prime-Time‹!«
Obwohl die drei Detektive die Sendung schon kannten, saßen sie mit gespitzten Ohren vor dem Ghettoblaster und lauschten ihren eigenen Gesprächen. Schließlich verzog Peter das Gesicht zu einer Grimasse.
»Ihr könnt mir sagen, was ihr wollt, aber ich finde meine Stimme hört sich schrecklich an!«
»Geht mir genauso, Zweiter!« Unbehaglich rutschte Bob auf dem Sessel herum. »Ich glaube, nur Just ist von seiner eigenen Stimme angetan. Stimmt’s, Erster?«
Justus nickte wohlwollend. »Auch ihr bräuchtet nicht an eurem Selbstbewusstsein zu zweifeln, wenn euch klar wäre, woran das liegt.«
»Pass auf, Bob«, witzelte Peter. »Dafür hat er bestimmt wieder eine wissenschaftliche Erklärung.«
Justus nickte und lehnte sich entspannt zurück. »Die meisten Menschen reagieren enttäuscht und verstört, wenn sie ihre Stimme vom Tonband hören. Die eigene Stimme vom Band klingt sehr dünn, während wir die Stimmen anderer Leute als ganz normal wahrnehmen.«
»Und woran liegt das?«, fragte Peter mit Nachdruck.
»Der Grund ist, dass wir eine falsche Vorstellung von unserer eigenen Stimme haben. Wir hören sie zwar mit unseren Ohren, aber nur ein Teil des Schalls erreicht die Ohren über die Luft. Die tieferen Töne in unserer Stimme hören die Ohren über den Kopf, weil sich diese Töne vom Kehlkopf über die Hals- und Gesichtsmuskeln und vor allem die Kiefer- und die Schädelknochen direkt zu den Trommelfellen ausbreiten.«
»Und was bedeutet das?«, hakte Bob nach.
»Unser Ohr folgert aus diesen tieferen Tönen, dass unsere Stimme eine große Klangfülle hat. Die anderen Menschen hören unsere Stimme jedoch ohne diese tiefen Frequenzen. Sie hören unsere Stimme so, wie sie vom Tonband kommt. Das heißt aber nicht, dass die eigene Stimme wirklich dünner ist als die anderer Menschen. Denen ergeht es beim Abhören ihrer Tonbandstimme genauso wie uns, besser gesagt: wie euch.« Justus grinste triumphierend.
»Großartig«, gab Peter missmutig von sich. »Selbst mit diesem Wissen kann ich meiner Stimme nicht das Geringste abgewinnen.«
Auch Bob wollte seinen Kommentar abgeben, da hob Justus warnend die Hand. »Still, Kollegen! Jetzt kommt der Anruf von ›Mystery‹!«
Als die drei Detektive erneut den Worten des unbekannten Anrufers lauschten, bildete sich auf Justus’ Stirn eine tiefe Falte. Nachdem ›Mystery‹ aufgelegt hatte, drückte er entschieden auf die Stopp-Taste des Ghettoblasters.
»Hast du gerade einen deiner berühmten Geistesblitze oder weshalb schaltest du das Band ab?«, gab Bob trocken von sich.
»Mrs Brighton hatte Recht. Selbst akustisch lässt
Weitere Kostenlose Bücher